Lobenberg: Carrascal stammt ebenfalls von einer Einzellage mit jüngeren Reben, hier haben wir aber nochmal deutlich kalkhaltigere Böden, eigentlich schon Kreide. 100% Tintilla, das ist eine sehr spannende und nach Meinung von Willy Perez vor allem eine sehr zukunftsfähige Rebsorte, da sie wenig Tannin und eine recht hohe Säure besitzt. So bekommt man trotz zunehmender Hitze in der Region dennoch einen feinen, eher leichten Rotweintyp. Gleiches Winemaking wie beim Corchuelo – also rund 60% entrappt, der Rest dann als Ganztraube im Edelstahl vergoren. Ausbau für etwa ein Jahr im gebrauchten Holz, anschließend nochmal für einige Monate im Edelstahl, bevor er gefüllt wird. Beim Corchuelo musste ich an elegante Nordrhône denken, beim Carrascal kommt mir sofort das Burgund in den Sinn. Sehr klare Kirschfrucht, etwas Schlehe mit feiner, erdiger Würze untermalt. Kühle Finesse, dann auch florale Akzente von Veilchen und eine dezente, rauchige Kalksteinnote im Hintergrund. Am Gaumen läuft Carrascal auch voll auf der Finessespur mit einem wunderbaren Mix aus süßer, dunkler Kirsche mit Sauerkirsche, kühle Kräuterigkeit dazu, etwas helle Lakritze, bis dann die salzige Kalksteinmineralität richtig Vollgas gibt. Wow, schöner Druck und eine tolle Intensität aus diesem Spannungsbogen zwischen süßer, charmanter, wollüstiger Frucht und dieser Präzisen, glasklaren Mineralität. Feine Säuren umspielen die Zunge – das hat Saftigkeit und auch eine tolle Struktur, das Tannin ist zudem super geschliffen. Das ganze endet dann in feinem Salz und steht noch für einige Zeit am Gaumen. Rotwein aus Andalusien von solcher Klasse und Finesse habe ich selten im Glas gehabt, das gefällt mir richtig gut. 94-95+/100