Lobenberg: Capelinos besteht überwiegend aus Mencia. Vergoren wird mit circa 40% ganzen Trauben. Ausbau für 9 Monate in gebrauchten Barriques. Finca Capelinos zeigt sich zunächst am zurückhaltendsten verglichen mit allen anderen Einzellagen. Die Frucht ist eher dezent, der Stein dominiert hier sehr viel deutlicher. Dunkle Kirsche und hellere Töne von Granatapfel, Sanddorn und Schlehe zeichnen sich mit etwas Luft im Glas ab. Süße Gewürze, feine Lakritze und brasilianische Tropenhölzer, auch blühender Thymian und Veilchen. Enorme Komplexität, die kaleidoskopartig auffächert je länger der Wein an der Luft steht, mal dominieren steinige, mal süße, mal würzige, mal kirschig-beere Nuancen, vielschichtig, mehrdimensional und hochfein. Bei jedem Hineinriechen scheint der Wein sich verändert zu haben. Auch das Holz scheint hier bereits mehr mit dem Wein verwoben zu sein, die Barrique-Noten gehen in den restlichen Gewürzen unter. Der Mundeintritt ist einerseits saftig, präzise und filigran, etwas an Guimaros Hochlage A Ponte erinnernd. Andererseits ist da mehr aus der Tiefe schiebende Kraft, mehr Volumen bei gleichem Alkoholgehalt, mehr Schub. Nicht so süß-hedonistisch wie Finca Meixaman, sondern genau dazwischen liegend. Finca Capelinos ist best of both worlds, weil es sowohl vibrierend-rotfruchtige Leichtigkeit als auch dunkelwürzige, steinige Tiefe und Mineralik hat. Wir finden hier die größte Harmonie, die totale Ausgewogenheit und insgesamt den komplettesten Wein, der aber wahrscheinlich auch am längsten Zeit brauchen wird, um vollständig aufzublühen. Ewiger Nachhall, in dem die fest von feinstrukturierten, dicht verwobenen und samtigen Gerbstoffen eingerahmte Frucht wie auf einem kreidigen Teppich ausklingt. Ribera Sacra ganz groß. Leider gibt es nur 800 Flaschen von diesem raren Stoff. 98-100/100
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.