Lobenberg: Lorenzons Erträge sind ja auf natürliche Weise immer extrem gering, er hat 14.000 bis 20.000 Stöcke in den Anlagen stehen, schneidet super knapp an. Er erntet selbst in einem normalen Jahr nur 30 hl/ha. Nach dem Ausbau im zu 25 Prozent neuen, sonst gebrauchten Barriques aus eigenem, handselektiertem Holz und vor der Flaschenfüllung, gibt es für alle Weißweine bei Lorenzon nochmals bis zu 6 Monate Ruhezeit im Stahltank, um weitere Präzision zu gewinnen. Bruno ist befreundet mit einem benachbarten Tonnelier, der ihm die Fässer exakt nach seinen Wünschen baut. Er sucht alle Bäume in den Wäldern nordöstlich von Chablis selber mit ihm aus. Er lagert das Holz anschließend auf seinem eigenen Grundstück für mindestens 3 Jahre bevor dann beim Tonnelier ein Fass daraus wird. Das Toasting ist immer minimal. Ich glaube, ich habe nur extrem selten einen solch perfektionistischen Winzer getroffen. Die Weißweine werden niemals gepumpt, sondern nur mit CO2-Druck bewegt, um Sauerstoffeinträge zu vermeiden. Genau wie beim herausragenden 1er Cru Croichots zeigt auch Champs Martin eine atemberaubende Frische und Transparenz, wie sie typisch ist für Lorenzon und auch für die Weine seines guten Freundes Jean Marc Vincent aus Santenay, der ganz ähnlich arbeitet. Die Frische, die aus dem Glas schießt ist kaum zu glauben. Man möchte sich zwicken. Limettenzeste, Orangen, Mandarinenschale, Austernschale, alles spielt wild durcheinander, so viel Salz und Mineralausdruck. So pur, transparent, kristallin ohne Ende. Zählt zu den besten Weißweinen des Burgunds, kein Zweifel. Muss man selbst probiert haben, um es zu verstehen. Diese Dynamik, die Athletik in Brunos Weinen, das ist einfach phänomenal. Ich wüsste nicht, was da noch drübergehen sollte aus Mercurey und auch sonst nur wenig. Ein großer, großer Chardonnay, der einen von der ersten Sekunde an mitreißt. 95-96/100