Lobenberg: Guidalberto ist ab 2000 der Zweitwein zum Sassicaia, aber ab 2018 eine echte und eigenständige Marke, weil die Weine überwiegend aus speziellen, nur für Guidalberto reservierten Rebbergen stammen und weil die Qualität in jedem Jahr stimmt. Das kann man sich nun vorstellen wie Chateau Latour (daher stammen Sassicaias erste Reben) und Les Forts de Latour. Verführung mit einem klassischen Toskana IGT. 1968 war der erste Jahrgang von Sassicaia. 1985 schnellte er durch die grandiose 100 Parker-Punkte-Bewertung in die Sphären der gefragtesten Weine Italiens. Der Guidalberto tauchte aber erst in den 1990er Jahren auf, weil alle Nachbarn der Tenuta San Guido früher trinkbare Weine zu einem kleineren Preis anbieten konnten. 2000 wurde der erste Jahrgang des Guidalberto gemacht. Guidalberto war der ursprüngliche Besitzer des Landes auf dem heute die Tenuta San Guido steht und der erste der 1820 Zypressen an den Straßenrändern in Bolgheri pflanzte. 15 bis 18 Monate in Barriques ausgebaut, davon sind sieben Prozent aus amerikanischem Holz, der Rest aus französischem. Ein Drittel der Fässer ist neu, und der Rest Zweit- und Drittbelegung. Bevor er auf den Markt kommt bekommt er immer noch einige Monate Flaschenlager. Der Wein könnte die Bolgheri DOC Appellation auf dem Etikett tragen, aber trägt nach Wahl des Weinguts die Toscana IGT. Tiefes, brillantes Violett. Schon an der Nase verlockend körperreich und rund. Cassis, Brombeeren und saftig reife Pflaumen. Viel Würze, Vanille, Pfeffer, etwas Rauch und Kerzenwachs, Lakritze und ein Hauch frische Sägespäne, Tabak und grüne Paprika. Die Komplexität und Schichten der Aromen erinnern fast ein wenig an Weihrauch, das ist ein beinahe schon mystischer Duft. Im Mund vibriert die grandiose Frische des Jahrgangs und geht über in Zedernholz mit feiner Würze, etwas schwarzer Pfeffer. Das Holz ist präsent, aber harmonisch integriert. Die Tannine sind fein und reif, von fast kalkiger Struktur und knackiger Frische. Der Guidalberto ist DER charmante Versöhnungswein für alle Toscana-Cabernet-Skeptiker, mit Wärme und süßer opulenter Wollust dazu, aber durchaus ein maskulines Rückgrat. Ein Wein mit Klasse und einem großartigen Preis-Qualitäts-Verhältnis. Unique und ein stand-alone! Und 2021 ist sogar vor 2019 und 2020 best ever hier, ein großes Jahr und ein großer Wein! 96+/100
Der Jahrgang 2022 startete in Bolgheri mit einem relativ kühlen Winter, gefolgt von einem ebenfalls eher kühlen und trockenen Frühling, der zu einem späteren Austrieb der Reben führte. Ab Ende Mai stiegen die Temperaturen stark an. Es folgte mit etwa 75 Tagen eine relativ lange Zeit, die von Hitze und Temperaturen um die 35°C sowie von Trockenheit geprägt war. Die Reben mussten im Sommer zum Teil unter diesen gnadenlosen Bedingungen leiden. Glücklicherweise brachten die Sommergewitter Ende August eine Erleichterung und konnten das physiologische Gleichgewicht der Rebstöcke wiederherstellen. Im September sorgten ausgleichende, kühle Nächte dafür, dass die Trauben vollständig und gleichmäßig ausreifen konnten. Die Weinlese der Rotweine fand unter ausgezeichneten Bedingungen von Anfang September bis Mitte Oktober statt, und die Weingüter der Region Bolgheri konnten deshalb den perfekten Lesezeitpunkt jeder Parzelle in Ruhe bestimmen. Der Jahrgang 2022 ist ein Beweis dafür, wie Reben selbst unter anspruchsvollen Bedingungen Trauben von großer Qualität und eigenständigem Charakter hervorbringen können. Die Weine des Bolgheri-Jahrgangs 2022 sind konzentriert, druckvoll, samtig und von dichter, reifer Frucht mit beeindruckender Tiefe geprägt. Trotz ihrer zum Teil etwas früheren Zugänglichkeit haben die Rotweine zugleich eine einzigartige Konzentration ihrer Tannine, sowie eine sagenhafte Ausgewogenheit, die ein längeres Reifepotenzial verleiht.