Lobenberg: Das Weingut von Oscar Alegre und Eva Valganon liegt in Fonzaleche, einem der Dörfer im nordwestlichsten Teil der Rioja, schon fast in der Region Burgos gelegen. Oscar Alegre war zehn Jahre der Export Manager bei Alvaro Palacios und arbeitet nun für Telmo Rodriguez, Eva Valganon ist studierte Önologin. Alegre Valganon ist ihr kleines Familienprojekt. Wir haben hier im Norden komplexe Böden aus Sandstein, Lehm und Kalkstein. Das meiste in minimaler Auflage, aber mit maximalem Qualitätsansatz. Von Anfang an gab es hier hohe Punkte aller international anerkannten Kritiker. Das hier ist quasi wie eine Spätfüllung-Version des normalen Blanco, allerdings eine Weinbergsselektion der ältesten und ertragsschwächsten Reben, die dann erst im dritten Jahr nach der Ernte abgefüllt wird und solange im Fass verbleibt. Ebenfalls Garnacha Blanca und Viura. Es gibt nur ein 500-Liter-Fass, indem der Wein die gesamten drei Jahre auf seiner Hefe verbleibt. Also ein langer, oxidativer Ausbau im klassischen Rioja-Stil wie ihn heute kaum noch jemand so betreibt – außer die Großmeister von Tondonia. Es gibt nur 600 Flaschen und der Wein kann bei diesem hochgesunden Reife-Anspruch gegenüber den alten Reben nicht jedes Jahr produziert werden, Oscar und Eva wollen nur absolute Top-Trauben in hoher Reife, also leider extrem rarer Stoff. Alles spontan vergoren. Diese Selektion ist etwas zurückhaltender im Schalenkontakt und in der Maischestandzeit, das Ziel des großen Weins wird eher über vollreife alte Reben und lange Hefezeit erreicht. Die Nase dieses weißen Rioja ist einfach genial. In Salzlake eingelegte Zitrusfrucht, Quitte, Kamille, getrocknete gelbe Blüten, etwas Bienenwachs, Kreidestaub und ein distinktiver Hauch Petrol. Unglaublich komplex, immer neue Lagen werden freigesetzt, mineralische, oxidative und frische Elemente sind hier auf wundersame Weise mit einander verwoben. Nur schnuppern reicht eigentlich schon, aber diese geniale Nase macht natürlich Lust zu probieren. Der Mund ist ein Ereignis, unglaublich, denn er kann alle Versprechen des wunderbaren Duftes einlösen. Getrocknete Kamille, Grüntee, Ingwerschärfe, Salzmassen ohne Ende, darunter ein mild-zitrischer Fruchtkern. Hochintensiv, druckvoll, würzig, einnehmend, enorme Nachhaltigkeit und Länge am Gaumen. Das ist aromatisch und von der Textur ein junger Tondonia! Auch mit einer ähnlichen, reifen Fülle, voluminös und üppig und dabei weder fett noch holzig. Wir haben ganz klar alle diese immens salzigen, extrem nussigen, trocken-kräutrigen leicht Sherry-artigen Noten wie sie in den genialen, unsterblichen und weltweit gesuchten Weißweinen von Tondonia vorkommen. Nur eben nicht ganz so lange gereift, nicht ganz so in die Extreme gehend wie Tondonia, sondern mit drei Jahren Ausbau auch noch ein bisschen in der frischeren Frucht bleibend, obwohl auch hier nicht mehr wirklich viel Frucht übrig ist. Was für ein genialer weißer Rioja im urtraditionellen Stil des langen Ausbaus, aber eben richtig gut gemacht wie man es leider nur noch sehr selten findet heute. Ein Herkunftswein mit viel Eigenständigkeit und sicher sehr, sehr langem Leben. Absolute Empfehlung! Aber nur, wenn man auf diesen speziellen Stil der alten Schule steht. Wer gerne Jura, vielleicht sogar Vin Jaune oder Fino Sherry trinkt, der ist hier im Himmel, wobei dieser Wein auch dem Anfänger mit seinem cremigen, voluminösen Charme Freude und Hedonismus liefert. Großes Kino. 96/100