Verkostungsnotizen: Barolo 2013

Elio Altare

Dieser Wein heißt nicht mehr »La Morra« wie in den vorherigen Jahrgängen, da bei Altare Weinberge aus Serralunga und Castiglione zusätzlich zu denen in La Morra hinzugekommen sind. Die Weine sind dadurch etwas massiver und maskuliner, da sie vom Terroir etwas mehr weißen Lehm dazu kriegen. Dies tut dem Ausbau in 100 % gebrauchten Barriques sehr gut, die höhere Tanninkraft und höhere Säure balancieren das Barrique besser aus. Schon der Anteile aus Serralunga enthaltende Jahrgang 2012 war sehr ausdrucksstark, kräftiger und intensiver als die Jahre davor. Der kühlere Jahrgang 2013 aber hat sogar fast etwas maskuline Züge. Natürlich nicht so maskulin wie ein Luigi Pira, Gaja oder Vietti, aber klar mehr Kraft als Weine aus Monforte, doch deutlich von der Frucht Richtung Schlehe, Sauerkirsche, Herzkirsche und frische Zwetschge wandernd. Sehr erdig, würziger Druck. Die weiche Schwarzkirsche dominiert nicht mehr so wie in früheren Jahren. Etwas Orange und deutliche Kumquats kommen hinzu. Das Ganze wird so ausdrucksstark durch diesen Blend und doch behält dieser Wein den typischen Altare-Charme. Im Grunde ist dies eine kraftvollere Turbo-Version des Barolo La Morra von Corino, des Nachbarn und Schülers von Altare. Altare setzt 2012 und noch mehr 2013 dieses Quäntchen Persönlichkeit obendrauf, der aus diesem süffigen, leckeren Barolo einen Wein mit Dampf und Größe macht. Schon der 2012er, der aus einer ähnlichen Rebzusammensetzung bestand, war so grandios. Der 2013er steht dem in nichts nach, ist sogar trotz des schärferen Tannins und der größeren Kraft noch eine Spur feiner, was allerdings nicht besser als 2012 bedeutet, sondern nur noch eleganter. Finesse bei einer wunderbaren Säure und einem tollen, langen Ende. Vor 10, 15 Jahren wäre das einer der Top-Weine des Piemonts gewesen. Es geht hier richtig voran. Der Barolo gefällt mir extrem gut. Die 2012er und 2013er Guts-Barolo von Altare wären schon mal meine Referenz für bezahlbare Barolo überhaupt … etwas Bussia von Conterno, etwas Serralunga von Pira und dazu etwas Vietti Castiglione dazu … schon passt das als tolle Einstiegsempfehlung für jeden, der mit einem tollen, aber bezahlbaren Sammlerkeller Barolo beginnen möchte. 93–94+/100

Der Weinberg liegt um das Weingut herum. Neben Lehm auch ein relativ hoher Sandanteil. Dies gibt sehr offene, weiche und gleichzeitig elegante Weine. Der Arborina 2013 verfügt über eine erstaunliche, ja ungewohnt tolle Säure, der Wein hat Tanninschärfe und richtig Biss und Nerv. Er zeigt sehr schöne Sauerkirsch-Noten, fast etwas wie rote Johannisbeere, eine Griffigkeit, Bissigkeit und trotzdem eine raffinierte Finesse, dabei wirkt er insgesamt ungeheuer zart. Es bleibt die Frage offen, ob dieser Wein die Größe des ultrafeinen 2012ers hat oder ob seiner Jahrgangskühle und Säure gar überlegen ist? Mir gefällt die Balance im normalen 2013er Barolo jung noch etwas besser, aber das ist ja auch klar. Trotzdem ist dieser 2013er Arborina ein sehr spannender Wein voller Power, Ausdruck, Spiel und Finesse. 95–96+/100

Dieser Unoperuno ist ein hundertprozentiger Barolo Arborina, der einzige Unterschied ist, dass dieser Wein per Hand entrappt wird und somit keinerlei Reste der grünen Stiele enthält. Eine Methode, die fast unbezahlbar ist, und die im Zuge moderner Technik, wie im Weingut Giacomo Conterno, vielleicht fast so gut maschinell erledigt werden kann? Aber zusätzlich wird natürlich noch einmal jede einzelne Beere in die Hand genommen, alles Unperfekte geht in den Ausschuss. Und das kann dann keine Entrappungs-Maschine leisten, vielleicht aber die bei höchstpreisigen Bordeaux zum Einsatz kommende, ultrateure optische Sortiermaschine? Bei Altare ist es jedoch die gute alte Handarbeit, die diesen Quantensprung in Sachen Feinheit gegenüber dem Arborina bringt. Der Wein hat die gleiche wunderschöne, fast spitze, frische Säure wie der Arborina. Auch hier im wunderbaren, kühlen Jahrgang 2013, viel rote Johannisbeere neben Schlehe, Sauerkirsche und frischer Zwetschge. Man könnte fast denken, die Weinberge stehen auf reinem weißen Lehm. Dabei ist die Hälfte auf sandigen, die totale Feinheit unterstützenden Böden gewachsen. Der 2013er hat enorme Ausdrucksstärke und fast etwas maskuline Kraft, und er ist nicht wie bei hohem Sandanteil üblich so weichgespült. Der kühle 2013 bringt das Quäntchen mehr Ausdruck als der ultrafeine 2012er. Der Ausbau findet zur Hälfte im neuem, zur Hälfte im alten Barrique statt. Es gibt insgesamt lediglich nur fünf Barriques. Aber die seidige Eleganz dieses Weins erhebt ihn über den Arborina, macht aus einem guten Wein einen Ausnahmewein, bei dem alles passt, auch wenn der 2012er meines Erachtens noch feiner und zarter war. Der 2013er ist zwar auch ultrafein, so wie ein Chambolle-Musigny unter den Barolo, aber er hat auch Nerv darunter, das verleiht ihm Größe. Der Unoperuno ist nochmals feiner als viele Cannubi-Weine. Das macht richtig Freude. Man muss allerdings viel Geld ausgeben um dieses letzte Stück mehr an Feinheit zu bekommen. Aber das ist ja bei einem Top-Wein aus Chambolle Musigny nicht anders, sogar viel teurer. 97–98+/100

Vom Cannubi gibt es nur fünf Barriques. Ein uralter Weinberg, der leider nur zeitlich befristet gemietet ist. Allerdings ist unklar ob es über das Jahr 2017/2018 hinaus möglich ist die Pacht zu verlängern. Cannubi ist sicherlich die berühmteste und vielleicht auch die interessanteste Lage des gesamten Piemonts, das ist das Herz der Gemeinde Barolo. Fast 100 % weißer Lehm und doch nicht so maskulin wie die Weine aus Serralunga und Castiglione, sondern weicher, burgundischer, mehr zu den Weinen aus Monforte tendierend. Eigentlich ist Cannubi die burgundische Idealform. Die Nase besticht entsprechend durch schwarze und weiche süße Kirsche, auch ein bisschen Amarenakirsche, aromatische Herzkirsche dazu, sehr weiche Zwetschge, sehr duftig. Eine Mischung aus Chambolle-Musigny und Vosne-Romanee. Das leicht maskuline aus Vosne-Romanee wird getragen von dieser unglaublichen Finesse. Der Wein tänzelt im Mund. Er hat diese unglaubliche, kühle Frische und Feinheit des 2013er Jahrgangs, wie sie auch schon im Arborina Unoperuno auftauchte, und der Cannubi kämpft sicherlich mit dem Unoperuno um die Position des besten Weines bei Altare im Jahrgang 2013. Ich finde ihn nicht besser, wohl aber noch etwas ausdrucksstärker, der weiße Lehm bringt mehr Ausdruck als der Sand im unteren Teil von La Morra. Er hat dieses kleine Quäntchen mehr an maskulinem Touch als die Weine aus der Lage Arborina. Von daher ist er etwas individueller und ausdrucksstärker, trotz der Altareschen Finesse. Tolle Balance. 96–98/100

Roberto Voerzio

La Serra ist die höchste Lage in La Morra, und damit die höchste Lage von Voerzio und in der Langhe überhaupt, in 420 Metern Höhe direkt am Ortsausgang Richtung Barolo. Südost- Exposition. Schon auf 8.000 Stöcke je Hektar aufgestockt. Entsprechend der Höhe und der Sonnenexposition ist der La Serra der feinste, verspielteste, der zarteste Wein von Voerzio. Er wird ob seiner Zartheit oft unterschätzt, ist jedoch in warmen, runden Jahren ob seiner verspielten Feinheit und hohen Säure der beste Wein Voerzios, zumindest aus meiner Sicht und der Sicht des Winzers. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio nur unter 500 Gramm Beeren aus maximal fünf winzigen Trauben. Nur die stocknahen fünf Trauben werden belassen, und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte (mit der höheren Säure) der Traube vorsichtig weggeschnitten. Wahrscheinlich ist Voerzio der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf Zehntausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird auch noch Aufgabe der Folgegeneration um Sohn Davide Voerzio bleiben. Natürlich erfolgt hier die Arbeit biologisch-organisch (nicht zertifiziert, das Ansehen der italienischen Zertifikate ist wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert), vom Weinberg bis zum Keller. Nur Spontanvergärung, Nebbiolo-Ausbau nur in gebrauchtem, burgundischem, sehr dichtporigen Holz, minimal getoastet, nur Zweit- und Drittbelegung, damit traditionelle Ausprägung der Weine, Holz ist nicht spürbar. Bei so extrem geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i. d. R. gibt es hier drei Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren die höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher, Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. Grundsätzlich war 2013 in der Langhe ein eher kühleres Jahr, mit kühleren Nächten und nicht so heißen Sommertagen. Der Ernteverlauf war relativ normal, das heißt, dass er auch 2013 schon Ende September bei voller Reife erntete. Und trotzdem schlägt sich der kühle Charakter des Jahrgangs nieder mit moderatem Alkohol und schöner Frische bei großer Komplexität. Die Nase hat unglaublich viel Ähnlichkeit mit dem Jahrgang 2012 (La Serra gab es 2012 leider wegen Hagel nicht), nur eine Spur zarter. Für mich sind 2013 und 2012 die zwei schönsten Jahrgänge seit ich Barolo probiere, weil sie noch vor 2008 und 2010 so extrem feine, elegante und trotzdem komplexe, ausdrucksstarke Jahrgänge sind. Ok bei 2010 muss ich nochmal nachprobieren, war schon auch genial. Marzipan neben Zwetschge, süße Kirsche, nur einen Hauch schwarze Kirsche. Ein kleiner Touch Lorbeer, Olive und auch rote Johannisbeere. Sehr fein und trotzdem schöne Süße ausstrahlend. Der Mund wie für La Serra üblich unglaublich frisch, fein, tänzelnd, verspielt. So überaus seidig zeigt er eine salzig mineralische Schärfe, die fast verblüfft und berauscht zugleich, so unendlich viel Ausdruck mit rassiger Säurefrische. Ein Wein, der mich ein wenig an den aus Barolo stammenden Cannubi von Altare erinnert, aber etwas konzentrierter ist. Feine Süße bei komplexer Filigranität. Der Wein hat Rasse und ist burgundisch fein. Ein Chambolle-Musigny im oberen Bereich, darunter die Kraft aus Gevrey-Chambertin und den leicht maskulinen Unterbau. Grandioser, komplexer Barolo, der nach 5–10 Jahren Lagerung perfekt zu trinken sein wird. Es macht viel Spaß. 97–98/100

Brunate liegt direkt neben bzw. leicht versetzt unterhalb von La Serra, kurz hinter dem Ortsausgang von La Morra Richtung Barolo. Wie alle Lagen von Voerzio hat auch dieser Weinberg nur gut einen Hektar. Die Exposition ist Ost/Südost. Der Weinberg liegt durchschnittlich auf ungefähr 380 Meter Höhe. Brunate gilt Kennern zusammen mit Cannubi historisch als einer der zwei besten Cru von allen Barolo-Lagen der Langhe. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio unter 500 Gramm Beeren aus maximal fünf winzigen Trauben. Nur die stocknahen fünf Trauben werden belassen und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte (mit der höheren Säure) der Traube vorsichtig weggeschnitten. Wahrscheinlich der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf Zehntausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird auch noch Aufgabe der Folgegeneration um Sohn Davide Voerzio bleiben. Natürlich erfolgt hier die Arbeit biologisch-organisch (auf Robertos Wunsch nicht zertifiziert, das Ansehen der italienischen Zertifikate ist wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert), vom Weinberg bis zum Keller. Nur Spontanvergärung, Nebbiolo-Ausbau nur in gebrauchtem, burgundischem, sehr dichtporigen Holz, minimal getoastet, also nur Zweit- und Drittbelegung, damit traditionelle Ausprägung der Weine, Holz ist nicht spürbar. Bei so geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i. d. R. gibt es hier drei Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren die höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher, Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. Der Wein kommt deutlich süßer, dichter in der Frucht rüber als der noch feinere La Serra. Aber auch etwas schärfer, kraftvoller, mehr weißer und blauer Lehm als in La Serra, einfach mehr Dampf. Dichte, süße Kirsche und reife, reiche Zwetschge. Darunter feines Marzipan sowie Kirschkerne. Unglaublich viel Charme ausstrahlend. Überhaupt nicht fett und alkoholisch, sondern traumhaft schön in der reichen Frucht. Dichter Mund, deutlich ausgeprägtere Tanninmassen und Tanninschärfe und Salz als im feineren La Serra. Richtig viel Dampf im Mund und trotzdem fein, zart und elegant bei niedrigem Alkohol. Vielleicht nicht ganz so perfekt balanciert wie der La Serra in einem so feinen, komplexen Jahr. Mir fast zu intensiv mit seinem druckvollen Gerbstoff. Für Minuten nachhallend, immer wieder hochrollend. Ein Power-Wein, wenn es so etwas bei Voerzio überhaupt gibt. Und er braucht bitte 10–15 Jahre im Keller vor dem Genuss. Ein riesiges Potenzial für Geduldige. 97–100/100

Cerequio liegt direkt neben, bzw. leicht versetzt unterhalb von Brunate, kurz hinter dem Ortsausgang von La Morra Richtung Barolo. Wie alle Lagen von Voerzio hat auch dieser Weinberg nur gut einen Hektar Größe. Die Exposition ist Südost. Der Weinberg liegt durchschnittlich auf ungefähr 300 Meter Höhe, hier ist es schon deutlich wärmer als in den zwei höheren Lagen, was in kühlen Jahren ein klares Plus ist, in warmen Jahren ein Nachteil. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio nur knapp 500 Gramm Beeren aus maximal 5 winzigen Trauben. Nur die Stocknahen 5 Trauben werden belassen und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte (mit der höheren Säure) der Traube vorsichtig weggeschnitten. Wahrscheinlich der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig die Stockdichte auf 10 Tausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird auch noch Aufgabe der Folgegeneration um Sohn Davide Voerzio bleiben. Natürlich erfolgt hier die Arbeit biologisch-organisch (auf Robertos Wunsch nicht zertifiziert, das Ansehen der italienischen Zertifikate ist wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert), vom Weinberg bis zum Keller, nur Spontanvergärung, Nebbiolo-Ausbau nur in gebrauchtem, burgundischem, sehr dichtporigen Holz, minimal getoastet, also nur Zweit- und Drittbelegung, damit traditionelle Ausprägung der Weine, Holz ist nicht spürbar. Bei so geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i. d. R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren die höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher, Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. Cerequio hat zwar ein ähnliches Terroir wie Brunate, trotzdem ist Cerequio wegen seiner höheren Wärme im Mikroklima meistens etwas kraftvoller und dichter. Der 2013er ist viel offener, charmanter und reichhaltiger als La Serra und Brunate, dunkler, schwarzfruchtiger, zeigt aber dennoch auch eine große Spannung und hohe Intensität. Mehr ein Chambertin wenn die zwei anderen Lagen aus Chambolle und Vosne Romanée stammten. Der Cerequio hat eine vollständig andere Nase als der Brunate, deutlich dichter, man ist geneigt zu sagen, etwas eindimensionaler, etwas plumper, aber die Intensität der Zwetschge und dichten Kirsche ist überwältigend. Die Tannine sind etwas runder, der Wein ist weniger salzig aggressiv, eher rubenshaft und mit einem Hang zur Rundheit, insgesamt etwas offener und zugänglicher. Der Wein präsentiert früh sehr große Harmonie und frühe Größe, weit mehr als der Brunate und La Serra, und doch hat er die geniale, rotfruchtige Frische eines kühlen Jahres. Für mich mit der beste Cerequio, seit ich hier probiere, auf gleicher Höhe wie 2010 und noch vor 2008. 100/100

Bartolo Mascarello

2013 gab es ausreichend Regen. Alles passte perfekt, die Lese erfolgte erst relativ spät im Oktober. Das Jahr war in Summe erfreulicherweise etwas kühler. Das ergab einen sehr komplexen, hocharomatischen, duftenden, sehr ausdrucksstarken Finesse-Jahrgang mit einer kühlen Struktur und mit guter Säure und durchaus reichlich Tannin. Ein klassisches Jahr, aber zum Glück nicht so massiv und unnahbar wie 2004 oder 2006. Vielleicht nicht ganz so elegant wie 2010, eher etwas fester. Sicherlich tendenziell eine 2012er-Version mit etwas mehr klassischer Ausprägung im Sinne von mehr Säure und Tannin. Maria Theresa steht ihrem Vater Bartolo in der Weinqualität überhaupt nicht nach! Fermentiert in Zement wie eh und je, 30 bis 50 Tage Schalenkontakt im Zementtank, danach ausgebaut im großen alten Holz. Vergärung nur spontan mit der Naturhefe. Dieser Barolo setzt sich zusammen aus den vier Einzellagen Cannubi, Rocche Annunziata, Rué und San Lorenzo. Bei Mascarello werden alle Lagen zusammen vergoren, die Auswahl findet nur im Weinberg statt. Seit Jahrzehnten gibt es die gleiche Lesemannschaft, sie wählt schon im Weinberg perfekt aus. Die Weine werden komplett entrappt und dann mit der natürlichen Hefe vergoren. Das Resultat sind nur 15.000 Flaschen Gesamtproduktion des Barolo. Die Fermentation läuft in den ersten 12–15 Tagen im Zement, danach verbleiben die Weine in guten Jahren zwischen 40 und 50 Tagen auf der Maische, ohne dass noch einmal Pigeage oder Remontage durchgeführt wird, tägliches Probieren bestimmt das Ende des aromatischen Zugewinns aus der Maischestandzeit. Danach erfolgt der Abzug und der Ausbau im großen gebrauchten Holz, so dass keinerlei aromatischer Holzeinfluss durch neues Holz kommt, sondern lediglich die gewollte Entwicklung per Oxydation stattfindet. Da der Abzug vom BETON ins Holz nach der alkoholischen Gärung i. d. R. schon bei nur noch 10 Grad Außentemperatur erfolgt, muss die Malo bis zum Frühjahr warten, geheizt wird hier nicht. Die Nase des 13er zeigt Kreide, Kalkstein, Waldfrüchte, schöne grüne Olive, reife Zwetschge und Holunder dazu. Auch etwas Walderdbeere und dann kommt Sauerkirsche und Schlehe. Alles in sehr gesammelter, getragener Form, fast erhaben rüberkommend. Von der Nase her der Eleganz des 2012ers durchaus sehr ähnlich. Im Mund kommt dann aber diese klassische, gerbstoffreiche Ausrichtung. Dazu die typische helle Schokolade mit viel Kirsche. Sauerkirsche, rote Kirsche, auch ein kleiner Hauch rote Johannisbeere. Im Mund unglaubliche Frische durch sehr lebendige Säure. Tänzelnd, vibrierend. Ich habe den 2013er direkt nach dem 2012er probiert. Wir haben 2013 doch eine deutlich präsentere Säure und ein etwas schärferes, salzigeres, mineralischeres Tannin. Die Frucht ist schlanker, die Süße etwas zurückhaltend. Wir haben 2013 nicht ganz die Harmonie des überragenden 2010. Die Tanninschärfe und die Säure erinnern durchaus an 2006, aber die Balance gefällt mir in 2013 besser. Eben nicht nur Kraft! Insgesamt eine sehr klassische Ausrichtung mit ausreichend süßem Schmelz, Feinheit, und dieser wunderbaren Kühle, die meines Erachtens einem Barolo sehr gut steht. Ich persönlich mag diese zu reichhaltigen, tanninreichen Jahrgänge wie 2004 und 2006 nicht so gerne. 2009 und 2011 sind mir manchmal zu gefällig, zu lecker süffig, obwohl das auch was Angenehmes hat. 2013 ist ein sehr guter Kompromiss, der sich mit dem 2012 vielleicht noch darum streiten muss, was am ehesten in meinen Keller kommt, in dem bereits schon der köstliche 2005er und der elegante 2008 liegt. (2010 hatte ich für den eigenen Keller leider keine Flasche über). Meines Erachtens ist 2013 auch ein perfekter Jahrgang. Zumindest für meinen Geschmack. 96–98+/100

Aldo Conterno

Das hier ist der untere Teil des Bussia-Weinberges. Darüber und an den Seiten liegen die Crus Colonnello und Cicala sowie der Romirasco, aus dessen Herzen dann auch der Gran Bussia kommt. Aus der Kuppe des Weinberges stammt der Chardonnay Bussiador. Bussia gilt als die beste Großlage des Ortes Monforte. In Monforte entstand früher eben auch der Monfortino des Cousins Giacomo Conterno, der aber heute in Serralunga erzeugt wird. Der Bussia bleibt mit der Gärung ca. fünf Wochen auf der Maische und wird nach der Malo ca. 30 Monate im großen Holz ausgebaut. Der 2013er Bussia bringt eine unglaublich florale, konzentrierte und ausdrucksstarke Nase mit. Intensiv duftige Zwetschge, aber auch Orange, Pfirsich, viel süße Kirsche, Kalkstein, weißer Lehm und das Ganze unglaublich fein und verspielt. Cappuccino. Im ersten Moment denkt man an einen Touch frisches Holz, aber der Wein ist zu 100 % in großen, alten Fässern ausgebaut. Es ist einfach ausdrucksstarkes Terroir und ein unglaublich konzentrierter, kühler, ja eleganter Jahrgang, der schon in der Nase eine wahnsinnige Spannung aufweist. Der Mund zeigt auf der einen Seite eine unglaubliche Spannung und Fokussierung, ist aber gleichzeitig traumhaft elegant, verspielt und zeigt eine große Länge. Schon dieser normale Bussia trägt für zwei Minuten durch den Mund. Eine feine, polierte Tannin- und Salzschärfe zeigend. Der Bussia zeigt runde rote Kirsche und frische Zwetschge, Kreide und Kalkstein dazu. Im Mund satte Herzkirsche um den kreidig mineralischen Kern herum, ein Hauch Sauerkirsche. Ein feinsandiger Nachhall ultrapolierter Tannine, so delikat, so verspielt, aber auch viel Grip und Biss. Der Jahrgang 2013 ist eben auch sehr klassisch und kraftvoll, trotz aller Frische, Charme und Feinheit. 2013 ist so wahnsinnig komplex und ausdrucksstark. Cool Climate. Das macht richtig Freude. Was ihn von seinem Vorgängerjahrgang 2011 unterscheidet (2012 gab es ihn nicht wegen Frost) ist diese höhere Intensität im Tannin und in der Säure. Von daher muss jeder selbst entscheiden welchen Jahrgang er vorzieht. 2013 muss auf jeden Fall länger warten, bis er diese Weichheit und charmante Trinkfreude vermittelt. In der Jugend ist die Säure sehr intensiv und das Tannin hoch. Auf jeden Fall ein toller Wein und ein großer Bussia. 94–95/100

Der Untergrund dieses Teils der Lage Bussia ist ein stark von Magnesium und Mangan durchzogener Lehm. Das ergibt deutlich feinere und unglaublich florale Eindrücke, genau deswegen erfolgt die separate Vinifikation. Auch hier liegt der Ertrag bei nur gut 10 Hektoliter pro Hektar, die gleiche extrem frühe Reife, also vollständiger Erhalt der Säure bei früher Lese bzw. höchste Komplexität bei längerer Vegetationsperiode, immer eine sehr hohe Reife. Die Gesamtproduktion beträgt auch beim Colonnello nur 5.000 Flaschen aus drei Hektar, Cicala ist gleich groß. Auch im Colonnello gibt es 4 grüne Lesen neben der schon extremen Ertragsreduktion durch die Biodynamik. Der Wein bleibt mit der Gärung ca. fünf Wochen auf der Maische zur Extraktion der reifen Tannine und Aromen aus den braunen Kernen und Schalen. Nach der Malo wird er ca. 30 Monate im großen Holz ausgebaut. Colonnello ist immer der feinste, verspielteste Wein bei Aldo Conterno. Der Colonnello wurde 2013 erst Ende Oktober in winzigen Erträgen gelesen. 2012 war sehr klassisch, ein tanninreiches Jahr mit lebendigerer Säure als die Vorgänger, da kommen die hohe Reife und der weiche Schmelz dem Colonnello schon sehr entgegen. Die Nase wird dominiert von sehr reicher, süßer, roter Kirsche und sehr viel Schwarzkirsche. Ultrafein dabei. Auch ein Hauch Waldhimbeere kommt durch. Das Ganze sehr verspielt. Ein feiner Hauch Marzipan. Darunter Bittermandel. Dabei ungeheuer aromareich und zugleich voller Charme, die jahrgangstypische Tanninschärfe wird im Colonnello von süßer Frucht perfekt gepuffert. Der Wein läuft schön geschmeidig und saftig runter. Ich fühle mich an das klassische Jahr 2008 mit dem Charme des 2012 und der süßen Frucht von 2005 erinnert, das ist eine große aromatische Freude. Trotz des massiven Tannins mit satter Power und der lebendigen Säure trinkt sich der 2013 jung extrem schön, aber ausreichend Kellerreife tun ihm sicher gut. Ein Wein mit großem Potenzial, mit viel Power und großer aromatischer Stärke, der sich aber anders als Cicala und Romirasco viel konzilianter präsentiert, der den Trinker mit seinem fruchtsüßen Charme in den Bann schlägt. Ein traumhafter Wein, und wie in allen großen klassischen Jahren bevorzuge ich diese Lage gegenüber dem dann immer  zu maskulinen Cicala, der Romirasco ist eh nur was für Geduldige. 97–99/100

Der Romirasco ist mit 410 Metern über dem Meer noch oberhalb des Cicala die höchste Lage der Gesamtlage Bussia, schräg im Osten leicht erhöht nur noch der weiße Bussiador. Der Romirasco besteht zu 80 % aus den ältesten Reben der Conternos, die in manchen Jahren zumindest teilweise der Granbussia vorbehalten sind, je 10 % der ältesten Reben aus Cicala und Colonnello kommen zur Granbussia noch dazu. Nur 4.000 Flaschen werden pro Jahrgang aus 3,8 Hektar erzeugt, der geringste Ertrag, den Wein gibt es immer in großen Jahren. Der Romirasco entstand erstmals im sensationellen Barolo-Jahrgang 2004, als Hagelschäden die separate Abfüllung der dramatisch geringen Mengen Granbussia, des Colonnello und der Cicala sinnlos erscheinen lies. Das Ergebnis war so überragend, dass der Romirasco nun der beste Wein der Conternos ist. Die Mischung des Bodens: Sand, Lehm, Eisen, sehr viel Magnesium, Mangan, eine gute Mischung von Colonnello und Cicala, aber immer die höchste Würze. Immer kühle Stilistik auf Grund der exponierten Lage. Auch hier liegt der Ertrag bei nur gut 10 Hektoliter pro Hektar, die gleiche extrem frühe Reife, also vollständiger Erhalt der Säure bei früher Lese bzw. höchste Komplexität bei längerer Vegetationsperiode, immer eine sehr hohe Reife. Auch hier gibt es vier grüne Lesen neben der schon extremen Ertragsreduktion durch die Biodynamik. Der Wein bleibt mit der Gärung ca. acht Wochen auf der Maische, die hohe Mineralität des Terroirs wird noch einmal unterstützt durch das Auswaschen der Aromatik aus den Kernen durch den Alkohol. Nach der Malo ca. wird der Wein 32 Monate im großen Holz ausgebaut. Der Romirasco ist immer mit Abstand der würzigste Wein des Hauses, deshalb denkt man manchmal an neues Holz, das jedoch nie zum Einsatz kommt. Teer und Balsamico und Rauch kommen nur vom Terroir. Unglaublich frisch. Satte schwarze Brombeere und Kirsche. Schwarze Erde, Assam-Tee, Nüsse, Teer. Enorm wuchtig mit Länge. Aber nie mit Härte, sondern weiche Dichte, samtige, fast überwältigende Fruchtfülle. Aber diese Würze! Und dazu dieses leicht scharfe Tannin des kühlen Jahrgangs 2013. Es ist Holunder, es ist Eukalyptus, es hat viel Minze neben der eingekochten Pflaume. Intensive schwarze Kirsche, auch ein wenig schwarze Johannisbeere kommt hoch. Thymian, Koriander und Estragon. Eine  fast schwarze Himbeere dazu. Der Mundeintritt ist wie eine aromatische Bombe mit sattem Gerbstoff, mit gleichzeitig komplett feinem Tannin. Nur eben reichlich. Und 2013 als Blockbuster, nicht spröde und hart, sondern geschmeidig und extrem kraftvoll. Der ganze Mund wird ausgekleidet von dieser extremen Dichte, Körper und Aromatik, von dieser Kraft, hohen Säure und gleichzeitig großen Feinheit. Die provenzalischen Kräuter schießen nur so von links nach rechts. Wieder Estragon, Koriander, Thymian, aber auch Rosmarin. Lorbeer, Wacholder, wieder Minze in Teer und Schwarzkirsche schwimmend. Mit schwarzer Johannisbeere, mit süßer Maulbeere, mit fast schwarzer Himbeere. Das ist ein immenses Aromenspektrum. Der Mund wird vollständig eingenommen, vollständig dominant. Das Ganze endet in einem mehrminütigen langen Nachhall mit einer ganz feinen, röstigen und würzigen Aromatik. Das ist sicherlich der Dominator des Hauses für Geduldige, einer der ganz großen Barolo des traumhaften Jahrgangs. Giacomo Conterno, der mit seinem Privathaus inmitten dieses Weinbergs positionierten, geschäftsführenden der drei Inhaber-Söhne vom verstorbenen Aldo, hält diesen 2013er für den größten, bisher erzeugten Romirasco überhaupt. Das kann man so stehen lassen! 100/100

In der Lage Cicala gibt es wesentlich mehr blauen Lehm, Kalkstein und Eisen. Der Wein kommt zwar wie der Colonnello vom gleichen Bussia-Weinberg, aber hier geht es ganz klar in die Richtung zum Maskulinen und Schweren. Auch hier liegt der Ertrag bei nur gut zehn Hektoliter pro Hektar, die gleiche extrem frühe Reife, also vollständiger Erhalt der Säure bei früher Lese bzw. höchste Komplexität bei längerer Vegetationsperiode, immer eine sehr hohe Reife. Die Gesamtproduktion aus drei Hektar beträgt nur winzige 5.000 Flaschen. Auch hier gibt es 4 grüne Lesen neben der schon extremen Ertragsreduktion durch die Biodynamik. Der Wein bleibt mit der Gärung ca. fünf Wochen auf der Maische um alle Aromen und Tannine aus den Schalen und reifen braunen Kernen zu waschen, nach der Malo wird er dann ca. 30 Monate im großen Holz ausgebaut. Cicala ist neben dem Romirasco immer die druckvollste, kraftvollste Lage durch den hohen Eisenanteil und den weißen Lehm. Die Nase ist immer deutlich druckvoller als die des Colonnello, das große Powerteil in klassischen Jahren, der Colonnello hat dafür in charmant vollen Jahren durch seine größere Feinheit die Nase vorn. In diesem kühleren, sehr klassischen 2013er finden sich im Gegensatz zum feinen und rotfruchtig changierenden Colonnello fast nur  schwarze Brombeeren, Blaubeere und schwarze Kirschen. Dazu viel Bitter-Schokolade. Auch ein bisschen Maulbeere, Holunderbeere, Eukalyptus. Ein wuchtiger Schwall von Tanninen schon im Mund. Nicht bitter aber druckvoll, kräftig, maskulin im Stil eines Pauillac. Sehr lang, sehr intensiv. Dieser Wein braucht sicherlich mehr als zehn Jahre zur Reife. Diese hohe Intensität, diese Dichte passt zu dem sehr hohen Tannin-Level des Jahrgangs. Die Balance stimmt, aber mir ist er zu maskulin und für einen Wein aus Monforte unglaublich kräftig. Wenn ich soviel Power und Tanninschärfe will denke ich eigentlich an Serralunga oder Castiglione, oder ich nehme dazu dann noch zur Balance die üppige Fülle des Romirasco, nach 20 Jahren wird es dann aber sicher auch mit dem Cicala stimmen. 96–97/100

Das Jahr 2014 war wie in vielen Ländern Europas gekennzeichnet durch viel Regen und hohe Feuchtigkeit, was dazu führte, dass viele Winzer relativ früh geerntet haben um der Fäulnis zu entgehen. Anders bei Aldo Conterno. Hier ist man bereit aus potentiellen 20.000 Flaschen Chardonnay »Bussiador«, die auf der kühlen Spitze des Hügels gepflanzt sind, auf lediglich 5.000 Flaschen oder weniger zurückzuschneiden und brutal auszulesen. Entsprechend wurden die Chardonnay-Trauben hier nicht, wie sonst üblich in der Langhe, Anfang September, sondern erst ganz am Ende des Monats bzw. Anfang Oktober gelesen, wie eigentlich jedes Jahr hier. Dadurch nimmt das Weingut jedes Jahr in Kauf, dass mehr als zwei Drittel über Fäulnis und abfallende Trauben verloren gehen. Der Rest ist dafür umso brillanter und vor allem reif und ausdrucksstark. Der Ertrag des Bussiador liegt bei ungefähr zehn Hektoliter pro Hektar. siebenfache grüne Lese, nur die stammnahen Trauben werden belassen. Die Vergärung geschieht komplett im Holz, auch der spätere Ausbau und die malolaktische Gärung geschieht in kleinen Holzfass. Zwischen beiden Vergärungen wird einmal abgezogen, nach der Malo verbleiben die Weine 15 Monate unberührt und ohne Bâtonnage in diesem Holz. Es wird nach der alkoholischen Fermentation nur die Hefe einmal ein wenig aufgerührt, danach 15 Monate ruhiges Verweilen, also komplett burgundisch »state of the art«. Der Anteil neuen Holzes richtet sich nach dem Jahrgang. Entscheidend sind die Mineralität und die Säure. Das Terroir besteht aus dem typischen weißen und blauen Lehm der Langhe und etwas Sand, viel Kalziumeinsprengsel, auch reiner Kalkstein und Eisenanteile, tief wurzelnde Reben. Der Wein wächst in der höchsten Lage in Bussia, 2,8 Hektar auf der kühlen Bergkuppe und direkt oberhalb des Romirasco in Südostausrichtung. Es gibt jährlich maximal nur 5.000 Flaschen – oft weniger. Die Kühle der speziellen Lage ist die Grundvoraussetzung für Eleganz und gute Säure. Im Zusammenhang mit der extremen Ertragsbeschränkung und den tief wurzelnden Reben und dem mineralischen Terroir wird klar, warum wir hier neben Gajas »Gaja & Rey« Chardonnay den einzigen Konkurrenten des Burgund aus Italien haben. Der Bussiador von Aldo Conterno hat eben einen mineralischen Ausdruck wie ein Wein aus dem Burgund. Schon in der Nase eine Assoziation an einen Meursault und einen Chablis mit großer Frische, Agrumen, Zesten von diversen Zitrusfrüchten, Orange und etwas rote Grapefruit. Die Nase ist nach der ersten Zitrusfrische dann richtig vielschichtig und spannend. Sie zeigt auch viel Exotik. Der erste Touch ist süßer Cappuccino, Karamelle, Biskuit, ganz feiner Akazienhonig, auch ein bisschen Moschus, exotische Würze, etwas Muskat, Maracuja, auch Ananas. Das Ganze dann aber ergänzt um etwas reife Avocado und deutliche Aprikose sowie weißen Pfirsich. Im Mund ist der Wein zum Erstaunen dann aber ausgesprochen gradlinig. Hat unheimlich viel Grip, läuft letztlich nach erster üppiger Exotik dann doch so geradeaus wie man es von der allerersten Nase erwartet hätte. Man hätte im zweiten Duft auch etwas Kalifornisches vermuten können. Die Nase hat mich ein wenig an Kongsgaard erinnert, aber der Mund läuft so schön geradeaus. Das ist stilistisch schon ein bisschen wie ein Chassagne Montrachet. Leichte, frische, grünfruchtige Elemente. Mit gewaltigem Nachhall. Das macht Freude und hält lange an. Diese Nase mit diesem Mund verblüfft, ist aber auf jeden Fall ein wirklicher genialer Chardonnay, der nicht nur Spaß macht sondern sogar beeindruckt. Ein traumhaft balancierter Chardonnay mit Frische, Frucht und Länge, mit großer Ausdrucksstärke seines Terroirs. Er braucht sich nicht verstecken hinter früheren Jahrgängen. Ich persönlich würde ihn sogar über die sehr warmen Jahrgänge 2011 und vielleicht auch 2012 stellen. 2013 und 2014 profitieren von der großen Finesse eines Cool Climate Jahres. Ein superber Wein. 96–97/100

Luciano Sandrone

Direkt nach dem 2012er probiert, kommt der 2013er schon in der Nase tanninreicher, versammelter, mit mehr Geradeauslauf. Der 2012er hat sich im Laufe eines weiteren Jahres in der Flasche zu so viel Feinheit und Delikatesse entwickelt, dass der 2013er fast ein bisschen wie ein Blockbuster rüberkommt. Der Barolo Le Vigne ist eine Cuvée aus vier verschiedenen Lagen aus den Gemeinden Barolo, Novello und zweimal Serralunga, dabei auch Villero. Die Bearbeitung beider Baroli geschieht bei Sandrone auf die gleiche Art und Weise. Vollständige Entrappung, acht Tage kalte Mazeration, dann weitere drei Wochen Fermentation im Stahl und noch einige Zeit Verweildauer auf der Schale. Verwendung nur des Vorlaufweins nach der Vergärung, kein Presswein. Ausbau zu 80 % in gebrauchtem 500-Liter-Tonneau, 20 % neues Holz, 24 Monate, kein Abzug, keine Batonnage. Schon in der Nase viel Druck zeigend, so eine klassische Ausrichtung. Hohe Säure, gleichzeitig aber auch hohes Tannin. Viel rote Frucht, aber auch schwarze Kirsche. Darunter Waldfrüchte, sogar Walderdbeere und Waldhimbeere. Salz und Mineralität dazu. Die Kraft des 13er setzt sich im Mund fort. Ich werde komplett an den 2010 erinnert mit der auf der einen Seite unglaublichen Feinheit und Raffinesse sowie der fast maskulinen Tanninausprägung. Große Länge, hohe Intensität. Ein wenig zu aggressiv in der Jugend. Der Wein braucht sicherlich acht bis zehn Jahre Flaschenlager um perfekt zu werden. Ein delikater, tänzelnder Barolo, der nicht die Wärme, nicht das Fett der runden, warmen Jahrgänge hat, sondern eher für ein langes Leben bestimmt ist. Der Wein ist dennoch voller Finesse, es ist kein brutaler Wein wie die Jahrgänge 2004 und 2006, wo das Tannin alles überdeckt hat. Hier steht die Feinheit klar im Vordergrund und doch hat er nicht den Charme des 2012ers. Ich persönlich stehe komplett auf Jahrgänge wie 2005, 2008 und 2012, wo eben Klassik und Charme zusammentreffen. Die klassischen Barolo Liebhaber aber werden 2013 wie auch zuvor schon 2010 favorisieren. Manche Genießer lieben es eben zu warten und Geduld zu haben. Es ist auf jeden Fall ein Wein mit Größe und viel Anspruch. Ein Exemplar das Zeit braucht, in 10 Jahren dann aber genial sein wird. Dann bewerte ich ihn höher, jetzt nur 96–98+/100

Das ist der Weinberg, der direkt vis-à-vis vom Weingut liegt. Cannubi ist  sicherlich die berühmteste Lage der gesamten Langhe überhaupt und von vielen für die beste Barolo Lage von allen gehalten. Das Herz des Cannubi ist die Unterlage Boschis, benannt nach den früheren Besitzern. Kalkstein und etwas weißer Lehm. Ganze Bücher wurden diesem Weinberg gewidmet, hier trifft sich Kraft und Harmonie, maskuline wie feminine Eigenschaften, Yin und Yang, direkt in der Gemeinde Barolo gelegen. Man kann über die »beste Lage« trefflich streiten, da La Morra z. B. mit Brunate auch geniale Lagen besitzt. Die maskulineren Lagen kommen aus Serralunga und Castiglione. Der ideale Kompromiss liegt für mich persönlich in Monforte. Aber diese unendliche Feinheit, die Perfektion in burgundischer Art ist sicherlich dem Cannubi vorenthalten. Von daher kann ich im Grunde die These verstehen, dass Cannubi die beste Lage im Barolo ist. Die Bearbeitung beider Barolo geschieht bei Sandrone auf die gleiche Art und Weise. Vollständige Entrappung, acht Tage kalte Mazeration, dann weitere drei Wochen Fermentation in Inox mit anschließender Verweildauer auf der Schale. Ausbau zu 80 % in gebrauchtem 500-Liter-Tonneau, 20 % neues Holz, 24 Monate, kein Abzug, keine Batonnage. Verwendung nur des Vorlaufweins nach der Vergärung, kein Presswein. Der Cannubi von Sandrone baut seine Kraft erst im Laufe von Jahren auf. Er präsentiert sich jung so wie dieser gerade gefüllte 2013er mit unendlicher Feinheit, fast als ein Gevrey Chambertin aus Burgund rüberkommend. Wunderschöne süße Kirsche, feine Zwetschge, ein Hauch Schlehe. Das Ganze mit etwas Salz, Kreide, Kalkstein unterlegt. Alles fein schwebend. Stellt sich nahezu erotisch, fast wollüstig dar. Im Mund dann zwar den Charme wieder aufgreifend, dabei aber unglaublich Grip zeigend. Wie schon beim Le Vigne ist das eindeutig die Ausrichtung des 2010er. Sehr reife, rote Kirsche mit viel Frische und intensivem, leicht bissigem, aber sehr feinem Tannin. Sehr delikat, tolle Frische. So unglaublich klassisch und doch sehr fein. Zeigt eine tolle Länge. Vor allem von den kühlen klimatischen Bedingungen des Jahrgangs 2013 profitierend. Der Wein macht Freude und ist doch noch ziemlich verschlossen. 2013 braucht auf jeden Fall 5–10 Jahre länger im Keller als der sehr viel offenere 2012, der inzwischen aber auch eine unglaubliche Power aufgebaut hat. Ich war verblüfft, als ich zuvor den 2012er probierte, wie viel Kraft er bei all dieser Feinheit & Charme auf sich vereinigt hat. Der 2013 hat eher noch mehr Kraft, ist dafür etwas klassischer, härter in der Jugend. Das wird aber auf jeden Fall ein ganz Großer. Definitiv einer der besten Weine, die ich im Jahrgang 2013 probieren konnte. 97–100/100

Elio Grasso

Auch bei Grasso war 2013 ein kühles Jahr mit einer sogar extrem späten Ernte. Die Weine werden organisch im Weinberg gearbeitet. Die Lage Gavarini Chiniera wird erst seit 1987 im Weingut Grasso separat abgefüllt. Eine Südhanglage auf 350 Metern in einem parallel zum Ginestra verlaufenden Tal. Der Untergrund ist eine Mischung aus Sand und Kalksteinen. Normalbepflanzung mit 4.500 Stöcken pro Hektar. Das Durchschnittsalter der Reben beträgt 30 Jahre. Mazeration nach der alkoholischen Vergärung weitere 2–3 Wochen, sodass es insgesamt zu einer Maischestandzeit von gut 30 Tagen kommt. Der Chiniera 2013 wurde erst in der ersten Novemberwoche zu Ende gelesen. Extrem komplexer Wein, sehr fein, sehr klassisch, tanninreich mit hoher Säure. Im Grunde eine Wiederholung des Jahrganges 2010 mit dieser enormen Finesse. 2013 ist noch etwas kühler in der Jahrgangsstilistik. Klassisch für Barolo-Liebhaber, nicht ganz so massiv wie 2004 und 2006 und dabei doch fein wie 2010. Also ungefähr die Feinheit eines 2012ers mit der Eleganz und dem Tanningerüst des 2010er. Das ist ziemlich perfekt. Berauschend schöne Nase. Stilistisch ein Burgunder, und da ähnelt er am ehesten einem Chambolle-Musigny mit einem Touch Gevrey-Chambertin. Der Wein ist allerdings ziemlich schlank, es fehlt zumindest in der Nase ein bisschen die fette Süße. Dafür enormer Geradeauslauf, schon im Duft. Tolle süße rote Kirsche, provenzalische Kräuter, viele florale Noten, verspielt, duftig. Eine Fruchtkaltschale, fast nur aus verschiedenen Kirschen und junger roter Zwetschge bestehend. Ganz langsam schält sich ein leichter Hauch von Johannisbeere heraus. Helle Schokolade. Der Mund hat dann die Fruchtsüße, er ist eine Aromen-Explosion in Kirsche und Zwetschge, alles vermischt mit viel Salz, Kalkstein und Kreide. Auch Cranberry, Walderdbeere, Waldhimbeere, alles getragen von Kirsche und Zwetschge. Das Ganze ultrafein, sehr burgundisch. Sehr langer Nachhall mit feiner Salzspur, aber eben auch mit sehr massiven Mengen zarten, feinkörnigen Tannins ausgestattet. Das ist ziemlich gut. Das ist der Charme des letzten Jahres vermischt mit der klassischen Linie des 2010ers. Unglaublicher Geradeauslauf auch im Mund, der Wein hält über Minuten an. Er rollt immer wieder mit dieser wunderschönen Süße hoch, ohne jedoch die große Opulenz auszustrahlen – er ist nie zu fett. Bleibt dabei immer fein aber gleichzeitig klassisch. Das ist sicher einer der ganz großen Weine eines ganz fantastischen Jahrganges. Ein Jahrgang, der meinen Trink-Liebling 2012 mit dem Klassiker 2010 kombiniert. Großes Kino, ziemlich perfekter Barolo, der unbedingt ein paar Jahre Lagerung braucht. 98–100/100

Anders als der zuvor probierte Gavarini Chiniera hat der Ginestra Casa Mate 2013 deutlich mehr Wucht & Volumen. Ist insgesamt deutlich reichhaltiger. Die Weinberge werden sämtlich biologisch-organisch bearbeitet. Die Lage Ginestra ist eine Südexposition und eine der berühmtesten Lagen im Barolo-Gebiet, wohl mit Bussia die beste Lage von Monforte d’Alba. Der Kalkstein-Untergrund von Ginestra ist deutlich von weißem Lehm durchzogen, von Eisen, Kupfer und ähnlichen Metallen dominiert. Dieser spezielle, kalkhaltige Lehm gilt zusammen mit, oder noch vor dem reinen Kalkstein und Kreide, als das große Geheimnis der besten Barolo. Das ist der Schlüssel des Terroirs. Durch den Lehm ist Ginestra sehr viel kompakter als Gavarini, die andere Lage der Grassos. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei über 30 Jahren. Die Fermentation geschieht in Stahl. Mazeration nach der alkoholischen Vergärung (Spontanvergärung) für weitere 2–3 Woche, so dass es insgesamt zu einer Maischestandzeit von gut 40 Tagen kommt. Ausbau in 25-Hektoliter-Fässern aus slawonischer Eiche, ohne Abzug bis zur Flaschenfüllung. Im 2013er Ginestra kommt mehr süße, schwarze Kirsche neben reifer Zwetschge, ziemlich voluminös, aber nie fett wirkend. Hier fehlt der ganz feine Chambolle-Musigny-Teil des burgundischen Gavarini. Hier sind wir eher zwischen Gevrey Chambertin und Morey-Saint-Denis. Kraftvoll und erdig. Im Mund überdeckt der Ansturm des Gerbstoffs und der enorm präsenten Säure die darunterliegende, extreme Aromatik für mehrere Minuten. Der Wein bleibt mit seinem extremen Gerbstoff für mehrere Minuten haften und nimmt den ganzen Mund ein. Bei dieser hohen Intensität ziehen sich sogar die Augen zusammen. Der Ginestra Casa Mate braucht sicherlich fünf Jahre länger als der Gavarini Chiniera. Hier kommt so viel Wucht dazu. Auf lange Sicht mag er vielleicht sogar der größere Wein sein. Beide Grasso Weine gehören zum Besten was ich hier in diesem Jahrgang probiert habe und können mit den grandiosen 2012ern mithalten – ja, übertreffen sie gar. Etwas weniger Charme und Liebreiz als 2012, dafür mehr Aromatik, Terroir und mineralischer Ausdruck. Stilsicherer, klassischer Barolo mit unendlicher Länge. Großer Stoff. 98–100/100

Vietti

Der Barbera »La Crena« ist der am längsten im Fass verweilende Barbera im Hause Vietti. Auch wenn der Barbera d’Alba »Scarrone« Vigna Vecchia für mich häufig der mindestens gleichwertige, manchmal sogar größere Wein ist, bekommt nur der vom Winzer höher eingeschätzte »La Crena« genauso lange Fass- und Flaschenlagerung wie die Top-Barolo. Das bedeutet, dass der 2013 erst im Jahre 2017 auf den Markt kommt. Anders als die Barolo wird dieser Barbera für die ersten eineinhalb Jahre im kleinen, zum Teil neuen Barrique ausgebaut, und kommt erst dann ins große gebrauchte Holzfass. Die Barolo liegen ausschließlich in größeren Fässern oder gebrauchten Barriques. Dieser 2013er Barbera zeigt in der Nase alles, was einen etwas kühleren Jahrgang auszeichnet. Enorme Finesse, Dichte, reiche Frucht, neben frischer Sauerkirsche viel schwarze Kirsche, massive reife Zwetschge, er ist dabei aber nicht so fett, so rund wie 2012 oder 2010. Feine Blaubeere, tolle Gewürze darunter, leichte Zitrusaromatik, Grapefruit. Im Mund ganz viel Druck entwickelnd. Sehr tanninreich, fast scharf auf der Zunge. Hohe Salzdichte. Extreme Mineralität zeigend. Säure, Frucht und Gerbstoff laufen die Zunge herunter. Die Spitze vibriert, die Seiten brennen. Das ist wirklich ein aromatisches Fruchtbündel der Extraklasse. Ein Power-Barbera, der aber genug Feinheit hat, um diese wirklich immense, explosive Frucht zu bändigen. Wahnsinnsdichte und ein mehrminütiger Nachhall. Dieser Wein nimmt den ganzen Trinker mit und es ist für mich nur die Frage ob man alleine so eine Flasche leeren kann. Ich denke, am Ende wohl nicht, man muss sich die Flasche zu zweit teilen um nicht überwältigt zu werden. Der Wein ist einfach zu intensiv, zu reich, zu dicht. Dicker, großer Stoff ohne fett oder marmeladig zu sein. Eben nur enorm aromatisch intensiv. 97–98/100

Dieser Wein kommt wie immer aus elf verschiedenen Lagen und ist der Barolo des Hauses schlechthin. Dafür steht Vietti und dieser Barolo steht für Vietti. Diese Basis zeigt perfekt, was Vietti kann. Und der Wein ist mit gleichem Aufwand vom Weinberg bis zum Keller entstanden und somit eines der qualitativen Superschnäppchen der Langhe überhaupt. Biologisch-organische Weinbergsarbeit. Ultrakleine Erträge von unter 20 Hektoliter pro Hektar durch mehrmalige grüne Lese. Beides zusammen ergibt immer eine frühere Reife mir knackiger Säure bei zugleich hoher Fruchtsüße. Im kühlen, aber perfekten Jahr 2013 natürlich erst Ende Oktober gelesen. Bei Vietti wie schon bei Voerzio kann man je nach Jahrgang früher oder später lesen, die volle Reife erreicht man immer. Fermentiert wird nur mit der natürlichen Hefe, also Spontanvergärung. Komplett entrappt, malolaktische Vergärung in gebrauchten kleinen Fässern, Ausbau natürlich zu 100 % in größeren, gebrauchten Fässern. Der Barolo Castiglione ist ein Blend aus Top-Einzellagen der Langhe, deren Einzelvinifikation von der Menge nicht lohnt. Wenn man Fläche zukaufen kann wird ein weiterer Cru daraus entstehen, wie es mit dem heutigen Superstar »Ravera« 2010 geschah. Die Einzellagen gibt es dennoch nur in winzigen Mengen. Die ungeheure Fülle und Reichhaltigkeit zeigt aber schon der Castiglione, der aber zugleich, auch wegen des großen Holzes, eine an Giacosa erinnernde Finesse und Zartheit an den Tag legt. Dichte der Frucht bei totaler Fokussierung, der mittige Lauf eines voluminösen Barolo, der maskuline und feminine, fast Barbaresco-hafte Züge hat. Satte und doch ultrafeine rote Frucht. Feiner Sand. Salz. Kreide und Kalkstein. Das Ganze sehr pikant tänzelnd. Ja, dieser Castiglione ist grundsätzlich die ideale Komposition eines Barolo, so wie es sonst vielleicht noch Maria Theresa Mascarello und eben Giacosa schafft. Und 2013 ist in seiner Pikanz und Delikatesse wie 2012 und hat dazu als 13er noch mehr Frische, Pikanz und Finesse, ein überragendes Beispiel der Stilistik Viettis. Er ist noch feiner und frischer und verspielter als der extrem feine 2012er. 2013 braucht allerdings auch noch mehr Zeit als 2012, weil sein Tannin noch mehr Schärfe zeigt und die Säure etwas höher liegt. Insgesamt auf dem extrem feinen 12er Level, nur knackiger. 94+/100

Biologisch-organische Weinbergsarbeit. Ultrakleine Erträge von unter 20 Hektoliter pro Hektar durch mehrmalige grüne Lese. Beides zusammen ergibt immer eine sehr frühe Reife mir knackiger Säure bei zugleich hoher Fruchtsüße. Im kühlen, aber perfekten 2013 erst Ende Oktober gelesen. Fermentiert wird nur mit der natürlichen Hefe, also Spontanvergärung. Komplett entrappt, malolaktische Vergärung in gebrauchten kleinen Fässern, Ausbau natürlich zu 100 % in größeren gebrauchten Fässern. Der Masseria liegt in Neive, neben Giacosa. Feinstes Terroir. Total burgundische Nase. Unglaublich feine, ätherische, warme rote Frucht, unterlegt von feinstem Holz. Kirsche, rote Waldfrüchte. Aber 2013 mit einer fast extraterrestrischen Frische, fast verblüffend im Angang, überwältigend in der Aromatik. Ganz fein und trotzdem auch auf eine Art üppig. Delikat. Ungeheuer pikant. Trotzdem schmelzig. Wunderschöne Nase. Der Mund mit traumhaft schöner Säure ausgestattet. Es gab in 2013 eine noch kleinere Produktion als 2012, nur 3000 Flaschen. Tolles Spiel. Tolle Konzentration und auch Fokussierung. Deutlich feiner, geschliffener, tänzelnder als die meisten Barolo sein können, das Terroir in Barbaresco ist schon sehr anders. Weniger weißer Lehm, weniger Eisen, mehr sandige Böden. Der Wein hat ungeheuer präsente Tannine und ist dabei total feinkörnig. Geschliffen und poliert, aber doch sehr präsent und leichte Schärfe zeigend. Stilistisch an Giacosas Barbaresco Riserva erinnernd. In dieser schönen Verspieltheit sehr komplexe Länge zeigend. Toller Barbaresco aus einem sehr delikaten, pikanten Jahr. Wer Vietti zart und tänzerisch will, muss bis auf den Ravera seine Lagen-Barolo meiden und hier zugreifen! Und der Masseria ist der beste, hier je von mir verkostete Barbaresco. 98–99/100

Die Lage Brunate liegt, wie sicherlich inzwischen alle wissen, in La Morra. Dort am oberen Ortsausgang, wie auch der La Serra und der Cerequio von Voerzio. Insgesamt ziemlich die höchsten Lagen der Langhe und somit auch die feinsten Weine. Brunate gilt zusammen mit dem Cannubi aus Barolo als eine der absoluten Top-Lagen des gesamten Gebietes überhaupt. Biologisch-organische Weinbergsarbeit. Ultrakleine Erträge von unter 20 Hektoliter pro Hektar durch mehrmalige grüne Lese. Beides zusammen ergibt immer eine sehr frühe Reife mir knackiger Säure bei zugleich hoher Fruchtsüße. Bei Vietti wie schon bei Voerzio kann man daher je nach Jahrgang früher oder später lesen, die volle Reife erreicht man immer. Im kühlen, aber perfekten 2013 erst Ende Oktober gelesen. Fermentiert wird nur mit der natürlichen Hefe, also Spontanvergärung. Komplett entrappt, malolaktische Vergärung in gebrauchten kleinen Fässern, Ausbau natürlich zu 100 % in größeren gebrauchten Fässern. Brunate, diese wohl beste Lage aus La Morra, ist gleichzeitig eine der fruchtstärksten, intensivsten und üppigsten Lagen. Komplette Südexposition auf Kalkstein, Lehm, Sand, weißer Lehm, eine Komposition, die für Fett und dicke Frucht und zugleich auch für Feinheit steht. Jeder Winzer ist froh & stolz wenn er über ein Stückchen Brunate verfügt. Brunate ist im Reigen der Weine von Vietti der Eleganteste & Feinste, denn die Weine aus Castiglione, Novello und Serralunga sind sehr viel intensiver und deutlich maskuliner auf Grund des eisenhaltigen Terroirs. Der Brunate zeigt wunderschöne Zwetschge, ganz dichte, dunkle Kirsche, aber im kühlen 2013 kaum Wucht. Er ist deutlich feiner als der Hausbarolo Castiglione. Leichte Orangenschalenspuren, auch einen Hauch Pfirsich und Zitrusfrüchte, ganz elegant aus dem Glas steigend. Das Ganze mit der kühlen Charakteristik des Jahrgangs 2013 ergibt einen fast burgundischen, sehr schicken, eleganten Wein. Im Mund kommt der kühle Jahrgang noch stärker durch. Immense Säure, der Mund zieht sich zusammen, die Augen kneifen zu. Das Ganze ist so intensiv, Salz, Säure, Mineralität. Alles wird belegt, zieht sich zusammen. So immens lang und dabei gleichzeitig so rassig und fein. Dieser Brunate ähnelt mit seinem winzigen Ertrag durchaus auch dem Brunate von Voerzio, der auch schon in seiner Art ein frischer, burgundischer Blockbuster war. Vosne Romanée lässt grüßen. Diese hohe Intensität macht ihn zu einem Erlebnis, und man weiß, dass der Wein mindestens 10 Jahre weggesperrt gehört, um dann erst seine große Klasse zeigen zu können. Es ist auf jeden Fall ein Riesenstoff und gehört in die Hall of Fame großer klassischer Barolo. 97–100/100

Biologisch-organische Weinbergsarbeit. Ultrakleine Erträge von unter 20 Hektoliter pro Hektar durch mehrmalige grüne Lese. Beides zusammen ergibt immer eine sehr frühe Reife mir knackiger Säure bei zugleich hoher Fruchtsüße. Bei Vietti wie schon bei Voerzio kann man daher je nach Jahrgang früher oder später lesen, die volle Reife erreicht man immer. 2013 aber sehr spät im Oktober gelesen. Fermentiert wird nur mit der natürlichen Hefe, also Spontanvergärung. Komplett entrappt, malolaktische Vergärung in gebrauchten kleinen Fässern, Ausbau natürlich zu 100 % in größeren gebrauchten Fässern. Lazzarito liegt in Serralunga direkt neben Barolo Sperss von Gaja und Luigi Piras Top-Lage Rionda. Sehr viel Eisen. Kraftvolle Lehm- Kalkstein- Sandböden mit viel Eisen und Metalleinsprengseln. Die Weine von Serralunga sind demnach immer extrem massiv. Nicht umsonst kommt auch der Riesen-Wein Monfortino von Giacomo Conterno aus Serralunga. Das sind alles richtige Wuchtbrummen. Voll und intensiv, sehr tanninreich, aber häufig in der Säure moderater als die Weine aus den Hochlagen von La Morra. Im Mund kommt der Lazzarito dann mit einer ganz großen Fülle von Mineralität, Eisen, Erde, unglaublich dicht. Dazu kommt jahrgangsspezifisch eine grandiose Frische. Vietti mit seinem sehr massiven, wuchtigen Stil profitiert unglaublich von so einem frischen Jahrgang wie 2013, der bei einem so hohen Tanninlevel und viel Dichte und Kraft eben auch die Säure dazu bringt, um den Wein herum zu balancieren. Aber ein Jahrgang wie 2013 ist bei Vietti im Grunde unter mindestens 10 Jahren Flaschenlager nicht genussfähig. Es sind maskuline, extraordinäre Teile. Im Grunde sind die Crus im Jahrgang 2013 denen des Vorjahres 2012 überlegen, weil es einfach Weine für die Ewigkeit sind. Es sind, wie schon 2010, Monumente der Feinheit, Frische und Kraft zugleich. 100/100

Dieser Rocche kommt nicht aus Annunziata sondern es ist die Lage Rocche aus Castiglione Falletto. Obwohl der Lazzarito vom Terroir eigentlich der massivste Wein Viettis sein sollte, ist Rocche immer der wuchtigste Wein. Ein richtiger Kracher. Biologisch-organische Weinbergsarbeit. Ultrakleine Erträge von unter 20 Hektoliter pro Hektar durch mehrmalige grüne Lese. Beides zusammen ergibt immer eine sehr frühe Reife mir knackiger Säure bei zugleich hoher Fruchtsüße. Bei Vietti wie schon bei Voerzio kann man daher je nach Jahrgang früher oder später lesen, die volle Reife erreicht man immer. 2013 im perfekten, kühlen Jahr erst spät im Oktober gelesen. Fermentiert wird nur mit der natürlichen Hefe, also Spontanvergärung. Komplett entrappt, malolaktische Vergärung in gebrauchten kleinen Fässern, Ausbau natürlich zu 100 % in größeren gebrauchten Fässern. Rocche ist die einzige Single-Vinyard-Lage direkt am Weingut. 200 Meter Entfernung. Die Majorität des Bodens ist weiß-blauer Lehm. Hart, porös, fast gesteinsartig, mit minimaler Sandauflage und Kalksteinunterbau. Die Nase ist ungeheuer reichhaltig. Obwohl Lage und Terroir es nicht vermuten lassen ist der Wein noch viel üppiger, dicker und fetter als Brunate und sogar kraftvoller als Lazzarito. Ungeheure Intensität schwarzer Frucht und Lakritze. Aber die Lakritze ist nicht schwarz, fast eine helle, salzige Lakritze. Fast schwarz. Schwarze dichte Frucht, sehr viel Wachholder, schwarze Olive und Olivenpaste, dunkle Erde, schwarze Kirsche und so dicht, dass er kaum noch Süße aus dem Glas steigen lässt. Der ganze Mund wird schwarz belegt. Erde, Veilchen, Lakritze, Weihrauch, Thymian, Teer, wieder schwarze Olive. Intensives Tannin, was aber fast weicher herüberkommt als im Lazzarito. Das liegt aber daran, dass hier so viel Frucht im Spiel ist. Dieser 2013er hat schon eine leichte Barbera-Affinität in seiner hohen Intensität an dichter Kirsch-Schlehen-Schoko-Frucht und wird selbst in 10 Jahren den Trinker immer noch überwältigen in seiner Dichte. Wir sind bei Vietti auf jeden Fall in einer anderen Dimension als zum Beispiel bei den ultrafeinen Weinen von Aldo Conterno oder Elio Grasso in ihrer burgundischen Feinheit. Wir sind hier eher bei den großen Weinen des Priorats. Auf jeden Fall ist Vietti der wuchtvollste, kraftvollste Erzeuger, mit dem ich zusammen arbeite. Man muss diesen enormen und überwältigenden Stil mögen, dann kann man ihm attestieren, dass er ganz vorne liegt. Der Rocche ist auf jeden Fall ein Ultrateil, dem die Säure des Jahrgangs 2013 so gut zu Gesicht steht. Nach Minuten meiner Sprechzeit nochmals genossen, er verschwindet er überhaupt nicht mehr aus dem Mund. Ich bin gespannt, ob ich ihn in 10 Jahren mag oder ob er mit dann noch zu intensiv ist. Auf jeden Fall ein Blockbuster par Excellence. 98–100/100

Biologisch-organische Weinbergsarbeit. Ultrakleine Erträge von unter 20 Hektoliter pro Hektar durch mehrmalige grüne Lese. Beides zusammen ergibt immer eine sehr frühe Reife mir knackiger Säure bei zugleich hoher Fruchtsüße. Bei Vietti wie schon bei Voerzio kann man daher je nach Jahrgang früher oder später lesen, die volle Reife erreicht man immer. 2013 sehr spät im Oktober gelesen. Fermentiert wird nur mit der natürlichen Hefe, also Spontanvergärung. Ravera ist der einzige, nicht vollständig entrappte Barolo, keinerlei Kontakt mit kleinen Fässern, Ausbau zu 100 Prozent in einem großen, alten 4.000-Liter-Fass. Ravera stammt aus einer Einzellage nahe Novello. Bis 2009 einen Teil der Castiglione-Komposition, erst dann wieder, nach langer, langer Pause als Einzellage abgefüllt. Mit dem Start zum ersten Jahrgang 2010 und 100 Punkten bei Galloni war natürlich der Weg  des Erfolgs vorgezeichnet. Die Nase unterscheidet sich vollständig von den anderen Baroli Viettis. Novello hat schon andere Böden. Und die Rappen bei der Vergärung und der Ausbau im Giacosa-Riserva-Stil (ohne Abzug drei Jahre unbewegt im Fass, ultrafein, fast wie Tondonia Reserva aus der Rioja, ein absoluter Gegenentwurf bei Vietti) Sehr eigenständig. Kalksteinuntergrund mit leichter Lehm- Sandauflage in Süd-West-Exposition. Die Reben sind gut 50 Jahre alt. Aber nur ein Teil der ältesten Reben und der besten Exposition und steilsten Lagen mit den geringsten Erträgen gelangen in diesen Einzellagenwein. Zwei Drittel des Weinbergs gehen weiter in den Castiglione. Die Nase hat Schlehe und Cranberry, sogar deutliche Johannisbeere. Fast etwas Cabernet, sehr pikant. Man fühlt sich auch an Pinot Noirs von Meo Camuzet erinnert. Das Ganze spiegelt sich auch im Mund wider. Ja, das ist stilistisch noch mehr Meo Camuzet, was für mich immer sehr irritierend ist für Pinot Noir, dort eben eine Johannisbeere zu schmecken. Das ist eben auch hier sehr eigen: Rote Johannisbeere mit Sauerkirsche, roter Kirsche, und dazu Cranberry und ganz viel Schlehe. Nur dieser Barolo ist hier so. Diese rotfruchtige Komposition mit einem Hauch weicher schwarzer Kirsche darunter ist sehr eigenständig. Man muss sich nur entscheiden, ob man das eher über die anderen klassischen Lagen setzt oder ablehnt. Auf jeden Fall ein deutlicher Unikats-Charakter, der Ravera verblüfft im positiven Sinne total. Geschliffene Tannine. Große Länge. Auf jeden Fall ein einzigartiger Barolo und für mich bei Vietti 2013 der Primus inter pares und einer der ganz großen Weine eines genialen Jahrgangs. 100/100

Luigi Pira

Bei Luigi Pira wird immer komplett entrappt. Keine Kaltmazeration, normale Vergärung für zweieinhalb Wochen, danach vier bis sechs Wochen natürlich abgesetzt im großen Stahltank, danach geht der Wein für drei Jahre in 2.500 l große gebrauchte Holzfässer, also wenig Holzkontakt, nie neues Holz. Dann noch ein langes Flaschenlager, mindestens 1 weiteres Jahr. Die klassische und traditionelle Barolo-Rezeptur, so extrem wohl nur noch bei Bartolo und bei Giacomo Mascarello ausgeführt. Die mittlere Lage des Ortes Serralunga ist Luigi Piras Aushängeschild. Die Böden sind stark eisengeprägt und bringen kraftvolle Weine hervor. Anders als alle anderen Erzeuger, füllt Gian Paulo Pira seine Weine erst ein gutes halbes Jahr später. Das heißt, die Füllung geschieht hier erst im Januar des dritten Folgejahres auf die Ernte. Mit dem Ergebnis, dass die Weine deutlich mehr als drei Jahre im Fass geblieben sind, und das gibt einen Extrakick in Balance. Auch hier hat 2013 diese schöne kühle Jahrgangscharakteristik. Die Nase ist kühl und etwas streng, typisch Serralunga, und von den eisenhaltigen Böden geprägt, maskulin und trotzdem weich und warm. Dichte Zwetschge und Kirsche, sehr duftig und intensiv. Konzentriert ohne Fett. Cranberry, Kümmel und Anis, Schlehe, sehr dicht, aber auf keinen Fall fett. Viel innere Spannung zeigend. Garrigues, Estragon, Wacholder, Lorbeer, Minze und Eukalyptus. Der Mundeintritt ist etwas versammelter, etwas präsenter im Tannin als der charmante Überflieger 2012. Wir sind hier wieder deutlich klassischer. Das Tannin ist zwar total geschliffen und feinkörnig, aber der Eintritt im Mund erfolgt mit viel Säure und großer Spannung. Rote und schwarze Frucht, Eisen, Blut, nicht dick, sondern trotz aller Kraft ein feiner Wein, ein eleganter Wein. Nur eben kein zartes Weinchen, sondern ein hochintensiver Barolo von großer Klasse. Ein Power-Barolo eben. Was erwartet man wohl auch von einer Lage direkt neben Viettis Lazzarito und Gajas Sperss? Sehr lang, für Minuten verweilend, immer wieder hochrollend, lange salzige Spur auf der Zunge hinterlassend. Deutlich Terroir-Einfluss, Mineralität. Hohe Intensität in der Aromatik. Ein fast großer Wein, der dem traumschönen 2012 in nichts nachsteht und Liebhaber von Klassikern sogar noch besser gefallen wird. Ich finde den 2012er für die nächsten 10 Jahre im Grunde interessanter, charmanter und viel süffiger. Der 2013er ist aber wahrscheinlich der etwas größere Wein. Toller Erfolg. 94+/100

Conterno-Fantino

Die neueste Barolo-Lage bei Conterno-Fantino ist ein Super-Erfolg. Tiefes Rubinrot mit orangefarbenen Reflexen. Wunderbar frische, minzige Kräuter in der Nase, die Frucht etwas dezenter mit Kirsche und Pflaume. Milchschokolade und Rosenblätter, dazu diese dezente Minze und Orangenzesten, ein Hauch Exotik. Im Mund dann aber wahnsinnig prägnante, schwarze und rote Kirsche, ein Hauch Cassis und schmackhafter Obstkuchen. Die bissfeste Tanninstruktur verleiht Kraft. Am Gaumen höchst intensiv und mit sehr viel Tiefe im Abgang. Was für ein Newcomer. Grandios. 96–97/100

Wie bei allen Barolo von Conterno-Fantino wurden seit 2008 nur noch Hefestämme, die aus eigenen Rebbergen vergangener Jahre gezüchtet wurden eingesetzt, also eine selektierte Hefe, um die Fermentation schnell ablaufen zu lassen. Die Besonderheit ist auch, dass die Fermentation in rotierenden Stahltanks geschieht. Die Vergärung läuft nur zwei bis zweieinhalb Wochen. Das ist insgesamt zusammen mit dem späteren Ausbau im ausschließlich neuen Barrique ein sehr moderner und technischer Ansatz, der tendenziell Richtung hochintensive Frucht und Blockbuster läuft. Man muss grundsätzlich überlegen, ob diese Form des Barolo gefällt, aber in ihrer Massivität von Tannin, Frucht und Rasse sind die Weine von Conterno Fantino doch sehr beeindruckend. Sori Ginestra und Mosconi liegen dicht aneinander, ähnliches Terroir, nur die Ausrichtung ist anders. Sori Ginestra ist eine der besten Lagen Monfortes überhaupt. Wahrscheinlich nur mit der Lage Bussia in direktem Wettbewerb um die Spitze. Sehr erhabene Nase. Intensive Frucht, aber leicht abgehoben, aristokratisch. Mehr feine rote reife Zwetschge als rote und schwarze Kirsche. Hohe Intensität, aber auch ätherisch schwebend. Von burgundisch-intensiver Aromatik, chambertinartig. Das Riechen allein reicht. Der Wein macht unglaublich Freude und beeindruckt. Es ist gar kein Blockbuster, einfach nur eine feine, dichte, fruchtige Wolke mit feiner Holzunterstützung. Der Eintritt im Mund ist in seiner Intensität fast schmerzhaft. Das Tannin ist nicht weich, sondern sehr präsent, aber extrem fein geschliffen, ganz feinkörnig. Unendlich lang, druckvoll und von hoher Intensität. Dieser Wein braucht schätzungsweise zehn Jahre um sich zu integrieren. Unglaubliches Potenzial. Dabei extrem fein. Die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre wird er hinter dem ähnlich gelegenen Mosconi zurücktreten müssen, um erst dann zu wahrer Größe aufzusteigen. Einer der besten Weine, die ich hier je probiert habe. 97–98/100

Wie bei allen Barolo von Conterno-Fantino wurden seit 2008 nur noch Hefestämme, die aus eigenen Rebbergen vergangener Jahre gezüchtet wurden eingesetzt, also eine selektierte Hefe, um die Fermentation schnell ablaufen zu lassen. Die Besonderheit ist auch, dass die Fermentation in rotierenden Stahltanks geschieht. Die Vergärung läuft nur zwei bis zweieinhalb Wochen. Das ist insgesamt zusammen mit dem späteren Ausbau im ausschließlich neuen Barrique ein sehr moderner und technischer Ansatz, der tendenziell Richtung hochintensive Frucht und Blockbuster läuft. Man muss grundsätzlich überlegen, ob diese Form des Barolo gefällt, aber in ihrer Massivität von Tannin, Frucht und Rasse sind die Weine von Conterno Fantino doch sehr beeindruckend. Die vis-à-vis von Ginestra gelegene Lage Mosconi ist erst in den letzten Jahren zu Ruhm und Ehre gekommen. Inzwischen stellt sich raus, dass sie zusammen mit Sori Ginestra eine der interessantesten Lagen in diesem Hügelabschnitt Monfortes darstellt. Cool Climate. Der Wein besticht mit seiner großen Harmonie. Holz, rote und schwarze Kirsche sind in perfekter Verbindung. Duftig fein, zart und doch intensiv. Toller Spannungsbogen. Im Mund fast explosiver Eintritt. Die delikate rote und schwarze Kirschfrucht nebst Zwetschge und roten Waldfrüchten schieben enorm. Das Tannin ist fast etwas scharf, allerdings superfein. Der Wein braucht ein paar Jahre Zeit, bis diese scharfe Spitze integriert ist. Große Länge, hohe Intensität. Der Wein rührt zu Tränen in seiner immensen druckvollen Spannung. Traumhaftes Fruchtfinale. Ziemlich perfekt mit der hohen Säure und diesem Holz in diesem Jahrgang. Selten besser probiert hier. Fast ganz groß! 97+/100