Lobenberg: Von zwei Kalkböden geerntet, die aus zwei verschiedenen Lagen stammen. Schwere tonige Lehmauflage. 28 Jahre alte Reben. Das ist für Chardonnay schon recht beachtlich. Weinberge mit 5000-6000 Stock bepflanzt. Friedrich Becker hat diese Reben schon Anfang der 90ger Jahre gepflanzt. Da war es noch nicht erlaubt, er hat sie zwangsweise als Weißburgunder deklariert. Später konnte er sie dann entsprechend richtig benennen. Das Holz kommt von Francois Freres als Hauptfasslieferant. Sehr gutes französisches Holz. Gutes Holz gibt es allerdings nur, wenn man direkt bestellt, und nicht über den Zwischenhandel nachkauft. Die Trauben werden komplett entrappt, angequetscht und dann gibt es eine Maischestandzeit, je nach Jahrgang und PH-Wert von kürzerer oder tagelanger Verweildauer. Dann Vergärung spontan im Barrique. Die Nase ist eine wunderschöne Mischung aus reifem Pfirsich, Birne, und eben diesem feinen Toasting des Holzes. Die Nase gaukelt einen ganz milden Mund vor. Weich, blumige Aromatik, auch ein bisschen Flieder, weiße Blüten. Sehr schick. Der Mund ist dann allerdings richtig zupackend. Die Säure ist fast dramatisch hoch, der Wein hat unglaublich viel Gripp, Dampf und Kraft im Mund, ohne dabei fett zu sein. Geschliffen, fein, spielerisch, aber knackig von seiner Mineralität. Kalkstein, Salz, es kommen auch Renekloden, Orangenabrieb, etwas Mandarine, Zitronengras, deutliche Teenote. Das hat im Mund deutlich mehr Frische und Bumms als in der extrem charmanten Nase. Lang anhaltend, über 2 Minuten verweilend. Das ist ein Chardonnay mit richtig Nachhall. Ein Chardonnay weg vom Mainstream. Sehr eigenwillig. 95-96/100