Lobenberg: Der Rüncot ist eine Lage, die zwischen Chiniera und Ginestra Casa Maté liegt. Sie zieht sich von 450 Metern runter bis auf 300 Meter, ein ganz schmaler Streifen alter Reben, die nur im Durchschnitt jedes zweite Jahr einen eigenen Wein ergeben: 2013, 2015, 2016, 2019 und 2020. In den Zwischenjahren geht der Wein komplett direkt in den normalen Nebbiolo, niemals in die beiden Lagen-Barolo, um sie nicht zu verfälschen. Diese alten Reben werden dann nur mit Minierträgen von drei kleinen Trauben pro Stock ausgelesen. Die Trauben werden komplett entrappt, bis auf das letzte kleine Krümelchen, dann geht es in die extrem lange Gärung und Mazeration von zwei Monaten oder sogar mehr. Der Ausbau geschieht zu 100 Prozent in neuen Barriques für satte vier Jahre. Danach geht der Wein für weitere zweieinhalb Jahre Reife auf die Flasche, bevor er in den Verkauf kommt. Der Wein erscheint also erst im siebten Jahr nach der Lese. Der Jahrgang 2015 braucht diese Power, auch um das neue Holz wegzustecken. Wobei das Holz natürlich nur genommen wird, um dem Wein die entsprechende Reifung zu geben, die Oxidation. Der Wein hat eine immense Nase, aber sie ist gleichzeitig unglaublich weich. Satte rote und schwarze Kirsche, Brombeere und Cassis, dunkle Lakritze und doch weich und charmant. Üppig, mit einer satten Mineralität schon in der Nase. Lakritze, Walnuss, schwarze Heilerde. Viel Druck untendrunter, aber nichts Rustikales. Immenser Schub und Aromatik, mit viel Flieder bis Veilchen. Dunkle Blüten. Ein Powerwein ohne Aggressivität. Im Mund unglaublicher Schub. Und trotzdem nicht hart. Einfach nur Druck, Druck, Druck. Ohne Tanninhärte. Tanninmassen, aber samtig, weich und rund. Nur eben sehr viel. Der Wein vergeht überhaupt nicht wieder, bleibt haften für Minuten. Er klebt am Gaumen und an der Zunge in dieser extrem intensiven Lakritz-Rotfrucht-Konzentration. Marmeladig, ohne süß zu sein, doppelt saure Lakritze aus Holland, zusammen mit marmeladiger Sauerkirsche und Schlehe. Ganz viel Druck, Lehm und Kalkstein. Ein nicht enden wollender Nachhall. Der Wein ist ein Ereignis. Und dieser 2015er, der 2022 auf den Markt kommt, sollte meines Erachtens noch weitere zehn Jahre im Keller eingesperrt bleiben bevor man ihn erstmalig öffnet. Er ist ohne Frage in ganz großer Barolo und ein ganz großer Wein. Einfach ein Ereignis. Groß! 100/100