Riesling Dorsheim Goldloch Großes Gewächs 2022

Schlossgut Diel: Riesling Dorsheim Goldloch Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

96–98
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2052
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 96–98/100
Lobenberg in Wiesbaden: 97–98/100
Suckling: 96/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Dorsheim Goldloch Großes Gewächs 2022

96–98
/100

Lobenberg: Das Goldloch steht auf Kieselstein und Lehm, über Urgestein aus der Permzeit. Dieses Urgestein ist vor Jahrmillionen unter hohem Druck als Presskonglomerat aus verschiedenen Steinen, Erden und Sänden entstanden. Harter Pressfels und ein steil abfallender Hang. Und in diesem wurzeln dann die Reben des Goldloch. Das Gestein ist letztlich auch die Ursache für die Art der Nase: Immer rauchig, sehr würzig. Die Machart bei Diel, seit Carolin das Zepter übernommen hat: Kurzes Anquetschen, dann maximale Maischestandzeit von zwölf Stunden auf der Presse. Abpressen, spontane Vergärung im Holz. Der Ausbau geschieht komplett in Stückfässern. Die Nase wirkt fein und kristallin, zeigt keine Opulenz, die man dem Jahrgang vielleicht zutrauen mag. Aber es ist total kühl und fein. Die Nahe brilliert in 2022 wieder so sehr wie in 2021, aber anders. Diese zugängliche Finesse und etwas größere Rundheit als 2021 ist die Quadratur des Kreises für die Nahe in diesem Jahr. Es ist einfach wunderbar balanciert. Aber doch mit einer gewissen Kompaktheit, die sich erst langsam entfaltet. Orangenschale und weißer Pfeffer, etwas Piment und sehr viel Graphit. Durch den Mund drückt unglaublich viel warmer Stein, wow, so viel Struktur und Tanningrip. Die Mineralität beißt sich am Gaumen fest. Grüne und reife Mandarine im Mund, dazu Tonic und Limette. Minzig-frisches Finale mit kristalliner Eleganz. Länge ohne Ende, super! 96-98/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97–98
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Dorsheim Goldloch Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Der erwachsene Bruder. Viel größer, höher, weiter, intensiver. Trotz der Harmonie von 22 schon auch ein Dampfhammer und Kracher, eindrucksvoll! 97-98/100

96
/100

Suckling über: Riesling Dorsheim Goldloch Großes Gewächs

-- Suckling: Lovely nose of orange blossom and flint. Ripe and delicate, stony and strong, this is a fascinating Nahe riesling GG with an extremely mineral and spicy finish that extends out towards the horizon. So precise and pristine. Great aging potential! Drinkable now, but best from 2025. 96/100

Mein Winzer

Schlossgut Diel

Von der Nahe kommen nicht nur einige der besten Rieslinge des Landes, auch die weißen und roten Burgundersorten gehören zur Crème de la Crème.

Riesling Dorsheim Goldloch Großes Gewächs 2022