Lobenberg: Das Terroir des Blauburgunder Rhini unterscheidet sich deutlich von allen anderen Untergründen bei Hanspeter Ziereisen - hier gibt es eben nicht nur reinen Kalkstein wie sonst, sondern Kalkstein mit Lehm-Löss-Auflage und dazu extrem durchzogen von Eisen. Das Ganze auf 300 Höhenmetern. Die Klone sind zur Hälfte Burgunderklone und zur Hälfte badische Klone, gepflanzt von 1988 bis 2000. Hier sind wir meist bei einem höheren Ganztraubenanteil, allerdings haben Ziereisens eine Lesemannschaft, die geschult ist die Rappen an der richtigen, verholzten Stelle abzuschneiden. Selektierte, später hinzugefügte Rappen lehnt Hans Peter ab, da sie seiner Meinung nach durch das vorherige Abbeeren zu stark verletzt werden und dann „grüne“ Aromen abgeben. Über diese Praxis gibt es unterschiedliche Ansichten, Fürst, Huber, Ziereisen machen es so, aber viele Weingüter in Deutschland und dem Burgund geben weiterhin nachträglich selektionierte Rappen hinzu. Hans Peter Ziereisen vergärt diesen Wein spontan im geschlossenen Gärtank, denn er ist der Meinung, dass eine offene Maischegärung, wie sie häufig in Deutschland durchgeführt wird problematisch ist, da sie Aromen freisetzt, die er nicht mag, die Kirschfrucht wird eher erdbeerig. Man sollte in seinen Augen entweder geschlossen oder in sehr großen offenen Gärgebinden, wie im Burgund, vergären, weil die Gärtemperatur hier höher geht und man dann eine Burgunderaromatik bekommt. Diese deutsche Fruchtaromatik kommt häufig von zu niedrigen Gärtemperaturen. J.B. Becker im Rheingau vergärt nicht nur geschlossen, sondern sogar in einem Drucktank, eine tradierte deutsche Methode, die komplett in Vergessenheit geraten ist, aber bei ihm super Ergebnisse hervorbringt. Der Rhini ist in der Serie der erste ganz große, ganz erwachsene Wein. Das Terroir mit diesem hohen Eisenanteil schlägt durch, das gibt Blut, Holunder, viel Druck und Zug und trotzdem unendliche Feinheit. Die Frucht ist nicht nur schwarz wie in 2016, sondern eher dunkelrot. Auch frische rote Frucht ist dabei in 2017, Johannisbeere und Sauerkirsche ziehen sich unendlich lang, steinig, pfeffrig, Thymian, Veilchen, alles sehr geschliffen, kühl und elegant, aber mit eindrucksvoller Statur. Die Kirsche wird etwas süßer mit Luft, dann kommt auch Schlehe hinzu. Das ist im Stil eines stylischen Vosne-Romanée und dennoch im Tannin und im Druck massiver als einiges, was man aus dem Burgund kennt. Aber mit enormem Schliff im Tannin, immenser Salzspur am Gaumen. Große Länge. 2017 hat eine immense Spannung und Energie, die den Wein durchziehen. Ein kraftvoller und zugleich feiner Pinot Noir mit muskulöser, aber seidiger Tanninstruktur, viel Mineralität und intensivem Nachhall. Alles rollt immer wieder hoch. Großartiger Stoff und mindestens auf Premier Cru Niveau. Die Saftigkeit lässt ihn zugänglich erscheinen, aber die immense Struktur aus den Rappen gebietet etwas Geduld. Das wird noch größer werden! 96-97/100