Spätburgunder Malterdinger Rosé Ortswein 2022

Bernhard Huber: Spätburgunder Malterdinger Rosé Ortswein 2022

Weinclub

VDP

Zum Winzer

95
100
2
Spätburgunder 100%
5
rosé, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2038
Verpackt in: 3er
9
mineralisch
leicht & frisch
3
Lobenberg: 95/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Malterdinger Rosé Ortswein 2022

95
/100

Lobenberg: Rosé auf Grand Cru-Level kennen wir von Viña Tondonia, Sylvain Pataille und spätestens seit Aldingers Trollinger-Geniestreich wissen wir, dass es sowas auch in Deutschland gibt. Reiner Spätburgunder, in gebrauchten Barriques spontan vergoren und ausgebaut. Nur ganz zartes Rosa. Die leicht wilde Nase ist schon im wahrsten Sinne ein Knaller: Zuerst kommt einem die feinrauchige Schießpulverreduktion entgegen, wie wir sie schon von Julians Weißen kennen. Dann kühle Meeresbrise – ja, fast ein bisschen Austernschale, Grapefruit, mit Himbeere und Johannisbeere auch ein deutlich rotbeeriger Einschlag. Im Mund kickt dann die messerscharfe Säure zusammen mit feinem Gerbstoff so richtig rein. Was für ein geniales Spiel mit dieser zupackenden Textur. Charmante Frucht sucht man hier vergebens, das ist ein druckvolles Powerteil. Alles zieht sich zusammen, so ultrapikant ist dieser Rosé, wow! Sauerkirsche, salzige Himbeere, wieder auch etwas Grapefruit, dann aber auch unfassbar viel kalkiger Grip. Kompromisslos karg und salzig-mineralisch, lang und vibrierend. Ein intellektueller, steiniger Rosé mit dem man sich beschäftigen muss. Ich empfehle ihn über den Abend aus großen Gläsern zu trinken und die Entwicklung zu beobachten. Das ist kein simpler Rosé zum wegschlürfen auf der Terrasse, aber das hätte ich von Julian Huber auch nicht erwartet. Dass er mich dann aber so umhaut, hätte ich andererseits auch nicht gedacht. Chapeau, eine echte Bereicherung!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

Mein Winzer

Bernhard Huber

Die Geschichte des Spätburgunder in Malterdingen begann vor über 700 Jahren, als die Zisterziensermönche die aus dem Burgund stammenden Reben dort pflanzten.

Spätburgunder Malterdinger Rosé Ortswein 2022