Lobenberg: Seidig Gold im Glas. Die Nase ist Mineralik pur! Austernschalen, Meeresriff und Salzigkeit. Wow, ist das klar, karg und dabei intensiv. Ganz zart reiht sich weißes Steinobst hinzu mit hellem, aber dennoch reifem Pfirsich und Birne. Dazu kommt eine wunderbar delikate Cremigkeit, nicht laktisch, milchig, sondern viel eher seidig und zart. Mandeln, samt Blüten, Vanilleblüten und etwas frisches Gras. Je länger man hier rein riecht, desto spannender, packender wird der Wein. Man braucht gar nicht zu probieren, um die Komplexität dieses Stoffs zu erahnen. Im Mund eine unglaubliche Säure, reif und zugleich präsent, erfrischend und griffig. Erneut kommt die volle Breitseite an Mineralik über die Zunge, eine Schluck Meerwasser mit unglaublicher Säure. Man merkt das einzigartige Klima dieser kanarischen Insel. Auf der einen Seite strömt hier eine einnehmende Wärme aus dem Glas, auf der anderen Seite ist dieser Listan, derart pur, dass man die Einzigartigkeit der Böden merkt, die es braucht, um solche Ergebnisse hervorzubringen. Genau diese Gegensätze der Insel prallen auf so vielen Ebenen im Glas aufeinander. Die komplexe Cremigkeit gegen die karge Säure, die karge Frucht gegen die komplexe Salzigkeit. Mit jedem Riechen, mit jedem Schluck entdeckt man Neues. Ein Gesteinsmonster, das ohne Zweifel zum Besten gehört, was die Kanaren hervorbringen. *** Listan Blanco oder auch Palomino Fino erbringt in Jerez UND eben auf den Kanaren grandiose Ergebnisse im trockenen Weißweinbereich. Oft sehr aromatisch aber vor allem unglaublich elegant und mineralisch fein, irgendwie erinnert großer Listan an Chenin Blanc und Silvaner, kann sogar bei großer Frische was von Riesling haben. Dieser Top-Wein von Suertes wächst auf über 500 Höhenmetern. Handlese, Ganztraubnenpresse und dann Fermentation und Ausbau auf der Feinhefe im 500 Liter Holz-Tonneau.
2024 startete mit viel Wasser ins Jahr, hervorragende Auffüllung aller Speicher. Das Frühjahr brachte immer noch Regen und manchmal Kühle, Verrieselung der Blüte und Kampf gegen Pilze. Das bedeutet insgesamt geringer Ertrag. Ein moderater Sommer war perfekt für ein frisches Ergebnis, im Spätsommer und Herbst folgten einige Regenfälle. Wer vor der zweiten Oktoberwoche mit den schweren Regenfällen alles gelesen hatte (ALLE Topwinzer lesen inzwischen spätestens Anfang Oktober) hatte ein superbes Ergebnis. Rassige, frische Weine wie 2021, Cool Climate, vibrierende Rotweine und aufregende Weißweine. 2024 ist bei den besten Winzern Spaniens ein großes Jahr wie 2021. Schlanker und kühler als das opulentere 2023, reifer und zugleich frischer als das überheiße und blockierte 2022, aufregender und vibrierender als 2018 bis 2020. In der Klasse sicher so groß wie 2016 und 2019, eher noch etwas spannender und schicker, wie gesagt mit sehr viel Parallelen zu 2021.
