Riesling Westhofener Erste Lage 2022

Wittmann: Riesling Westhofener Erste Lage 2022

BIO

VDP

Limitiert

Zum Winzer

95–96
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2041
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95–96/100
Suckling: 95/100
Parker: 94+/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Westhofener Erste Lage 2022

95–96
/100

Lobenberg: Immer etwa 80 Prozent aus dem Morstein, 20 Prozent aus dem Brunnenhäuschen, zum Teil aus Weinbergsselektion und zum Teil aus deklassierten Fässern dieser Großen Gewächse. Hier sind auch alle jüngeren Reben (alle unter 25 Jahre alt) aus dem Brunnenhäuschen mit drin, die noch nicht weit genug sind, um GG-Qualität darzustellen. Vom Morstein sind es die Satellitenparzellen um die Kernstücke herum aus dem das GG kommt. Das Brunnenhäuschen hat stark eisenhaltige Böden, deshalb rot gefärbt. Die Böden insgesamt sind Ton und Mergel. Der Westhofener Riesling soll genau diese Kalkmineralität von Brunnenhäuschen und Morstein haben. Es ist also weit mehr als ein Ortswein, eigentlich ein Zweitwein. Die Nase ist so typisch für Westhofen, kalkig, gelbfruchtig, ruhig und dicht, mit wunderschöner, gelber, europäischer Frucht. Vom Gundersheimer kommend ist die höhere Reife hier sofort offenbar, Westhofen ist etwas einnehmender, reicher angelegt. Saftig-dichte, sehr aromatische Frucht. 2022 ist schon so wunderbar offen und ausladend in seiner Fruchtfülle, aber eben viel schlanker als man denkt, wenn fein gearbeitet wurde. Eine ganze Kette von Aromen schießt aus dem Glas, von warmer Zitrusfrucht wie Mandarine und Orange über viel helles Steinobst wie Pfirsich und Mirabelle ist alles dabei. Eine Opulenz im Duft, aber keineswegs beim Körper, das ist was diesen speziellen Jahrgang so spannend macht. Man will Reinspringen so schön und reich ist die Nase. Der Wein muss gewaltige Extraktmengen haben, denn die Süße dieses ziemlich auf Null durchgegorenen Weines kommt ausschließlich aus dem Extrakt und nicht aus einer Zuckersüße. Er ist verdichtet und fest in seinem kalkigen Extrakt, hat ganz feine, aber feste Tannine, die ein griffiges Chassis geben. Der Wein hat Tiefe und kristalline Klarheit. Wie immer ein echter Kracher, ein echter Premier Cru, der diesen Namen verdient hat. 95-96/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

95
/100

Suckling über: Riesling Westhofener Erste Lage

-- Suckling: What a fascinating nose of bergamot, mirabelle and passion fruit plus dark herbal notes this stunning dry riesling has. Complex juiciness on the mid-palate, the elegant acidity and very fine tannins interlock beautifully and drive the almost perfectly balanced and stunningly refreshing mineral finish. From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drink or hold. 95/100

94+
/100

Parker über: Riesling Westhofener Erste Lage

-- Parker: The 2022 Westhofener Riesling 1G is from the Morstein satellites (that means everything around the core part). The wine opens deep, pure and complex, with the darker tones of the Morstein, yet it's still a bit untamed, or as Philipp Wittmann puts it, 'There is still a bit of a workshop smell in this wine,' which was just bottled when I tasted it in July. Silky, lush and elegant on the palate, this is a saline and citric, very pure and grippy yet remarkably finessed and light-footed B-Morstein. The texture is very elegant and almost silky, and the finish is grippy and wonderfully untamed. It's an impressive wine. 12.8% alcohol. Natural cork. 94+/100

Mein Winzer

Wittmann

Das Weingut Wittmann existiert seit vielen Generationen. Inzwischen führt Philipp Wittmann das Weingut in langer Familientradition. Die Eltern, Elisabeth und Günter, sind schon noch tatkräftig dabei, aber sie erkannten sehr früh das unbändige Qualitätsstreben und die Führungsqualität des Sohnes, und...

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