Lobenberg: 90% der Trauben dieses Bioweins kommen von Torriglione in La Morra. Also eine der Traumlagen, aus der auch Roberto Voerzio einige seiner Weine keltert. Der Weinberg wurde Anfang der 80ger Jahre gepflanzt. Dies ist der einzige Wein von Trediberri, der als Full Bunch in die Vergärung geht und zu Beginn mit den Füßen getreten wird, und dann mit Stielen und Stängeln spontan fermentiert wird. Eine Nacht Standzeit nach dem Anquetschen mit den Füßen, dann Fermentation im Beton. Der Wein wird auch danach komplett im Beton gelassen, sieht nie Holz. Der Wein hat um die 3,5 PH-Wert und eine Säure über 7, mit einem Alkohol von 14%, der aber nicht zu spüren ist. Die Rappen sind unheimlich hilfreich, weil sie einen ganz leichten Hauch Frische und auch einen kleinen grünen Touch in diesem ansonsten vielleicht zu reichen Wein bewahren. Das Ergebnis ist ein extrem puristischer Barbera mit Schwarzkirsche und Schlehe, und so viel Sauerkirsche, wie man es sich nur vorstellen kann. Sehr intensiv, sehr lang, nichts geschminkt. Die Rappen tun ihr Übriges um die Frische zu erhalten und um dem Ganzen einen leichte Krautwürzigkeit zu geben. Das ist ein faszinierender Barbera, der aber in seiner massiven Fruchtigkeit überwältigend ist. Der ganze Mund wird überflutet. Es knallt richtig. Aber, wie gesagt, ungeschminkt. Einfach nur lang, intensiv. Sauerkirschig bis zum Ende. Ein leichter Hauch Blaubeere kommt darunter. Und durch die Rappen bekommt der Wein so etwas wie eine Super Finesse wie von der Rebsorte Freisa. Der Wein ist ganz anders als der super stylische, feine Nebbiolo des Hauses, aber er ist genauso puristisch und lang. 93+/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.