Lobenberg: Der Wein wird als Ganztraube auf einer Spindelpresse gepresst. Dadurch bekommt er eine leichte Phenolstruktur von den Schalen. Die spontane Vergärung und der Ausbau erfolgen komplett im Barrique, davon ein kleiner Anteil neues Holz, überwiegend zweite und dritte Belegung. Schlossberg wirkt, direkt neben dem wilderen, extravaganteren Bienenberg, klassischer und feiner. Hochfeine, weißfruchtige, leicht reduzierte Nase. Dezente Reduktion noble, dazu ein tiefer Hefeausdruck, Sauerteig, grüne Walnuss, dominikanischer Tabak und Matcha, helles Steinobst mit grünen Einschüben, geradlinig und präzise. Aber dennoch mit einem spürbaren Touch von Laissez-faire, er hat etwas „Dreckiges“, Wildes an sich, was der Nase eine enorme Tiefe und Charakterqualität verleiht, auch wenn es beim Schlossberg sublim bleibt und auch hohe Reife andeutet. Der Mund kommt krachend salzig auf die Zunge, Salzstein und Muschelschale lösen sich bis ins Finale in Quittenschale, milde Limettenzesten und feine Grapefruit auf. Die Struktur ist immens! Der Wein steht in seiner festen, eindrucksvollen Art auf der Zunge wie ein Fels und hat doch einen tollen Trinkfluss durch die saftige Salzigkeit. Dennoch wirkt der Schlossberg noch enorm unentwickelt in seiner charaktervoll-würzigen, herbsaftigen und festen Anmutung. Die Mischung aus Struktur und Salz wirkt so heftig, dass der Wein bestenfalls für eine Dekade eingesperrt bleiben sollte. Wie bei einem jungen Bâtard-Montrachet, ohne dass er dessen Gewicht erreichen würde, spürt man, dass die hochverdichtete Kompaktheit einfach sehr viel Zeit brauchen wird, um in die wirklich hedonistische Phase überzugehen, die er wohl eher nach 2030 erreichen wird. Momentan ist Bienenberg der feinere Wein, auch wenn er ebenso emotional ist. 97-98+/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Grün und orange, sattes Gestein, cremig und sehr fein mit druckvollem Nachhall. Erstmalig hinter den Bienenberg, sich aber der ausgewogenere Chardonnay von Julian. 98+/100