Luigi Pira: Barolo Serralunga 2020

Lobenberg: Bei Luigi Pira wird immer komplett entrappt. Keine Kaltmazeration, normale Vergärung für zweieinhalb Wochen, danach vier bis sechs Wochen natürlich abgesetzt im großen Stahltank. Anschließend geht der Wein für zwei Jahre in 2.500 Liter große gebrauchte Holzfässer, also wenig Holzkontakt, nie neues Holz. Dann noch ein paar Monate im Stahltank und ein langes Flaschenlager für mindestens ein weiteres Jahr, bevor der Wein in den Verkauf kommt. Die klassische und traditionelle Barolo-Rezeptur, so extrem sonst wohl nur noch bei Bartolo Mascarello und bei Giacomo Conterno ausgeführt. Die mittlere Lage des Ortes Serralunga ist Luigi Piras Heimat und Aushängeschild. Die Reben des Familienweinguts stehen direkt unterhalb des Kellers, das sind die allerbesten Lagen von Serralunga. Die Böden sind stark eisen-geprägt und bringen kraftvolle Weine hervor. Das ist schon eine verrückte Situation: auf der einen Seite liegen die Weinberge von Angelo Gaja, auf der anderen Seite am Ortsausgang die Weinberge von Giacomo Conterno, und in der Mitte, im Filetstück, liegen die Weinberge von Luigi Pira. Ich probiere ein Fassmuster, der Wein wird im Januar 2024 abgefüllt. Mittleres, leuchtendes Rubinrot. An der Nase vibriert die puristisch klare, rote Kirschfrucht mit einer verführerisch erdigen Würze. Getrocknete rote Erde, Teer, Rosmarin, getrocknete duftend-würzige Kräuter. Das ist vielschichtig und dunkelwürzig. Schon beim Einstieg in die Barolo haben wir hier die archetypische, wunderbare Serralunga Nebbiolo Aromatik. Im Mund ist hier zunächst alles rotfruchtig: Kirschen, rote Johannisbeeren und saftige Erdbeeren. Dieses Jahr ist viel Frische im Spiel. Das Tannin ist ultrafein und reif, aber es gibt viel davon. Weißer Pfeffer und etwas Chilli-Würze klingen nach. Balance und Harmonie sind hier in diesem Jahr die Schlagworte, Luigi Pira hat 2020 wieder ein starkes Programm abgefüllt. Es gibt zwischen 15.000 und 16.000 Flaschen pro Jahr. 95+/100