Lobenberg: Seit vielen Jahren nun oft der direkte Verfolger von Ausone und Cheval Blanc um die Krone des besten Wein des Jahrganges in Saint-Emilion. Direkt auf dem Plateau an der Kante, in Folge von Ausone gelegen. Kalksteinplateau, in Nachbarschaft Canon, zur anderen Seite dann Ausone und Belair Monange. Lange, lange Jahre lag Beausejour Duffau im Dornröschenschlaf, nachdem sie 1990 einen glasklaren 100-Punkte-Wein hatten. Erst als, erstmalig mit dem Jahrgang 2008, das Duo Thienpont und Derenoncourt die Regie und die Weinbereitung übernommen hat, geht es hier ungebrochen richtig aufwärts. Das Erstaunliche ist, dass der Nachbar Ausone immer so ganz anders im Charakter ist. Beausejour Duffau ähnelt deutlich mehr Canon. Vielleicht auch eine Frage der Weinbergszusammensetzung. Wir haben hier deutlich mehr Merlot als bei dem Cabernet-Franc-lastigen Ausone. Vielleicht zwei der absoluten Superstars Saint-Emilions, mehrfach mit 100 Punkten ausgezeichnet. Zu Recht, wie ich finde.
Anders als die beiden zuvor probierten Weine Larcise Ducasse und Pavie Macquin, zeigt Beausejour Duffau deutlich mehr schwarze Frucht. Himbeere kommt nur ganz leicht durch, aber die Majorität ist drückende schwarze Kirsche voller Intensität. Ein wenig Cassis dahinter. Lakritze und Veilchen, gutes Fett. Im Mund schlanker, deutlich feiner, seidiges Tannin, mittlerer Körper, mittlere Länge. Alles fein verwoben, und wie bei den meisten Saint-Emilion-Werten, mit Ausnahme einiger kleiner Edelweingüter, die unter eigener Regie ihre Weinberge penibelst bearbeiten konnten, ist Saint-Emilion eben im Mittelbau unterhalb Beausejour Duffaus 2017 manchmal etwas zu dünn. Das liegt an der leicht verdünnten Merlot durch die Regenfälle im September. Hier aber guter, angenehmer Druck im Nachhall, feines Salz, auch wieder schwarze Kirsche, ein bisschen Sauerkirsche darunter. Das passt, das ist ein feiner Wein, das ist stimmig und ein extrem schöner Wein mit total seidigen Tanninen und schöner Samtigkeit undvgutem Trinkfluss. Aber es ist trotz ausgeprägter Persönlichkeit kein ganz großer Wein wie 1990 oder 2010 oder 2016. Auch steht und fällt der Kauf etwas mit dem Preis. Ich sehe ihn wegen individueller Klasse klar über Pavie Macquin und Larcise Ducasse, vor allem sehe ich den tollen Charakter mit dieser deutlicheren Schwarzkirsche, aber ein absoluter Riese wie 2016 ist er 2017 nicht. 97-98+/100