Riesling Westhofen Morstein Großes Gewächs 2022

Wittmann: Riesling Westhofen Morstein Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Limitiert

Zum Winzer

100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2029–2057
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 100/100
Lobenberg in Wiesbaden: 100/100
Suckling: 99/100
Vinum: 99/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Westhofen Morstein Großes Gewächs 2022

100
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Lobenberg: Morstein ist eine kühle Lage auf 250 Metern Höhe. Der untere und mittlere Teil besteht aus reinem Kalkstein. Kalk- und Tonmergel auf einem Kalksteinfels. Entsprechend eine Mischung aus Eleganz und Power. Durch die Lage, die sich über verschiedene Höhen zieht und die Windoffenheit hat der Morstein sowohl warme als auch kühlere Ecken. Grundsätzlich hat Philipp Wittmann drei Parzellen hier, die sich je nach Jahr sehr unterschiedlich präsentieren können. Ein absolutes Kernstück und zwei darumliegende, die aber nicht direkt angrenzend sind. Den größten Wermutstropfen vorneweg, die Erntemenge des Morstein ist knapp 40 Prozent geringer als im Vorjahr. Das ist natürlich ein dramatischer Schnitt, aber Philipp war noch extremer in seiner Selektion der Fässer, hat nochmal zwei abgestuft in den Westhofener am Ende. Er wollte aus diesem heißen, trockenen Jahr nur das allerbeste, das feinste und fokussierteste, was dem Jahrgang trotzt. Schon die Nase ist köstlich, expressiv und konzentriert, hochverdichtet sogar, zeigt dennoch weder Üppigkeit noch Exotik, zeigt keinerlei Wärme. Der Wein liegt minzig-kühl und steinig im Glas, zeigt nassen Lehm und Feuerstein, Sommerregen auf warmem Asphalt, viel Zitronengras und Graphitmineral. Der Mund ist ein Ereignis, ist eine Salzexplosion, auf feinstem Kalksteingerüst laufend. Er zeigt sich dem Jahrgang trotzend superkühl, fokussiert, geschliffen, hat eine dunkle feuersteinige Dramatik, über die der Wein sich in immer neuen Wellen ausbreitet. Ultrafeine Tannine kleiden den Mund aus, gehen eine Liaison mit der herbsaftigen, total reifen und geschmeidigen Säurespur ein. Die Länge macht sprachlos, Graphit, Zitronengras, Stein, Muschelschalen, Austernwasser, alles rollt immer wieder durch, die Zunge wird kalkig belegt, bis die Saftigkeit wieder greift und den Abgang übernimmt. Ein Wechselspiel aus Texturen und Aromen, so vielschichtig und intensiv in seinem Auftritt zwischen heller Frucht und dunkler, packender Mineralität. Der Wein hört nicht mehr auf hintenraus, er rollt immer wieder durch mit dieser superfokussierten und packenden Art. Das ist wirklich ein Blockbuster-Morstein, da muss sogar das so unendlich feine Brunnenhäuschen zurückstecken dieses Jahr, bei dieser Dramatik, diesem wilden Spiel und gleichzeitig kühler Eleganz kann es nicht ganz mit. Da ist der Morstein schon exzeptionell, großes Kino, aber Arthauskino, weil er bei aller Intensität auch einen gewissen unergründlichen Zauber hat in seiner kühlen Länge und seinem abgrundtiefen, dunklen, scheinbar unendlich langen Abgang. 100/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

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Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Westhofen Morstein Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Typischer Power-Riesling aus Rheinhessen. Zu warm für die Nahe, zu kühl für die Pfalz, zu erhaben für die Mosel. Im Grunde Dönnhoff Hermannshöhle umgetopft nach Rheinhessen. Groß und fein. 100/100

99
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Suckling über: Riesling Westhofen Morstein Großes Gewächs

-- Suckling: Breathtaking nose of pineapple chutney and curry leaf with giant leesy complexity, swirling together to create a great cloud of mystery. Then you descend into a deep pit of minerality. Almost supernatural freshness and energy on the blade runner sharp palate. Are you strong enough for this direct confrontation with the great God of wine? From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drinkable now, but best from 2025. 99/100

Mein Winzer

Wittmann

Das Weingut Wittmann existiert seit vielen Generationen. Inzwischen führt Philipp Wittmann das Weingut in langer Familientradition. Die Eltern, Elisabeth und Günter, sind schon noch tatkräftig dabei, aber sie erkannten sehr früh das unbändige Qualitätsstreben und die Führungsqualität des Sohnes, und...

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