Lobenberg: Ein Wein aus über 150 Jahre alten, wurzelechten Reben. Da die Reblaus nie nach Chile kam, ist hier fast alles wurzelecht. Es gibt nur 1,5 Hektar, alles Buschweine. 1,5 Kilo Trauben pro Stock. Insgesamt nur 2.586 Flaschen. Das ist einer der 11 Single Vineyard Weine von Garage Wines. Bagual ist ein einzelner kleiner Plot. Der Bauer ist ein Partnerwinzer der Solar-Familie. Die Reben stehen vor allem auf Schwemmlandböden und Kies in der Nähe des Perquilauquen Flusses. Also eine perfekte Drainage. Es ist ein ganz ungewöhnlicher Fluss für Chile, denn er fließt von den Coastal Mountains Richtung Anden und passiert dabei die Heimat der Winzer, Caliboro. Dabei bringt er viel Granit und Salz mit sich. In diesem Teil Chiles, nicht weit von Maule entfernt, hat sich das Tal sehr weit geöffnet, der Fluss breitet sich hier fast zu einer Art See aus. Das führt zu sehr viel kühleren Bedingungen und recht viel Windbewegung. Dieser Grenache ist deutlich dunkler als die meisten Grenache aus der Neuen Welt. Sehr erdig und schon organisch riechend. Sehr viel Spannung, hohe Säure und sehr feine Tannine. Also eher eine Grenache-Ausrichtung wie die besten Châteauneuf-du-Pape, wie Rayas und Co. Entscheidend ist, dass die Böden perfekt bearbeitet wurden, auch das Laubmanagement war wichtig. Es wird – wie alles hier bei Garage Wines – biologisch gearbeitet. Handarbeit und Pferde. Die Trauben werden komplett entrappt, später werden aber bis zu 30 Prozent perfekt reifer und brauner Stielgerüste der Maische wieder hinzugegeben. Die Fermentation findet in offenen Gärständern statt. Der Tresterkuchen wird nur von Hand runtergedrückt. Die Pressung findet in einer manuellen Korbpresse statt. Keine Temperaturkontrolle. Bis nach der Malo keine Schwefelzugabe. All das gilt für alle Weine von Garage Wines. Das lustige an genau diesen uralten Reben ist, dass sie nicht wegen der Reblaus gepfropft wurden, sondern wegen eines Sortenwechsels. Vor 150 Jahren wurde auf die wurzelechte Pais-Rebe die Grenache aufgepfropft. Der Wein kommt in einer für Châteauneuf-du-Pape typischen Flaschenform. Also Burgunderflasche. Das zeigt auch schon die Philosophie dahinter, die Verwandtschaft dieser Grenache. Für Grenache relativ dunkel. Sehr dunkle Pflaume in der Nase, dunkle Waldbeeren, sehr würzig. Gleichzeitig blumig und sehr subtil. Ein dunkelrubinroter Wein. Schon in der Nase erdig. Enorm frisch im Mund. Schon hier spürt man die Zugabe der Rappen. Das hat eine unglaublich tolle würzige Note und eine Frische, die man ohne Rappen fast nicht erreicht. Es sei denn über spitze Säure, die hier aber nicht vorliegt. Die Frische kommt aus der milden Weinsäure und aus der Würzigkeit der Rappen. Auch im Mund blumig. Rosen und Veilchen. In einer Blindverkostung hätte ich das eindeutig für einen Châteauneuf eines Biodynamikers gehalten. Aber nicht von einem Modernisten wie Domaine de la Vieille Julienne, sondern von einem traditionell mit Rappen arbeitenden Betrieb, zum Beispiel Domaine de Marcoux mit einem Touch Domaine du Pegau. Genialer Nachhall. Wieder Pflaume, etwas Orangenschale, Rappenwürze, satte Amarna Kirsche, Schwarzkirsche und viel Schlehe. Ja, eindeutig Old Fashion Châteauneuf-du-Pape mit extrem hoher Farbdichte. Ein sehr spannender Wein. Eigenwillig wie alles, was von hier kommt. Das hat eine gewisse Größe. 95/100