Bernhard Huber: Chardonnay Hecklinger Schlossberg Großes Gewächs 2022
- 2
- Chardonnay 100%
- 5
- weiß, trocken
- 13,5% Vol.
- Trinkreife: 2026–2044
- Verpackt in: 6er
- 9
- voll & rund
- mineralisch
- fruchtbetont
- 3
- Lobenberg: 100/100
- Decanter: 98/100
- Jancis Robinson: 18+/20
- 6
- Deutschland, Baden
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Weingut Bernhard Huber, Heimbacher Weg 19, 79364 Malterdingen, DEUTSCHLAND
Chardonnay Hecklinger Schlossberg Großes Gewächs 2022
/100
Lobenberg: Eine steile These, aber Julian Hubers Schlossberg ist mit ziemlicher Sicherheit der beste Chardonnay Deutschlands! Und ja, ich würde ihn auch einigen, sogar nochmal deutlich kostspieligeren Burgundern vorziehen. Der Schlossberg hat einfach nochmal eine ganz eigene Magie, eine besonders einnehmende Art, die einen sofort in den Bann zieht. Ähnlich wie ein Kirchenstück von Bürklin oder ein Gutedel 10hoch4 von Ziereisen. Das sind einfach Weine, die für sich sprechen, die definitiv in erster Reihe der besten Weißweine der Welt anzusiedeln sind. Teilweise sehr alte Reben, aber auch Neupflanzungen. Viel Genetik aus den besten Puligny-Lagen von Leflaive, sowie Klone aus der Champagne. Der Wein wird als Ganztraube auf einer Spindelpresse gepresst. Dadurch bekommt er eine zarte Phenolstruktur von den Schalen. Die spontane Vergärung und der Ausbau erfolgen komplett im Barrique, davon etwa ein Drittel neues Holz, überwiegend aber zweite und dritte Belegung. Diese Nase allein ist schon ein Traum aus steiniger Eleganz. Rauchige Kalksteinnoten verbinden sich mit Verbene, Bergminze, Amalfizitrone und Bergamotte zu einer kühlen, ultra brillanten Einheit. Auch wenn man es gar nicht sofort merken würde, der Schlossberg ist eine warme Lage, dementsprechend haben wir hier auch eine gewisse Exotik drin. Mit ein bisschen Luft kommen Noten von Maracuja und Nashibirne zum Vorschein. Am Gaumen dann kraftvoll und absolut spannungsgeladen. Was für eine enorme Vibration! Kalkstein, Salz, griffige Gerbstoffe und reife Säuren. Wow, was für eine Power! Das schiebt, der Wein steht einfach unfassbar lange am Gaumen, das ist absolut irre! Wenn wir beim Bienenberg eher Hochlagen-Meursault dachten, haben wir hier einen Wein vom Format Chevalier-Montrachet. Absolut groß, legendär und leider ebenso rar.
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.
/100
Decanter über: Chardonnay Hecklinger Schlossberg Großes Gewächs
-- Decanter: Julian Huber from Baden sets the bar high for German Chardonnay. This is especially true for this stunning wine from the Schlossberg, which features limestone soil. Here, all the elements come together to form a rich narrative: flinty notes, wet stone, and cold smoke combine with candied apple and peach. The acidity is firm yet ripe, providing a smooth flow. Everything is tightly woven and complex, with a very modern touch. A remarkable performance.
/20
Jancis Robinson über: Chardonnay Hecklinger Schlossberg Großes Gewächs
-- Jancis Robinson: Oh that nose! Fumy/flinty, lemon toast, white flowers and the tender greenery of baby fennel. The complex bouquet leaps from the glass, forgoes the handshake and jumps into a swift, all-consuming embrace of racy acidity and delicate grip. Chiselled citrus curves and juicy grace. Serene ferocity, the character development is unbelievable, and far from finished.
Bernhard Huber
Die Geschichte des Spätburgunder in Malterdingen begann vor über 700 Jahren, als die Zisterziensermönche die aus dem Burgund stammenden Reben dort pflanzten.