Seit 1996 wird das Weingut von Eva und Michael Moosbrugger geführt, deren Fokus und Herzblut auf der leidenschaftlichen Bewahrung und Fortführung der jahrhundertealten Historie dieses Kulturgutes liegt. In diesen ehrwürdigen Gemäuern unter Schloss Gobelsburg, das 2021 sein sagenhaftes 850. Jahr feiert, baut Kellermeister Franz Karner die Weine langsam und kühl in großen neutralen Holzfässern aus. Kürzlich wurde der spektakuläre neue Keller fertiggestellt, der eigentlich uralt aussieht. Was paradox klingt, ist schlicht genial. Gutsdirektor Michael Moosbrugger hat den riesigen Gewölbekeller mit aufwendigstem Handwerk Stein auf Stein bauen lassen wie im Mittelalter, selbsttragend, alles in Handarbeit. Sein Credo: Der Keller muss mindestens 500 Jahre überdauern können.
Ich habe schon viele Keller-Neubauten besucht – das ist der Primus inter pares. Die Lagenweine von Gobelsburg sollte jeder Österreichfan auf dem Radar haben, denn die Weine sind absolut auf Augenhöhe mit den allerbesten der Region. Der Stil ist ausgewogen, feinmineralisch und anschmiegsam – Extreme gibt es woanders. Die Lagerfähigkeit ist immens, die Top-Weine können Jahrzehnte reifen. Auch Sucklings Österreich-Verkoster Stuart Pigott schwärmt: »The legend of Schloss Gobelsburg rises again.« Legendär ist das Gut allemal, die Weine sind es nun auch.
Was Michael Moosbrugger und sein Team auf diesem urtraditionellen Weingut in den letzten Jahren geleistet haben, ist einfach großartig. Das Lagenportfolio des Gutes ist ohnehin famos. Quasi alle besten der Ersten Lagen sind hier Programm – und die Weine reflektieren diese Güte ganz klar. Vom Ried Lamm (basierend auf Grüner Veltliner), der vom Fuß des Heiligenstein stammt, über Ried Heiligenstein und Ried Gaisberg (basierend auf Riesling), zählen die Weine von Gobelsburg mit zu den besten Weißweinen Österreichs. Echte Zeugnisse ihrer Herkunft und eines starken Terroirs.
Wir schreiben den Jahrgang 854 des klösterlichen Zisterzienser Weingutes. Die vierer' Jahre waren schon in den vergangenen Jahrzehnten immer herausfordernde Jahre. Und so war auch 2024 kein einfaches' Jahr. Der zu warme März und April führten dazu, dass die Weingärten deutlich zu früh austrieben. Die darauffolgende Frostphase im April hinterließ großen Schaden, besonders in den Bereichen des unteren Kemptals.
Glücklicherweise machen wir seit einigen Jahren Experimente mit reifeverzögernden Maßnahmen in den Weingärten. Eine dieser Maßnahmen ist ein später Rebschnitt, der gleichzeitig auch der Frostprävention dient. Die weiteren Monate verliefen mit mehr oder weniger großen Niederschlagsmengen und die Weingärten gediehen und wuchsen mit einem Entwicklungsvorsprung von gut drei Wochen prächtig heran.
So sahen wir einer frühen Ernte Anfang September entgegen. Selbst die hohen Niederschläge und teilweisen Überschwemmungen in Ost-Österreich in der zweiten September Woche konnten den Weingärten nichts mehr anhaben. Frühe Ernten bedeuten für uns eine komprimiertere Lesezeit, da die Trauben rascher reif werden. Die Ernte des Sekt Grundweins war rasch erledigt und so begannen wir in der zweiten September Hälfte mit der Ernte der Gebietsweine, dann der Orts- und am Schluss der Riedenweine. Die Ernte konnte am 15. Oktober so früh wie noch nie abgeschlossen werden.