Lobenberg: Anders als der zuvor probierte Gavarini Chiniera hat der Ginestra Casa Mate 2013 deutlich mehr Wucht und Volumen. Ist insgesamt deutlich reichhaltiger. Die Weinberge werden sämtlich biologisch-organisch bearbeitet. Die Lage Ginestra ist eine Südexposition und eine der berühmtesten Lagen im Barolo-Gebiet, wohl mit Bussia die beste Lage von Monforte d'Alba. Der Kalkstein-Untergrund von Ginestra ist deutlich von weißem Lehm durchzogen, von Eisen, Kupfer und ähnlichen Metallen dominiert. Dieser spezielle, kalkhaltige Lehm gilt zusammen mit, oder noch vor dem reinen Kalkstein und Kreide, als das große Geheimnis der besten Barolo, das ist der Schlüssel des Terroirs. Durch den Lehm ist Ginestra sehr viel kompakter als Gavarini, die andere Lage der Grassos. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei über 30 Jahren. Die Fermentation geschieht in Stahl. Mazeration nach der alkoholischen Vergärung (Spontanvergärung) für weitere 2-3 Woche, so dass es insgesamt zu einer Maischestandzeit von gut 40 Tagen kommt. Ausbau in 25 Hektoliter Fässern aus slawonischer Eiche, ohne Abzug bis zur Flaschenfüllung. Im 2013er Ginestra kommt mehr süße, schwarze Kirsche neben reifer Zwetschge, ziemlich voluminös, aber nie fett wirkend. Hier fehlt der ganz feine Chambolle-Musigny Teil des burgundischen Gavarini. Hier sind wir eher zwischen Gevrey Chambertin und Morey-Saint-Dennis. Kraftvoll und erdig. Im Mund überdeckt der Ansturm des Gerbstoffs und der enorm präsenten Säure die darunterliegende, extreme Aromatik für mehrere Minuten. Der Wein bleibt mit seinem extremen Gerbstoff für mehrere Minuten haften und nimmt den ganzen Mund ein. Bei dieser hohen Intensität ziehen sich sogar die Augen zusammen. Der Ginestra Casa Mate braucht sicherlich 5 Jahre länger als der Gavarini Chiniera. Hier kommt so viel Wucht dazu. Auf lange Sicht mag er vielleicht sogar der größere Wein sein. Beide Grasso Weine gehören zum Besten was ich hier in diesem Jahrgang probiert habe und können mit den grandiosen 2012ern mithalten, ja übertreffen sie gar. Etwas weniger Charme und Liebreiz als 2012, dafür mehr Aromatik, Terroir und mineralischer Ausdruck. Stilsicherer, klassischer Barolo mit unendlicher Länge. Großer Stoff. 99-100/100