Lobenberg: Die im wärmeren, südlichen Sonoma-Teil gelegenen Weinberge der Unterregion Carneros ist eigentlich schon Napa, wegen der Kühle und der Nebel ist Carneros aber Sonoma ähnlicher. Dazu gehören die berühmten Hänge der Hyde-Farm. Sie sind zwar klimatisch wärmer als die kühle Sonoma-Coast oder Russian River, aber Hydes Terroir und die Kühle dieses Teil von Caneros sind sehr speziell und führen oft zum gegenteiliegen, frischen, etwas grünlichem Effekt. Der mit Felsgestein durchsetzte schwere Löß-Lehm-Sandboden liegt direkt auf gepresstem, zu Stein gewordenem Sandstein und Ton. Harte Arbeit für die Pflanzen, wenig Wasserspeicher und ein schwerer Weg zur Vollreife. Auch kommen kühle Seebriesen und satter, kühler Morgennebel von Petaluma hier hoch. Dazu kommt der aus einer Selektion Masale gewonnene, 1991 angelegte Pflanzbestand des Wente-Klons auf schwachwüchsigen Unterlagsreben. Dieser Klon ist extrem burgundisch und fein, das Gegenteil der tropischen Frucht aus Napa. Als Ganztraube gepresst, ohne Standzeit im Barrique vergoren und nach der Malo für 18 Monate mit leichter Batonnage dort verbleibend. Nur ein Drittel neues Holz, alles französische Eiche. Unfiltriert gefüllt. Die Hyde-Weine zeichnen sich noch mehr als die nördlicheren, kühleren Lagen 'Ritchie', durch femininen Charme, weiße Frucht und zitrusfruchtartige (Zitronengras, Organgenschale, grünliche Mandarine, punke Grapefruit) Frische aus. Oft unterschätzt liegt hier für mich die Wahrheit burgundischer Anmutung zwischen Corton Charlemagne und Meursault, unterlegt zugleich mit immenser Dichte und drahtiger, athletischer Kraft und der größten Komplexität aller kalifornischer Chardonnays. Dahinter feinster, unsüßer Akazienhonig und nervig, aufregende Rasse. Tolle Spannung! Ich bin sehr froh mit Kongsgaards Judge und Rameys Hyde die zwei gegenteiligen Entwürfe der für mich größten Chardonnays Kaliforniens anbieten zu können. 98-99/100