Lobenberg: Der Selva della Tesa 2019 ist der Nachfolge-Chardonnay des Curtefranca 2018 und dieser Wein ist absolut beeindruckend, weil das Weingut keinerlei Kompromisse macht, wenn es darum geht, die größtmögliche Qualität abzufüllen. Die Trauben kommen aus 8 Parzellen mit durchschnittlich 35 Jahre alten Rebstöcken in Erbusco, Passirano und Provaglio d’Iseo. Wie bei Ca‘ del Bosco üblich, werden die Trauben in sorgfältiger Handlese in kleinen Kisten geerntet. Das Weingut nutzt durchweg State of the Art Technologie. Ähnlich wie die Franciacortas und der kleine Bruder des Chardonnays, der Corte del Lupo, wird auch hier ein »Berry-Spa« genutzt. Das gibt es in dieser Art sonst nirgends! Die Trauben durchlaufen dabei drei Bäder in Wasser und werden anschließend frisch gewaschen in einem Trockentunnel trocken gepustet. Zudem kommt, dass die Pressung hier komplett ohne den Einfluss von Sauerstoff stattfindet. Der Qualitätsanspruch steht im Mittelpunkt, nur der erste Teil der Pressung wird genutzt, es wird in kleinen Holzfässern vergoren und der Wein bleibt 9 Monate auf der Vollhefe. Währenddessen durchläuft er eine komplette malolaktische Gärung, in der die knackige Apfelsäure in eine mildere Milchsäure umgewandelt wird. Die wöchentliche Bâtonnage (das Aufrühren der Hefen) trägt zur cremigen Komplexität des Weins bei. Erst zum Schluss werden die Parzellen zu einer Cuvée assembliert und ungeschwefelt mithilfe von Gravität, ohne jegliches Pumpen abgefüllt. Das Ergebnis darf es sich daraufhin für über 3,5 Jahre in der Flasche bequem machen, und diese Zeit braucht der intensive Wein auch, um seine vielschichtigen, intensiven Aromen voll zu integrieren. Der Wein steht in mittlerem Goldgelb mit einem jugendlichen Hauch Grün im Glas. Die Nase ist unendlich expressiv und intensiv. Vanille, Zimt, cremiges Brioche und Muskatnuss liegen wie ein fein gewobener Teppich sanft über der gelben Frucht. Ananas, saftige, reife Aprikose, Marillen und gelbe Äpfel auf ausgewogener Exotik. Mit etwas Zeit im Glas entwickelt sich auch die intensive Mineralik immer mehr. Kreide, nasser Kalkstein, frisch entfachtes Streichholz und Reduktion kommen mit einem Anflug dezenter Meeresluft hinzu. Der Wein wirkt erhaben und intensiv, aber nichts ist dominant oder will sich aufdrängen. Im Mund präsent und total samtig. Der Holzausbau, das Hefelager und die Bâtonnage zeigen sich auch am Gaumen. Der Wein ist buttrig, voll und durch zitrische Noten von salziger Zitrone, Grapefruit und dezenten bitteren Kräutern geprägt. Er hat ordentlich Bums und ist durch seine Frische zugleich sehr finessenreich. Fein strukturiert mit ganz zartem Gerbstoff und köstlichem Schmelz. Ein sehr komplexer Wein mit Zug und Trinkfreude. Sicher einer der großen italienischen Weißweine. 95+/100
