Petit Gravet Aine: Chateau Petit Gravet Aine Grand Cru 2024

Chateau Petit Gravet Aine Grand Cru 2024

BIO

Holzkiste

Zum Winzer

94–96
100
2
Cabernet Franc 95%, Merlot 5%
5
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2029–2050
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 94–96/100
Jeff Leve: 93–95/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Petit Gravet Aine Grand Cru 2024

94–96
/100

Lobenberg: Die Assemblage besteht aus 95 Prozent Cabernet Franc und fünf Prozent Merlot. 35 Hektolitern pro Hektar Ertrag. Etwas weniger Merlot im Blend wegen Mehltau-Befall. Die Lese fand bis Mitte Oktober statt. Der Alkoholgehalt liegt bei 13 Volumenprozent. Sehr blumige Nase. Diese Floralität ist der erste Angang. Schon berauschend in seiner Duftigkeit! Dann kommen Waldhimbeere, helle Lakritze – sehr schick und mit ganz feinem Schiff. Etwas Holunder dahinter. Das liegt daran, dass Cabernet Franc niemals so überreif wird wie eine Merlot. Es gibt immer ein paar vegetale Aromen-Einflüsse, zum Beispiel den Holunder. Im Mund toller Himbeer-Grip mit viel Mineralität, Salz und Gestein. Gleichzeitig hohe Eleganz. Rote Kirsche, ein bisschen Sauerkirsche und diese typmische leichte Vegetabilität von der Cabernet Franc, wobei man an Rappen denken könnte, aber die Weine sind zu 100 Prozent entrappt. Langes, salziges Himbeer-Finale. Ein sehr schicker, geschliffener und balancierter Cabernet Franc. Blind niemals in Bordeaux verortet, sondern immer an der Loire. Der Wein ist klar schlanker und finessenreicher als der voluminösere 2023er. Auch sind die Tannine seidiger und die Säure etwas höher. Man muss schon sehen, dass 2024 der weitaus schlankere, poliertere Jahrgang ist als der hocharomatische, opulent-erotische 2023er. Aber da hat jeder seine Vorlieben. Ich fand die Harmonie in der größeren Opulenz und Aromatik des 2023er letztlich gelungener. Der 2024 in seiner geradeauslaufenden Fokussierung wird in dieser Eleganz auch seine Fans finden auch wenn der aus gleichem Haus stammende Clos Saint Julien 2024 weit voraus liegt. *** Petit Gravet Ainé liegt direkt neben Château Canon la Gaffelière von Graf Neipperg. Also der gleiche Untergrund. Sand mit Kies und kleinen Einsprengseln von Lehm, auch Kalkstein. Biodynamisch zertifiziert. Die Weinberge sind mit über 7.000 Stöcken pro Hektar bestockt, es gibt weniger als 7.000 Flaschen. Über 70 Jahre alte Reben auf sandige Böden mit Kies und Lehm. Es gibt nur 1,7 Hektar. Cathérine Papon-Nouvel sortiert seit 2017 mit der von Château Ausone zuerst praktizierten Zuckerwasser-Sortierung. Nach kompletter Entrappung wird noch einmal nachsortiert, nur total cleane Beeren kommen in diese Lösung. Die Zuckerwasser-Konzentration entspricht dabei exakt dem des Safts vollreifer, gesunder Beeren. Das Ergebnis: In diesem Wasserbad sacken nur die reifen Beeren herunter, die man optisch von den etwas unreiferen nicht unterscheiden kann. Die unreifen Beeren bleiben auf der Oberfläche schwimmen und können abgeschöpft werden. Anschließend laufen die gesunden Beeren natürlich vor der Vergärung durch Klarwasser. Erst nach der Trocknung werden sie in die Vergärung gegeben. Jedes Jahr kann man so aufs Neue entscheiden, welchen Reifegrad man haben möchte, je nach Zucker-Konzentration von Wasser und Beeren. Das Ergebnis ist ein 100 Prozent perfekt Auslese, besser als jeder Rüttel- oder Sortiertisch. Diese Maschinen wurden inzwischen dramatisch verbessert, es gibt sie mit permanentem Wasseraustausch, mit Kühlung und vielen weiteren Schnickschnacks. Cathérine Papon-Nouvel hat noch die erste Maschine, die Alain Vauthier zuerst bei Ausone eingesetzt hat und die sie von ihm bekommen hat. Der Wein wird spontan im Stahl vergoren und in zu 50 Prozent in neuem Holz ausgebaut, zu 50 Prozent in gebrauchtem. Die Besitzerin Cathérine Papon-Nouvel gilt als eine der Großmeisterinnen der Cabernet Franc, die ja inzwischen immer mehr Einfluss gewinnt in Saint-Émilion, egal ob es Château Ausone ist, Château Cheval Blanc oder die Großmeister Château Jean Faure oder Château Coutet. Cathérine gehört auf jeden Fall dazu. Im Zuge der größeren Hinwendung zur Finesse ist die Cabernet Franc natürlich perfekt und speziell bei Biodynamikern und biologisch arbeitenden Betrieben sehr beliebt. Auch eignet sie sich hervorragend, um einen Teil unentrappt in die Vergärung zu geben.

Jahrgangsbericht

2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

Verkostungsnotiz
93–95
/100

Jeff Leve über: Chateau Petit Gravet Aine Grand Cru

-- Jeff Leve: The perfume is quite floral in nature, with touches of spice, cedar, tobacco, mint, and red fruits coming through. On the palate, the wine is vibrant, pure, fresh, and salty. The finish reveals a strong sense of minerality, accompanied by a minty freshness that enhances its length and complexity. Produced from 90% Cabernet Franc and 10% Merlot, making this highest percentage of any Cabernet Franc blend in Bordeaux. Drink from 2029-2048.

19
/20

Gerstl über: Chateau Petit Gravet Aine Grand Cru

-- Gerstl: Geballte Cabernet-Power im Glas, zeigt sich am Duft und an der dunklen, dichten Farbe. Viel Kirschenfrucht, Sauerkirsche, Brombeere, Cassis und Holunder mit einem beeindruckenden Tiefgang voller Würze, Tabak und Graphit. Man riecht, mit welch geballter Energie der Wein daherkommt; es ist ein verführerischer Mix aus reifer Frucht und kühlem Hintergrund. Sehr edler und nobler Auftakt, von einer seidigen Struktur geprägt. Dieser Wein tänzelt nur so über den Gaumen. Überall Frucht und Aromen und doch wirkt alles unvergleichlich elegant und feingliedrig. Was für ein Hochgenuss am Gaumen! St. Emilion etwas ungewohnt, aber nicht minder genial. (pb)

Mein Winzer

Petit Gravet Aine

Saint Emilion ist mit fast 6.000 Hektar die allergrößte Appellation des Bordelais mit unzähligen großen, kleinen und kleinsten Châteaux. Die Übersicht zu behalten, gelingt nur wenigen Insidern, denn etliche Winzer besitzen hier gleich mehrere Weingüter. So auch die junge Cathérine Papon-Nouvel, die...

Chateau Petit Gravet Aine Grand Cru 2024