Lobenberg: Auch bei Grasso war 2013 ein kühles Jahr mit einer sogar extrem späten Ernte. Die Weine werden organisch im Weinberg gearbeitet. Die Lage Gavarini Chiniera wird erst seit 1987 im Weingut Grasso separat abgefüllt. Eine Südhanglage auf 350 Metern in einem parallel zum Ginestra verlaufenden Tal. Der Untergrund ist eine Mischung aus Sand und Kalksteinen. Normalbepflanzung mit 4500 Stöcken pro Hektar. Das Durchschnittsalter der Reben beträgt 30 Jahre. Mazeration nach der alkoholischen Vergärung weitere 2-3 Woche, so dass es insgesamt zu einer Maischestandzeit von gut 30 Tagen kommt. Der Chiniera 2013 wurde erst in der ersten Novemberwoche zu Ende gelesen. Extrem komplexer Wein, sehr fein, sehr klassisch, tanninreich mit hoher Säure. Im Grunde eine Wiederholung des Jahrganges 2010 mit dieser enormen Finesse. 2013 ist noch etwas kühler in der Jahrgangsstilistik. Klassisch für Barolo-Liebhaber, nicht ganz so massiv wie 2004 und 2006 und dabei doch fein wie 2010. Also ungefähr die Feinheit eines 2012ers mit der Eleganz und dem Tanningerüst des 2010er. Das ist ziemlich perfekt. Berauschend schöne Nase. Stilistisch ein Burgunder, und da ähnelt er am ehesten einem Chambolle-Musigny mit einem Touch Gevrey-Chambertin. Der Wein ist allerdings ziemlich schlank, es fehlt zumindest in der Nase ein bisschen die fette Süße. Dafür enormer Geradeauslauf, schon im Duft. Tolle süße rote Kirsche, provenzalische Kräuter, viele florale Noten, verspielt, duftig. Eine Fruchtkaltschale, fast nur aus verschiedenen Kirschen und junger roter Zwetschge bestehend. Ganz langsam schält sich ein leichter Hauch von Johannisbeere heraus. Helle Schokolade. Der Mund hat dann die Fruchtsüße, er ist eine Aromen-Explosion in Kirsche und Zwetschge, alles vermischt mit viel Salz, Kalkstein und Kreide. Auch Cranberry, Walderdbeere, Waldhimbeere, alles getragen von Kirsche und Zwetschge. Das Ganze ultrafein, sehr burgundisch. Sehr langer Nachhall mit feiner Salzspur, aber eben auch mit sehr massiven Mengen zarten, feinkörnigen Tannins ausgestattet. Das ist ziemlich gut. Das ist der Charme des letzten Jahres vermischt mit der klassischen Linie des 2010ers. Unglaublicher Geradeauslauf auch im Mund, der Wein hält über Minuten an. Er rollt immer wieder mit dieser wunderschönen Süße hoch, ohne jedoch die große Opulenz auszustrahlen, er ist nie zu fett. Bleibt dabei immer fein aber gleichzeitig klassisch. Das ist sicher einer der ganz großen Weine eines ganz fantastischen Jahrganges. Ein Jahrgang, der meinen Trink-Liebling 2012 kombiniert mit dem Klassiker 2010. Großes Kino, ziemlich perfekter Barolo, der unbedingt ein paar Jahre Lagerung braucht. 98-100/100