Bernhard Huber: Breisgau 2023

Bernhard Huber: Breisgau 2023

VDP

Zum Winzer

Grauburgunder, Weißburgunder
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2033
frische Säure
mineralisch
Lobenberg: 93+/100
Parker: 90/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Breisgau 2023

93+
/100

Lobenberg: Der weiße »Breisgauer« ist quasi Julian Hubers Visitenkarte, die logische Fortsetzung seiner Idee sich noch mehr auf die Herkunft zu fokussieren als auf die Rebsorte. Gleichzeitig der perfekte Einstieg in Hubers enorm spannende, burgundische Stilistik. Je hälftig Weiß- und Grauburgunder in dieser Cuvée, die damit auch die für den Breisgau typischen Rebsorten repräsentiert. Ausbau genauso wie bei allen anderen Weißweinen von Huber überwiegend im Barrique mit rund einem Drittel Prozent Neuholzanteil. Wunderbar feine, leicht reduktive und vor allem steinig-kühle Nase. Feuerstein, Gesteinsmehl und etwas Rauch, darunter helles Steinobst, gelber Apfel, Mandel und eine ganz zarte Blumigkeit. Am Gaumen karg, straff und zupackend mineralisch, dabei aber doch auch unglaublich saftig und animierend. Nicht ganz so puristisch wie Julians Chardonnays, hier kommt die etwas gelbere, reifere Frucht vom Grauburgunder schön durch, gibt etwas Fett und Schmelz. Die Säure ist dennoch einschneidend, der Wein ultraklar und präzise, zeigt die Dramatik des kühlen Jahrgangs. Wenn man den Malterdinger als Pendant zu einem Bourgogne Village sieht, dann hat das hier am ehesten die Charakteristik eines zupackenden Aligoté von alten Reben. Lang ausklingend in reifer Zitrone, Kräuterwürze, feinem Salz und dezentem Hefeschmelz. Nicht nur ein toller und konsequenter Schritt weiter in Richtung Herkunftsprofil, sondern eben auch so ein unfassbar großartiger Einstieg.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

90
/100

Parker über: Breisgau

-- Parker: Huber's intensely lemon-yellow 2023 Breisgau Weisswein is a delicate and refined white composed of Pinot Gris and Pinot Blanc and made like the Chardonnays. Fresh lemon juice, lemon rind and stony aromas intertwine with caramel hints on the aromatic yet precise and elegant, discreetly reductive and phenolic nose. The medium-bodied wine is creamy yet vital on the palate, provided with refreshing phenol grip and a clear and cleansing finish with fine yellow fruit flavors on the aftertaste. The vital acidity is well integrated. This is lovely white for everyday.

Mein Winzer

Bernhard Huber

Die Geschichte des Spätburgunder in Malterdingen begann vor über 700 Jahren, als die Zisterziensermönche die aus dem Burgund stammenden Reben dort pflanzten.

Breisgau 2023