Lobenberg: Der Jahrgang 2010 in der Langhe ist wohl der harmonischste und balancierteste Jahrgang der letzten Jahrzehnte. Alles passt perfekt, hochgradig komplex. 2010 bot perfektes Wetter, eine gleichmäßige Blüte, ein heißer Sommer ohne wirkliche Extreme. Zum Endsommer leichte Schauer zur Wiederbelebung und immer gute Tag-Nacht-Differenzen in der Temperatur. 2010 ist nicht so tanninreich wie 2001, 2004 und 2006, nicht so üppig und fast fett wie 2007, auch nicht ganz so zart und fein wie 2008 und nicht so extrem harmonisch und rund wie 2009. Dieser Jahrgang ist eine etwas kraftvollere, strukturiertere und fruchtstärkere Kopie des großen 1999ers voller Harmonie, Finesse, Eleganz, Charme und vor allem Trinkfreude! Voerzios Problem war 2010 lediglich der winzige Ertrag von 15 hl/ha im Gegensatz zu ebenfalls minimalen 20 hl/ha in normalen Jahren. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, brachte 2010 nur knapp 500 Gramm Beeren aus maximal 5 winzigen Trauben. In der Lage La Serra nur 300 Gramm je Stock. Wahrscheinlich der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft, jedoch wichtig die Stockdichte auf Zehntausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird jedoch auch noch Aufgabe der Folgegeneration um Sohn Davide Voerzio bleiben. Natürlich auch biologisch-organische Arbeit vom Weinberg bis zum Keller, nur Spontanvergärung, Nebbiolo-Ausbau nur in gebrauchtem, burgundischem, sehr dichtporigen Holz, minimal getoastet, also nur Zweit- und Drittbelegung, damit traditionelle Ausprägung der Weine, Holz ist nicht spürbar. Bei so geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. 3 Wochen Vorsprung, bei Voerzio war am 20. September noch vor allen größeren Regenfällen alles im Keller. Auch liegt dadurch trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher, Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. La Serra ist die höchste Lage in La Morra und damit von Voerzio in 420 Metern Höhe direkt am Ortsausgang Richtung Barolo. Süd- / Südost- Exposition. Schon auf 8000 Stöcke je Hektar aufgestockt. Entsprechend der Höhe und der Sonnenexposition ist der La Serra der feinste, verspielteste, der zarteste Wein von Voerzio, er wird ob seiner Zartheit oft unterschätzt, ist jedoch meistens zusammen mit Brunate der beste Wein Voerzios, zumindest aus Sicht des Winzers. Die Feinheit und Blumigkeit zeigt sich schon in der Nase. Ganz feiner ätherischer Wein, extrem puristisch, ultrazart, fast leicht erscheinend, sehr duftig. Walderdbeere und Waldhimbeere gehen einher mit zarter roter Kirsche und Zwetschge, feinste helle Erde, total verspielt und zart, Minze und Jasmin, auch Veilchen und Eukalyptus, ultrazart und sehr burgundisch, ein gehauchter Chambolle Musigny-Typ. Ultrafeines, perfekt geschliffenes Tannin mit wunderbarer, präsenter und total verspielter Säure im Mund, extrem salzig mineralisch unterlegt, Gesteinsmehl, frische Grapefruit dazu, gelbe Frucht. Weniger süß als der reifere Rocche Annunziata. Noch feiner als Brunate, feiner als ein Burgunder, noch verspielter, es wird Jahre dauern, bis sich die Frucht als feinste Kirsche und Zwetschge über die Mineralität erhebt. Der verschlossenste Wein Voerzios kommt ultrazart auf leichten Katzenpfoten daher, in Seide gehüllt, fast geheimnisvoll, ein Wein für 'Seher'. Auch dieser echt abgehobene Wein ist richtig großes Kino, der wohl 3 Minuten währende Nachhall lässt die Klasse spürbar werden. Der Zugang zu diesem Wein ist wie ein langer, schmaler, unendlich langer Gang, immer geradeaus, endend in einer Kirche. Die noch etwas höhere Frische in der extrem aromatischen Fruchtintensität bei sehr guten Volumen und Reife, unterscheidet 2010 von den schon grandiosen Jahren 2009 und dem ultrafeinen 2008. Die totale Finesse und Harmonie mit Kraft, Frische und Langlebigkeit. Perfektion in Komplexität, Perfektion im Barolo, Perfektion im Wein! 100/100