Lobenberg: Jan Hendrik Erbach von Pian del Orino ist ohnehin ein Meister der feinen und geschliffenen Weine, da es hier immer eine vorsichtige Extraktion gibt. Die Nase ist dicht gewoben und druckvoll, aber keineswegs eingekocht, wie es manche 2015er Brunello durchaus waren. Wunderbare klare, präzise gezeichnete rote Kirsche, Schlehe, etwas Waldhimbeere, Johannisbeere. Dazu ganz feine Lakritze, ätherische Kräuter, Salbei, Thymian, auch eine leicht verspielte Veilchennote hintenraus. Wow, was für eine schicke, balancierte und hochfeine Nase, die dennoch Druck und Dichte ausstrahlt. Ruhende Kraft. Im Mund ausgesprochen elegant, filigran gebaut, die leicht blumige Unterlegung kommt auch hier durch. Außerdem Wildkirsche, etwas Sauerkirsche und wieder viel Himbeere, so zart. Gleichzeitig natürlich mächtig Schub aufbauend, die gesamte Struktur inklusive der Tannine ist vordergründig fein und elegant, doch baut sich hintenraus imposant auf, schiebt nach und packt zu. Fesselnd. Feine Kräuter kommen durch, Salbei, Lorbeer, Hagebutte, Rosenblätter. Man neigt zunächst dazu den Wein wegen seiner Feinheiten zu unterschätzen, aber was da hintenraus stehenbleibt im Abgang und was an salzbeladener Mineralität in der Mitte vorhanden ist, das ist schon nachhaltig beeindruckend, wenn man es mal eine Weile auf sich wirken lässt. Große Gläser und viel Luft sind hilfreich, aber wirklich gerecht wird dem Wein eigentlich nur eine Lagerung über 10 oder mehr Jahre. Ewiger Nachhall, der kaum aus dem Mund weicht und trotzdem voller Finesse und Geheimnisse ist. Ein großer Brunello der leisen Töne, die dennoch gewaltig nachhallen. 97-100/100