Kiedrich Klosterberg Riesling Erste Lage 2022

Robert Weil: Kiedrich Klosterberg Riesling Erste Lage 2022

VDP

Zum Winzer

95+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2039
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
leicht & frisch
3
Lobenberg: 95+/100
Suckling: 94/100
Parker: 94/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Kiedrich Klosterberg Riesling Erste Lage 2022

95+
/100

Lobenberg: Der Klosterberg trägt seinen Namen, weil er seit alters für Kloster Eberbach das östliche Weinbergs-Pendant zum berühmten Steinberg war. Ein großer Teil dieser Lage ist sogar als Große Lage klassifiziert. Sein meist tiefgründiger Boden aus buntem Schiefer, Phyllit und Serizit-Gneis prägt den gehaltvollen, sehr stoffigen Charakter der Klosterberg-Rieslinge. Der Klosterberg vereint die gesamte geologische Vielfalt des Rheingaus in sich. Und die Höhe und Kühle dieser besonderen Lage, so Wilhelm Weil, macht gerade den besonderen Reiz aus. Sie sei überhaupt erst in seiner Generation, in Zeiten der globalen Erwärmung in die Güte einer Ersten Lage gewachsen. Sein Urgroßvater, Großvater und Vater hätten sich bezüglich der besten physiologischen Reife der Trauben aus dem Klosterberg gar noch sehr nach der Decke strecken müssen. Aber heute stünde der Klosterberg in einem tollen Dreiklang gemeinsam mit Turmberg und Gräfenberg. Nach einem erneut historisch trockenen und sehr sonnigen Sommer, kamen Regenfälle gegen Herbst. Die Trauben waren allerdings weitgehend sehr gesund, es gab nur sehr wenig Botrytis. Das Team war dennoch fleißig in den Weinbergen unterwegs und hat komplett biologisch gearbeitet, die Zertifizierung folgt demnächst. Der Klosterberg ist die zugänglichste und charmanteste Lage bei Weil, neben dem erhabenen Gräfenberg und dem puristischen Turmberg. Ich habe den Wein früher häufiger mal ausgelassen, weil Gräfenberg und Turmberg schon so eigenständig nebeneinander sind, aber gerade in den letzten Jahren hat der Klosterberg nochmal einen tollen Sprung gemacht. Er ist so eigenständig und vor allem köstlich, dass er einfach ins Programm muss. Kurze Maischestandzeit von 6 bis zu 24 Stunden. Überwiegend in Doppelstückfässern spontan vergoren und ausgebaut, bis im Sommer verbleibt der Wein auf der Hefe. Die 2022er haben richtig viel Saft und Druck, der Body ist da, die Intensität ist hoch. Reiches, duftiges Steinobst, Mirabelle, viel Birne, Grüntee und ein Hauch kandierter Ingwer, der eine feine süßliche Schärfe mit sich bringt. Wonhigegen der Turmberg viel mehr auf dem Stein läuft, ist es hier etwas mehr um die schicke Gelbfruchtigkeit gebaut. Das Gestein dominiert den Klosterberg nicht, er bleibt mehr auf der Fruchtintensität. Er zeichnet sich durch diese Geschmeidigkeit und eben, das muss man so sagen, auch durch seine Leckerheit. Dicht und cremig, mit seidig-reifer Textur und wunderbar animierender, total feiner Säurestruktur. Der Klosterberg hat ebenso viel Alterungspotenzial auf Grund seiner perfekten Balance, aber er ist schon so viel Zugänglicher und angenehmer zu trinken im jungen Stadium, dass er einfach die perfekte Ergänzung ist, während man auf die anderen Weine ein bisschen warten muss. 95+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling über: Kiedrich Klosterberg Riesling Erste Lage

-- Suckling: A super elegant dry Rheingau riesling with a wonderful interplay of white tree fruits, racy acidity and delicate creaminess from long sur lie maturation, these elements interlocking beautifully on the precisely contoured medium-bodied palate. Very cool and long finish with white tea, wet stone and wild berry notes. Drink or hold. 94/100

94
/100

Parker über: Kiedrich Klosterberg Riesling Erste Lage

-- Parker: The 2022 Kiedrich Klosterberg Riesling Trocken was fermented with natural yeasts and kept on the original lees in large oak casks until the bottling. The bouquet is deep, intense and very elegant as well as complex and clearly characterized by its phyllite soils with a reddish loess loam mixture. On the palate this is a supple, elegant, mouth-filling and rich Riesling with ripe, mineral acidity and a long, saline, savory and complex finish. It is long and intense and provided with great aging potential. 13% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in August 2023. 94/100

Mein Winzer

Robert Weil

Schon von weitem erkennt man die Flaschen von Robert Weil an ihrem charakteristischen Himmelblau. Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt steht diese Farbe für Spitzen-Rieslinge auf absolut höchstem Niveau. Ein Markenzeichen, symbolisch für die kompromisslose Qualität der Weine von...

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