Lobenberg: 2019 ist an der Rhône die Fortsetzung der mediterranen Jahre, der Jahre ohne Wasser, der großen Trockenheit. Zwischen April und Mitte September gab es so gut wie keinen Regen, weder im Norden noch im Süden. Die Trockenheit war extrem. Minimale Regenschauer zwischendurch reichten noch nicht einmal aus, um von der Erde aufgenommen zu werden. Seltsamerweise starben die Weinberge nicht ab, sondern alle Weinberge mit alten Reben sahen über die ganze Zeit ganz hervorragend aus. Es gab zwar Wasserstress, aber es gab keinen Stillstand. Der Schlüssel sind also ganz eindeutig alte, tiefwurzelnde Reben. Trotzdem wäre es zu einem desaströsen Ergebnis gekommen, wenn es nicht Mitte September einige anständige Regenfälle von über 20 Millimetern gegeben hätte. Die Entwicklung wäre sonst zu weit fortgeschritten, die Weine hätten ihre Frische verloren. Die Regenfälle wendeten das Blatt vollständig. Aber man muss dazusagen, dass es in Zukunft wahrscheinlich keine großen Weine von der Rhône geben wird, sollte sich die Situation so fortsetzen. 2019 ist es nicht nur gutgegangen, sondern alle Winzer sprechen von einem legendären Jahrgang. 2019 ist nach dem schwierigen, aber in der Spitze ebenfalls sehr guten 2018, ein klarer Kandidat für ein Top-Jahr mit Potenzial wie 2010 oder 2007. Die Frucht ist von verblüffender Klarheit und Reinheit, dazu deutlich mehr Konzentration als 2018 und das bei gleichzeitig höherer Frische. Ein herausragendes Jahr. Eine ähnliche Quadratur der Qualität wie wir sie in Deutschland und Bordeaux auch schon gesehen haben. Sehr hohe Reife der Frucht über immensen, aber reifen Tanninleveln und einer verblüffenden Frische, die sich eher aus niedrigen pH-Werten offenbart. Ein erstaunliches und unglaublich frisches Jahr, aber wie gesagt konzentrierter als 2018. Die Weine stehen auf Argilo-Calcaire bei Castellet. Die Reben sind über 50 Jahre alt. Mourvedre reift spät, deshalb steht sie im warmen Bandol so perfekt. Der Wein wird vor der Vergärung komplett entrappt. Die Vergärung geschieht spontan. Der Ausbau für 24 Monate in Burgunder Barriques von 1-2 Jahren Alter. 100% Mourvedre ist schon eine feine Sache. Wir kennen das ansatzweise von Beaucastel in Chateauneuf, aber natürlich gibt es auch viele reinsortige Mourvedres in Spanien. Aber die Mutter der Mourvedre ist natürlich die Appellation Bandol. Die Tardieus entrappen die Mourvèdre immer komplett, weil die Sorte schon von sich aus so viel Tannin mitbringt, dass sie nicht noch zusätzliches aus den Rappen hinzufügen wollen. Die Feinheit soll erhalten werden und so riecht dieser Bandol auch wie eine schwebende, blaubeerige Wolke. Die Reife kommt erst darunter, Veilchen, etwas Minze, das ist schon eine faszinierende Nase, aber die kommt nicht süß, pappig oder schwer rüber. Alles ist fein und getragen, fast verspielt und doch sehr dicht. Mourvèdre in seiner schicken Form. Die 14% vol. Alkohol sind perfekt unter den schwarzen Fruchtmassen versteckt, die allerdings so massiv kommen, dass sich die Augen zusammenziehen. Wir haben eine Schärfe aus dem Lehmkalk Boden, eine Salzigkeit die wirklich verblüfft und eine Reichhaltigkeit mit Lakritze, Minze und dichter dunkelbeeriger Frucht. Eine intensive Salzkaramell Süße darunter liegend. Das ist ein Kracher und gleichzeitig einer der feinsten Weine bei Tardieu in grandioser Verspieltheit. So klar und transparent, elegant, extrem reintönig. Wer die großen Lagenweine bei Tempier kennt, weiß was Mourvèdre zu leisten in der Lage ist. Auch der hohe Mourvèdreanteil in Beaucastel Châteauneufs lässt vielleicht jeden Kenner erahnen wie grandios Bandols werden können. Ein Unikat in Länge und Frische aus der ganz reifen Frucht und aus der Terroirtypizität mit dem vielen Salz, sowie einer leichten Gerbstoffschärfe aus dem massiven, aber polierten Tannin. Es entspricht dem Jahrgang, alles ist reif, nichts schmerzt. Dazu dieser brillante Schliff und die Reinheit der Frucht, die in mehrminütigem Nachhall gipfelt. Ein großer Wein. 98-100/100