Riesling Estate 2022

Wittmann: Riesling Estate 2022

BIO

VDP

Limitiert

Zum Winzer

93–94
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2023–2030
Verpackt in: 6er
9
leicht & frisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 93–94/100
Suckling: 94/100
Gerstl: 18/20
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Estate 2022

93–94
/100

Lobenberg: Die Reben kommen aus vielen Ersten und Großen Lagen von Phillip Wittmann, alles Kalkstein. Das ist richtig großes Material für einen Gutswein. Und trotzdem waren es die frischeren Trauben, die Trauben mit der höheren Säure. Dieser Estate Riesling (Estate steht in diesem Zusammenhang für 100 Prozent aus eigenen Weinbergen, ganz ohne jeden Zukauf von Trauben). Es sind bis auf eine Ausnahme nur Westhofener Trauben hier drin. Eine einzige Parzelle in Weißheim oberhalb des Morstein auf über 280 Metern Höhe geht mit ein für einen Frischekick. Selbst im warmen Jahr 2022 hat Philipp es geschafft hier diese enorme Spannung zu halten. Schöne gelbfruchtige Nase mit reifem Pfirsich, Grapefruit, Nektarine, angeflämmte Orangenschale. Der Wein duftet so typisch für das Wonnegau, Kalkstein, frische aus leichter Hochlage, alles ist da, sehr terroirtypisch. Die Säure ist reif und trotzdem ist der Wein ultrafrisch. Er ist geschmeidiger als der 2021er, etwas runder, feiner und ausgewogener. Hat nicht diese säurelastigere Auslegung, sondern es kommt schon deutlich integrierter und harmonischer in diesem Jahr. Dennoch hat es diese kalkige Pikanz, diese irre zitrische Frische, es ist keineswegs ein fetter oder reicher Wein, den man dem Jahr eventuell andichten wollen würde, sondern ein schlanker und rassiger Riesling. Wirklich erstaunlich. Die Augen und der Mund ziehen sich zusammen ob dieser Pikanz. Kompromisslos handwerklich und ohne Zugeständnisse an den weichgespülten Massengeschmack. Hohe Komplexität und irrer Grip, für einen Gutswein ist das großes Kino. 93-94/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling über: Riesling Estate

-- Suckling: What a beauty this is for - theoretically - an entry level wine! Such an original nose in which ripe quince and mirabelle are married to bergamot and delicate baking spice aromas. So much structure on the concentrated medium-bodied palate. Very long, powerful finish that’s so spicy and chalky. From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drink or hold. Screw cap. 94/100

18
/20

Gerstl über: Riesling Estate

-- Gerstl: Dieser Wein bringt mich immer wieder zum Staunen, der duftet schon wie ein richtig grosser Riesling, man glaubt den Kalkstein schon zu riechen, die Mineralität steht im Vordergrund, die Frucht wirkt eher begleitend, ein Hauch Reduktion betont diesen Eindruck noch. Das ist absolut beachtlich, das ist hochwertiger Riesling, da ist genau die richtige Dosis köstliche Frucht, die den Wein so schön trinkig macht, aber niemals zu viel, als dass es vordergründig wirken würde. Der Wein hat Klasse, das ist ein sehr ernsthafter, ja richtig grosser Riesling. 18/20

Mein Winzer

Wittmann

Das Weingut Wittmann existiert seit vielen Generationen. Inzwischen führt Philipp Wittmann das Weingut in langer Familientradition. Die Eltern, Elisabeth und Günter, sind schon noch tatkräftig dabei, aber sie erkannten sehr früh das unbändige Qualitätsstreben und die Führungsqualität des Sohnes, und...

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