Lobenberg: 2013 ist ob seiner hohen Säure und Frische eines DER Jahre in der Champagne wie zuvor vielleicht 2008, 2002 und 1988. Nicht ohne Grund wurde 2013 von Parker reihenweise mit 100 Punkten benotet, und da wird noch mehr kommen! Wegen des massiven Frostes in 2012 gibt es wenig von Grand Cru aus Avize, und wie immer nach scharfem Frost ist das Folgejahr extrem ertragsschwach, aber qualitativ oft überragend. ABER: weglegen und dekantieren!!! Als Boutique-Haus mit einer menschlichen Dimension ist Champagne Thiénot seit 1985 immer noch ein Familienabenteuer. Damals wagte Alain Thiénot den Schritt, sein eigenes Champagnerhaus zu gründen, basierend auf seinem grandiosen Netzwerk und seiner Freundschaft zu vielen kleinen Winzern (20 Jahre Erfahrung in der Vermittlung von Champagnertrauben). Auch der sich über 20 Jahre erstreckende Kauf von kleinen prestigeträchtigen Weinbergen aus ausschließlich Grand Cru und Premier Cru Lagen ergänzte nach und nach seine Traubenzukäufe. Die feinen, fruchtigen, sehr mineralischen und frischen Weine spiegeln ein immenses handwerkliches Know-how wider, das heute von seinen Kindern Garance und Stanislas in Zusammenarbeit mit dem genialen Kellermeister Nicolas Uriel fortgeführt wird. Auf der Suche nach Perfektion, neugierig und experimentierfreudig, verleihen sie dem Haus Thienot, insbesondere mit der Cuvée La Vigne aux Gamins (der Weinberg der Kinder – hier am Dorfrand spielten früher die Kinder) aus einem winzigen Weinberg in Avize, ihre eigene, hochindividuelle Note. Dieser kleine, uralte Kalksteinweinberg am Rande des Dorfes Avize erzeugt jedes Jahr nur 3000 Flaschen. Eine besondere genetische Disposition der Rebstöcke führt jedes Jahr zu einer Verrieselung der Blüte, das Ergebnis ist deshalb ein winziger Ertrag aus komplett locker gepackten und dementsprechend hochgesunden Träubchen. Diesen ertragsschwachen Weinberg bester Grand Cru Lagen konnte Alain zu Beginn der 90er Jahre günstig erwerben, er schenkte ihn seinen zwei Kindern als ganz private Mitgift und als Grundlage eines der besten Weine des besten und berühmtesten Chardonnay-Dorfes der gesamten Champagne. Der Jahrgang 1997 war der erste Release, über die Jahre wurde der Verbleib auf der Hefe auf sagenhafte 120 Monate weiter gesteigert. Immer 12 Jahre später als der Weinjahrgang kann man den dann immer noch blutjung und ultrafrisch schmeckenden Superstoff erstmalig erhalten. Jeder Jahrgang der ist hier ein unauslöschlicher Stempel für den einzigartigen Ausdruck des Chardonnays auf einem außergewöhnlichen Terroir. Dank der großen Sorgfalt im Weinberg und Keller und der »Jetting«-Methode (bei der der Wein beim Degorgieren den Sauerstoff verdrängt, eine Erfindung der Thienot-Familie), die nun schon seit 10 Jahren angewendet wird, müssen die Weine nur sehr geringe Mengen an Schwefel enthalten. Keine Malo bei der Vergärung und nur 6 Gramm Dosage, die erst im Februar des Release-Jahres durchgeführt wird. Goldene Farbe, mit zarten grünen Reflexen. Ausdrucksstark und delikat in der Nase, stark geprägt von Mineralität, Kalkstein, Salz, Zesten und Noten von Jasmin. Am Gaumen rein und ausgeglichen, mit überaus lebendigem Mousse und einer bemerkenswerten Länge. Ein Feuerwerk, eine Chardonnay-Explosion am Gaumen. Der 2013er ist überraschend ausgewogen und saftig im Mund, hat eine zarte Exotik von Sternfrucht und Mandarine, schmiegt sich geschmeidig an den Gaumen. Ich hätte ihn viel extremer erwartet, aber das lange Hefelager hat die Kanten dieses kühlen Jahres schön abgeschliffen. Hintenraus zieht sich dann aber die grandiose, feine Salzigkeit lange durch den Nachhall und weist mit den leichten Grapefruitbitterstoffen auf ein ganz langes Leben hin. Dieser Ausnahmewein muss sich nicht hinter den größten Blanc de Blanc aus Avize verstecken, Salon oder ein Clos des Mesnil von Selosse oder Krug spielen nicht in einer anderen Liga. Rassig, superbe Säure, Kraft, Extrakt, sich andeutende Reife trotz der Jugend und der Langlebigkeit, feinste mürbe Äpfel, Orangen- und Grapefruitzesten, extrem lang im Nachhall. Ungeheuer präsent, langes dekantieren wäre ratsam, oder einfach nochmal 10 bis 20 Jahre weglegen.