Lobenberg: Familie Luckert war in 2024 leider erneut stark von Frost getroffen, das kam nun in den letzten Jahren leider häufig vor für den Zehnthof. Die Erntemenge hat rund 40 Prozent eingebüßt. Der Silvaner war etwas weniger getroffen, große Verluste gab es vor allem bei den Burgundersorten. Es war ein kühleres, regenreiches Jahr, eher mittelreif und sehr fein balanciert. Die Säuren sind köstlich reif und seidig, was den schön schmelzigen Luckert-Stil noch unterstreicht. Das ist der Ortswein Plus von den Alten Reben zwischen 40 und 60 Jahren alt, die in der Großen Lage Maustal stehen. Die Trauben wachsen in einem eher nach Osten exponierten, also kühleren Teil mit etwas niedrigerer Reife als für das GG. Komplett aus ökologischem Anbau von eigenen Reben stammend, Naturland- und Bio-zertifizert. Spontangärung und Ausbau im großen Holz mit Hefelager bis zur Füllung im Frühjahr. Hier sind wir beim Ortswein mit Turbolader, aber nicht wegen mehr Wucht, sondern mehr Finesse. Zugleich hat er mehr Phenolik, mehr Grip, ist komplexer strukturiert. Der wein aus den Alten Reben ist schon sehr präzise, straff, salzig, hat einen superben Geradeauslauf, sehr geschliffen und enorm fein. Von den in 2024 sehr aromatischen Gutsweinen kommend, ist der Sprung zum Alte Reben alleine schon dadurch sehr evident. Wir gehen raus aus der Frucht und rein ins Terroir, klar mehr zum Stein und Bodenausdruck. Eine kühle Nase mit Rauch und nassem Stein, getrockneten Schwarztee-Blättern, Tabak und Zitronengras, ätherischen Zitruszesten. Die Alten Reben bringen Stoffigkeit und Dichte, ein Maul voll Wein, absolut keine stechende Säure, sondern auf zartem gelbfruchtigem Schmelz dahingleitend. Diese Luckert’sche Seide in der Textur kommt im cremigen 2024 noch mehr zum Tragen als letztes Jahr. Die Mineralität ist etwas heller, kalkiger, das war 2023 schon dunkler und mehr feuersteinig. Sehr intensiv, druckvoll, aber sehr ruhig und ausgewogen. Was für ein unglaublich schöner Silvaner-Stil, den Luckert macht, einfach köstlich.
»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!