Lobenberg: Das ist auf der einen Seite ein Ortswein, auf der anderen Seite eigentlich ein Terroirwein, denn er wächst komplett auf Terra Rossa. Der Weinberg liegt zwischen Morstein und Kirchspiel. Terra Rossa ist ein rotgefärbter Kalkstein bei Westhofen mit hohen Eisenanteilen. Die Reben sind schon deutlich über 20 Jahre alt und damit die ältesten Sauvignons im Weingut, diese Sorte ist ja noch nicht so lange in Deutschland unterwegs. Maischestandzeit, dann vergoren und immer im Stahl auf der Hefe verbleibend. Der Wein kommt immer ein Jahr später auf den Markt, der 2023 kommt also 2025, um ihm die nötige Fass- und Flaschenreife zu geben. Der Terra Rossa wird zu 60 Prozent im großen Holz von Stockinger ausgebaut, der Rest im Stahl, langer Hefekontakt für neun Monate. Spontan komplett durchgegoren auf unter 2 Gramm Restzucker. Rauchige Fumé-Nase, die vom Kalkstein berichtet. Nach der Abfüllung bekommen die Weine nochmal rund neun Monate Flaschenreife vor dem Release. Dieser Wein spielt im Duft und Fülle als hätte er Barrique – was er aber gar nicht hat. Schon sehr erstaunlich. 2022 war für mich ein großartiger Sauvignon-Jahrgang, und jetzt sagt mir Gesine Roll, dass 2023 für sie der beste Jahrgang dieses Weines ever ist. Er setzt also nochmal einen drauf, das hätte ich nicht gedacht. Es nicht so grün wie 2021 aber auch nicht so üppig wie 2018, ziemlich perfekt ausgewogen wie das Vorjahr 2022, aber noch einen Ticken kühler und zugleich stoffiger. Es ist genau die goldene Mitte aus nicht zu lauter, aber total reifer Frucht. Eine saftige Agrumenfrucht steigt in Nase und Mund, feine Mirabelle, weiße Johannisbeere, sehr elegant, kalkig-straff. Es geht nie in die Breite bei Weedenborn. Es sind immer eher asketische, mineralische Sauvignon, total ungeschminkt, voll auf die Zwölf, aber – und das ist das Schöne bei Weedenborn: immer lecker!