Lobenberg: Die Weinberge werden sämtlich biologisch-organisch bearbeitet. Die Lage Ginestra ist eine Südexposition und eine der berühmtesten Lagen im Barolo-Gebiet, wohl mit Bussia die beste Lage von Monforte d‘Alba. Der Kalkstein- Untergrund von Ginestra ist deutlich von weißem Lehm durchzogen, von Eisen, Kupfer und ähnlichen Metallen dominiert. Dieser spezielle, kalkhaltige Lehm gilt zusammen mit, oder noch vor dem reinen Kalkstein und Kreide, als das große Geheimnis der besten Barolo, das ist der Schlüssel des Terroirs. Durch den kalkigen weißen Lehm ist Ginestra sehr viel kompakter als Gavarini, die andere Lage der Grassos. Auch liegt das Durchschnittsalter der Reben bei über 35 Jahren. Die Fermentation geschieht in Stahl. Mazeration nach der alkoholischen Vergärung (Spontanvergärung) für weitere 2–3 Woche, so dass es insgesamt zu einer Maischestandzeit von gut 40 Tagen kommt. Ausbau in 25 Hektoliter Fässern aus slawonischer Eiche, ohne Abzug bis zur Flaschenfüllung. Wir haben auch hier total rote Frucht, aber der Wein ist deutlich seidiger, feiner, eleganter. Er kommt in dieser Frühphase nicht so extrem reich rüber wie die Lage Der Gavarini Chiniera, die normalerweise in Süd-/Südostexposition, weiter oben am Wald, eigentlich kühler ist als der Ginestra Casa Mate, der in reiner Südexposition liegt. Aber in 2015, in diesem weichen, warmen Jahr mit den extrem kühlen Nächten des Spätsommers, vertauschen sich hier die Rollen in der frühen Form, der wärmere und reichere Casa Mate zeigt einfach noch nicht seinen ganzen Reichtum. Der Wein ist so unglaublich elegant, so verspielt. Auch verschlossener. Ganz viel rote Kirsche. Wir sind hier viel burgundischer. Sehr feine Vosne-Romanee Stilistik. Das ist sehr schick. Im Mund haben wir hier mehr Struktur, mehr Körper, mehr Länge, in der Mineralität aber weniger reiche süße Frucht. Die so reichlich da ist, nur verschlossen. Das Tannin ist deutlich massiver, aber total poliert. Wir haben ungeheure Mengen davon, und das Ganze zieht sich für Minuten durch den Mund. Fast mit einer leichten Strenge im Gerbstoff und in den kirschigen Aromen. Auch leichte Kirschkerne, ein bisschen Marzipan, ein bisschen Süßholz dabei, ein bisschen Holunder kommt hoch. Also auch ein bisschen dunkle Frucht neben der roten Kirsche. Ultra fein bleibend. Wenn wir beide Weine zusammen betrachten, dann ist der Gavarini Chiniera sicherlich jung der totale Charmeur, der in zehn Jahren zur Perfektion auflaufen wird. Ein großer Wein für die Freude. Und Ginestra Casa Mate wird ganz sicher viel länger laufen. Auch er hat, und das ist dem Jahrgang geschuldet, einen grandiosen Charme. Aber es ist der deutlich erwachsenere Wein. Ein Wein für Jahrzehnte, und ein Wein, der zwar extrem Freude macht, der aber auch Achtung fordert. Ich bin sehr froh hier gewesen zu sein, denn diese 2015er sind für mich in Summe die schönsten Weine verglichen mit dem riesigen Jahr 2013. 2013 sind mir dann am Ende, wenn ich sie rückverkoste, zu maskulin. Etwas für die Ewigkeit. Obwohl es Riesen sind. 2015 ist für mich eine ziemlich geniale Kombination, weil ein Barolo auch immer Freude machen soll. 2010 und 2013 sind zum anbeten, 2015 sind grandiose Weine, die irre Freude machen. Das sind die Turboversionen von 2005, der leider durch etwas Regen im September verdünnt wurde. So soll Barolo sein, und so ist Monforte in 2015 ganz großes Kino und kann durchaus aufschließen zu den großen Weinen aus Cannubi und aus La Morra. Die Großlage Ginestra behält hier trotzdem ihre ganz eigene Struktur, was ich bei Conterno Fantino schon gesehen habe. 2015 ist ein Jahr, das mir unglaublich gefällt, auch wenn Klassiker ihm die Größe eines 2010 absprechen. Und 2016 mag in der Tat aus diesen Gesichtspunkten der größere Jahrgang werden, aber um die nächsten zwanzig Jahre extrem viel Freude zu haben, da ist 2015 wirklich der Bringer. Also nicht in der Ewigkeitsskala sondern in der Genussskala: 99-100/100