Riesling Eitelsbacher Karthäuserhofberg Großes Gewächs 2022

Karthäuserhof: Riesling Eitelsbacher Karthäuserhofberg Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

96+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2042
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 96+/100
Suckling: 94/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Eitelsbacher Karthäuserhofberg Großes Gewächs 2022

96+
/100

Lobenberg: Das System Kauffmann heißt biologische Bewirtschaftung, Handlese, Direktpressung. Sehr weit runtervergoren, wie es der Maßgabe von Mathieu Kauffmann entspricht. Das ist die Quintessenz aus dem Karthäuserhof, best of the best Traubenselektion aus den historischen Parzellen. Der Wein wird komplett im großen Holzfass spontan vergoren und ausgebaut. Das Ganze verbleibt eineinhalb Jahre auf der Hefe im Fass. Das ist ein völlig anderer Stil als die alten Karthäuserhof-Weine, davon muss man sich etwas verabschieden. Wir bleiben schon in dieser Ruwer-Stilistik mit brillanter Mineralik und pikanter Vibration am Gaumen, aber es ist viel geschmeidiger und erhabener als früher durch diesen Holzeinsatz und das lange Hefelager. Wir gehen mehr zum Modell PJ Kühn aus dem Rheingau, dessen Weine eine ähnliche Entspanntheit ausstrahlen. Wir haben diese köstliche, ätherische Zitrusfrucht mit Zitronenverbene, Limettenabrieb, weißer Pfirsich, auch süße Minze und Ingwer. Sehr deutlicher Salzabdruck im Mund, der fast eine gewisse mineralische Schärfe entwickelt. Für die schlanke Ruwer ist das durchaus beachtlich dicht und substanziell, die prägende Mineralschärfe hat er dennoch, nur eben etwas feiner und cremiger verpackt als früher. Das ist die neue Welle am Karthäuserhof – und doch ist dieses besondere Terroir unverkennbar.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling über: Riesling Eitelsbacher Karthäuserhofberg Großes Gewächs

-- Suckling: Plenty of talc and licorice character make this sleek and focused expression of the 2022 vintage fascinating. The interplay of wet-stone minerality with Amalfi lemons and bergamot fruit makes the vibrant finish really exciting. Drink or hold.

Mein Winzer

Karthäuserhof

Der Eitelsbacher Karthäuserhofberg umfasst knapp 19 Hektar an der Ruwer, die zu über 90 % mit Rieslingreben bepflanzt sind. Der Weinort Eitelsbach wurde im Jahre 1223 erstmalig urkundlich erwähnt.

Riesling Eitelsbacher Karthäuserhofberg Großes Gewächs 2022