Lobenberg: 50 Prozent Cabernet Sauvignon, 47 Prozent Merlot und drei Prozent Cabernet Franc. Dunkles Rubinrot mit schwarzen Schlieren. Die Nase ist immens tief und würzig mit Zwetschge, Pflaume, Amarena Kirsche und Sauerkirsche. Unglaublich voluminös rüberkommend. Viel Kraft schon in der Nase – erinnert an Mouton Rothschild, was auch nicht erstaunt bei diesem direkten Nachbar-Terroir und bei der Cuvée. Der Mund ist eine einzige Offenbarung in Harmonie! Voluminös und reich mit satter roter Kirsche, konzentrierter Himbeere, Sauerkirsche, auch rotes Fleisch, aber nichts Verbranntes, kein Holz. Einfach nur viel Volumen, viel Dichte. Sehr schick, unglaublich geradlinig, fokussiert und sauber definiert. Und dazu köstlich und voller Schub… Das ist Pauillac mit einem unglaublich hohen Charmefaktor und mit einer wuchtigen Fruchtstruktur als wäre es ein Saint-Émilion. Ein hervorragender Stoff! Der Wein ist viel besser als die Nachbarn Pedesclaux und Clerc-Milon. Er wandert auf Moutons Spuren und ist dabei harmonischer, balancierter, runder und vielleicht sogar voluminöser. Etwas weniger aggressiv im Tannin – das Tannin-Management ist hier wunderbar: rund, weich und schick, dennoch druckvoll. Der Wein ist deshalb so unglaublich seidig und reif im Tannin, weil er mit seinem einen Hektar entgegen der Nachbarn Mouton und Pedesclaux etwa 8 bis 10 Tage später erntet, alles per Hand an einem Tag durchgezogen wird und auch der Merlot-Anteil höher ist. Ein imposanter, schicker Pauillac! Die Bewertung bleibt kaum hinter 2022 zurück. *** Das winzige, nur 1,2 Hektar große Boutique-Weingut Chateau Chantecler liegt auf dem wohl teuersten Flecken Rebland des gesamten Medocs! Jeder kennt diesen Flecken in Padarnac, wenn man von der Hauptstraße der Château-Route abbiegt zu Mouton Rothschild und Ponte Canet. Man passiert ein großes Kreuz direkt im Dreieck dieser 2 Weingüter und der Straße gelegen. Die höchste Kieslinse, allerbestes Terroir mit alten Reben, biologisch und sogar biodynamisch bewirtschaftet. Die Familie des jetzigen Besitzers Yannick Miranda war drei Generationen im Besitz des früher „Fleur Milon“ genannten 12 Hektar Weinguts auf eben diesem Plateau. Die in Frankreich extrem hohe Erbschaftssteuer machte bei 2 Erbfolgen den Verkauf eines Großteils der Rebfläche unumgänglich, gut 10 Hektar und der ehemalige Weingutsname sind nun im Besitz von und Bestandteil von Mouton Rothschild. Den allerbesten Hektar mit der fettesten Kieslinse bewahrte sich Yannick als quasi Luxus-Kleinod und Erinnerung. Er stellte um auf Biodynamie und bewirtschaftet die winzige Rebfläche quasi mit der Nagelschere. Von 1,2 Hektar mit 53% Cabernet Sauvignon, 40% Merlot und 7% Cabernet Franc gibt es weniger als 5000 Flaschen extraterrestrischen Luxus-Elixiers pro Jahr. Handentrappt und dann spontan im Stahl und Holz vergoren wird der Wein dann 18 bis 24 Monate im neuen und zweijährigen Barrique ohne Bâtonnage ausgebaut, bevor er unfiltriert und ungeschönt auf die Flasche gezogen wird. Das Ergebnis wird nur im lokalen Umfeld und unter Freunden verkauft, selten gerät mal eine Flasche auf dem direkten Wege in den Export, wo er dann als qualitativer Überflieger und „Quasi-Mouton“ um die 100 Euro je Flasche seinen Liebhaber findet. Verglichen mit Pontet Canet und vor allem Mouton Rothschild ist das bei gleicher Qualität ein sehr, sehr rares Schnäppchen.
Bordeaux 2023 aus Expertensicht über ein reifes und früh trinkbares Jahr mit elegantem, schmeichelndem und seidigem Tannin, hohem Genussfaktor und saftigem Trinkfluss: Stephane Derenoncourt, Önologe, Consultant am rechten und linken Ufer, Winzer, eine lebende Legende in Bordeaux: „Überall waren die Tannine reif und von hoher Qualität. Die Trauben zeigten die volle technologische und phenolische Reife. Die Weine dieses Jahrgangs sind insgesamt harmonisch und dynamisch.“ *** Thomas Duclos, führender Berater und Önologe des rechten Ufers: „Bei dem Jahrgang 2023 haben wir ständig Neues entdeckt. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich in ein paar Jahren einige 2023er den 2022er Weinen als überlegen erweisen. Der Jahrgang 2023 ist sehr schmeichelhaft: Wir haben eine angenehme Weichheit im Abgang, ohne Schwere, elegante Texturen, überraschend seidig...“ *** Axel Marchal, führender Önologie-Professor der Universität Bordeaux: „Trotz der extremen Wetterbedingungen sind in dem Jahrgang 2023 Weine mit einem guten Gleichgewicht und schönen Säurenoten entstanden. Die Weine sind sehr angenehm, zwar nicht von immenser Konzentration, aber köstlich, rund und fruchtig.“*** Michel Rolland, Önologe und Weingutsberater und ein Bordeaux Urgestein: “The aromatic potential was good, with excellent aromatic intensity and ripe fruit flavours. 2023 is a vintage without excess and opulence. Enjoyable, delicious and easy-to-drink!!