Franz Keller: Chardonnay Oberbergener Bassgeige Erste Lage 2023

Franz Keller: Chardonnay Oberbergener Bassgeige Erste Lage 2023

VDP

Zum Winzer

94
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2036
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 94/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Oberbergener Bassgeige Erste Lage 2023

94
/100

Lobenberg: Die Oberbergener Bassgeige ist quasi die »Hauslage« der Kellers. Die Weine dieser Ersten Lage sind Aushängeschilder, die auch weit über die Grenzen Badens und Deutschlands bekannt sind. Das Terroir ist überwiegend Löss auf Vulkangestein. Die Kellers bewirtschaften hier sowohl höher gelegene, kühle Lagen für Weine mit fein ausgeprägten Aromen, als auch südlich ausgerichtete Lagen in Dorfnähe, die kraftvolle Weine ergeben. Der Chardonnay wird im nur Barrique spontan vergoren und ausgebaut. Einige Fässer haben die malolaktische Gärung verlaufen, andere nicht. Das ergibt am Ende eine sehr gute Balance. Das ist schon in der Nase ziemlich komplex für eine Erste Lage. Feines Holz mit leichter Reduktion von Feuerstein, das alles aber sehr gut und unfassbar harmonisch verwoben mit druckvoller, gelbwürziger Frucht. Marille, Quitte, reife Zitrone, kräutrige Anklänge. Am Gaumen dann auch die große Balance aus satter, gelber Frucht unterlegt mit der nötigen Spannung und einem feinen Säurekick. Sehr gute Länge, schlussendlich in kalkig-salziger Vibration ausklingend. So fein und geschliffen, Salzbutter mit Kräutern und Brioche im Nachhall. Die Bassgeige ist zurecht ein Markenzeichen der Kellers, da dieser Chardonnay einerseits so wunderbar zugänglich und unkompliziert ist, aber schon sehr gut Friedrich Kellers sehr hohen Qualitätsanspruch und sein perfektes Händchen für Holz abbildet.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Franz Keller

Franz Keller – ein legendärer Name, der gleichermaßen die deutsche Weinszene sowie die Spitzengastronomie geprägt hat wie vielleicht sonst kein anderer. Heute wird das Weingut gemeinsam von Fritz Keller und Sohn Friedrich geführt und zählt zur Elite der deutschen Burgundererzeuger.

Chardonnay Oberbergener Bassgeige Erste Lage 2023