Weingut Tesch: Riesling Unplugged 2024

Weingut Tesch: Riesling Unplugged 2024

2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2029
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
exotisch & aromatisch
leicht & frisch
3
Lobenberg: 93/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Unplugged 2024

93
/100

Lobenberg: Martin Tesch und sein Sohn Johannes – der unter anderem bei Loosen und Egon Müller gelernt hat und zunehmend das Ruder des kleinen Riesling-Boutique-Weingutes übernimmt – haben mit 2023 einen solch fantastischen Jahrgang auf die Flasche gebracht, dass wir nicht daran vorbeigehen konnten. Mit 2024 setzt sich die Erfolgsgeschichte fort. Der Unplugged stammt aus allen Einzellagen von Tesch, aber nur von den älteren Reben zwischen 30 und 60 Jahren. Er wäre im VDP-System gedacht ein Ortswein, also gerade unterhalb der Lagen. Teschs Stil ist stahlig und kristallklar, es ist kein schmusiger Rieslingstil, sondern stets klirrend klar, trocken und mineral. Steinweine für Purismusfreaks auf einem sagenhaften Level für diesen Preis. Und schon der Unplugged, also einer der Einstiegsweine von Tesch, zeigt den typisch kühlen, steinigen und herbsaftigen Charakter der unteren Nahe. Das ist eben genau der Stil des Hauses, die Visitenkarte, das heißt knochentrocken durchgegoren, ungeschönt, ohne Hefezusatz vergoren. Das ist ein kühler, rassiger Wein, in 2024 umso mehr. Es ist eben doch etwas kühler hier als um Schlossböckelheim und Co. an der mittleren Nahe. Tesch hatte ebenso Spätfrost im Frühjahr und hat deutliche Ernteeinbußen hinnehmen müssen. Der Unplugged hat eine faszinierende Frucht, reduziert zwar, aber doch ausdrucksstark. Weißer Pfirsich, Limettenzeste, Bitterlemon, Eukalyptus. Das Lesegut war in 2024 gesünder als in 2023, es musste weniger ausgelesen werden. Auch ein Touch Litschi und Melone, ganz feine Exotik. Ein kühler, klarer Saft mit schöner Pikanz und fester Salzigkeit. Familie Tesch zeigt ihr Handwerk in kompromisslosem, trockenem Riesling mit purem Steincharakter. Ich finde es großartig, wenngleich es schon mutig puristisch ist für einen Wein dieser Kategorie.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Mein Winzer

Weingut Tesch

Weingut Tesch ist mit Gründung 1723 seit über 300 Jahren in Langenlonsheim ansässig – unter Dr. Martin Tesch und seinem Sohn Johannes hat es sich zu einer festen Größe für Terroirwein in diesem kühleren Teil des Nahetals entwickelt.

Riesling Unplugged 2024