Westhofener Weißer Burgunder und Chardonnay 2022

Wittmann: Westhofener Weißer Burgunder und Chardonnay 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

94+
100
2
Chardonnay, Weißburgunder
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2036
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
3
Lobenberg: 94+/100
Suckling: 93/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Westhofener Weißer Burgunder und Chardonnay 2022

94+
/100

Lobenberg: In diesem Wein von Wittmann sind die ehemaligen Bestandteile aus Weißburgunder -S- und Chardonnay -S- zusammengebracht. Spontanvergoren im Holz, der Weißburgunder im Halbstück, der Chardonnay im Barrique. Nur 3-4 Stunden Maischestandzeit. Ganztraubenpressung. Verbleib im Holzfass auf der Vollhefe bis zur Füllung. Sehr stark von Pfirsich dominierte Nase, mit feinen grünen Elementen darunter. Etwas gelbe Kiwi, Quittenschale, nasser Kalkstein, Minze. Schöne Kühle ausstrahlend. Die Cuvée aus Weißburgunder und Chardonnay ist schon sehr schlüssig, weil sie sich gut ergänzen. Im Mund des Weins ist der Neuholzanteil etwas spürbar, denn ein bis zwei neue Halbstücke waren dabei. Dieser leicht verrauchte Hauch steht ihm aber gut. Der Westhofener Weißburgunder und Chardonnay zeigt sehr viel Druck, und trotzdem ist er schlank und kühl. Kein fetter ordinärer Chardonnay-Stil, kein übercremiger, überreifer Weißburgunder, sondern ein toller Wein als wirklich perfekter Kompromiss. Ziemlich genau 50/50 geblendet. Toller Geradeauslauf, sauber definiert, mit langem, mineralischem Zug hinten raus. Das ist genau der richtige Kompromiss, wenn man weder das Fette eines Chardonnays noch das zu Cremige eines Weißburgunders möchte. Man läuft immer in der Mitte lang und endet in einem salzigen, mineralischen Finale. Ich war misstrauisch, ob das gelingen kann. Das Ergebnis ist wirklich superb. Selten gelingen Kompromisse so ideal wie in diesem Wein. 94+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

93
/100

Suckling über: Westhofener Weißer Burgunder und Chardonnay

-- Suckling: An elegant and medium-bodied dry white with a chalky character that expands as it flows across the palate. Only just beginning to really open up the crisp pear and fresh chesnut aromas intertwined with the minerality at the Chablis-like finish. The discreet oak will integrate even better with a bit more bottle age. The pinot blanc component was matured in 600 litre oak casks and the chardonnay in barriques. A cuvee of wines from the Steingrube vineyard plus the Aulerde and Morstein GG sites. From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drinkable now, but best from 2024. 93/100

Mein Winzer

Wittmann

Das Weingut Wittmann existiert seit vielen Generationen. Inzwischen führt Philipp Wittmann das Weingut in langer Familientradition. Die Eltern, Elisabeth und Günter, sind schon noch tatkräftig dabei, aber sie erkannten sehr früh das unbändige Qualitätsstreben und die Führungsqualität des Sohnes, und...

Westhofener Weißer Burgunder und Chardonnay 2022