La Chapelle de la Mission Haut Brion 2022

La Chapelle de la Mission Haut Brion 2022

Holzkiste

Zum Winzer

96+
100
2
Merlot 55,9%, Cabernet Sauvignon 35,4%, Cabernet Franc 8,7%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2029–2049
Verpackt in: 6er OHK flach
9
strukturiert
seidig & aromatisch
pikant & würzig
3
Lobenberg: 96+/100
Falstaff: 95/100
Suckling: 94–95/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pessac Leognan
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
La Chapelle de la Mission Haut Brion 2022

96+
/100

Lobenberg: 55,9 Prozent Merlot, 35,4 Prozent Cabernet Sauvignon und 8,7 Prozent Cabernet Franc. Seit vielen, vielen Jahren viel mehr als ein Zweitwein. Immer eine hochelegante, verspielte und überzeugende Alternative zu vielen erstklassifizierten Weinen aus Pessac-Léognan. Die Nase des 2022er ist ultrafein – sehr schick! Feine rote Kirsche, darunter Nougatpraline und Schwarzkirsche. Alles nur gehaucht, fein und aromatisch. Die Finesse pur in der Nase! Der Mund greift das auf, hat aber ein wenig mehr Grip, was hervorragend passt. Es bleibt aber in der Mitte des Mundes eher schlank und verspielt, hocharomatisch und fruchtig. Aber nichts Grobes, sondern einfach nur tänzelnd und mit schöner Länge. Hedonismus pur, ein Leckerli mit viel Himbeere, Erdbeere, schwarzer und roter Kirsche, ganz heller Lakritze und Flieder. Natürlich, wenn man weiß, dass La Chapelle in Jahren wie 2022 unter Umständen teurer ist als ein nahezu 100 Punkte starker MUST-BUY Seguin, der nur etwas weiter südlich wächst, ist das natürlich im Preis-Leistungs-Verhältnis etwas daneben. Aber es ist definitiv das kleinere, absolut identische Abziehbild von La Mission Haut-Brion. Und ohne Zweifel ein extrem köstlicher und hedonistischer Wein. 96+/100 *** La Chapelle ist der Zweitwein von La Mission Haut-Brion – seit Jahren eine Bank, ein grandioser Wein. Es ist ein klassischer Vertreter eines Zweitweins, denn es gibt nur einen Grand Vin bei La Mission, bei dem erst in der Fassselektion der Zweitwein La Chapelle rausgenommen wird. Viele Erstweine werden von dem genialen Charme dieser vibrierenden Cabernet-Cuvée geschlagen.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

95
/100

Falstaff über: La Chapelle de la Mission Haut Brion

-- Falstaff: Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Zart tabakig unterlegte Nuancen von Cassis, Brombeeren und Orangenzesten. Saftig, reife Herzkirschen, feine Fruchtsüße, elegant und frisch, zartes Nugat im Abgang, könnte man vom Fleck weg trinken. 95/100

94–95
/100

Suckling über: La Chapelle de la Mission Haut Brion

-- Suckling: Really fresh and linear with graphite, tar, berry and stone aromas and flavors. Medium and fine on the palate showing no heat or over-maturity. Attractive tannins at the end. 55.9% merlot, 35.4% cabernet sauvignon and 8.7% cabernet franc. 94-95/100

19+
/20

Gerstl über: La Chapelle de la Mission Haut Brion

-- Gerstl: In diesem Jahr dürfen wir wieder einmal auf Château La Mission Haut- Brion die Weine probieren. Das zählt für mich immer zu den grossen Highlights auf der Bordeaux-Tour. Ich gebe zu, ich liebe diese Weine und schon der La Chapelle zieht mich gleich von Beginn weg in seinen Bann. Hocharomatische Frucht mit viel Würze und kühlem Tiefgang, der den Wein so unglaublich sinnlich erscheinen lässt. Dicht und mit viel Kraft am Gaumen, vom Auftakt bis in den langen Abgang. Saftig dank einer prägnanten Säure, die dem Wein auch die nötige Frische einhaucht. Sehr viel Kirschenfrucht mit etwas Brombeere und Holunder. Im Finale zarte Kräuteraromen und noble Nuancen von der Fasslagerung. Ein sehr edler Wein. 19+/20

Mein Winzer

La Mission Haut Brion

La Mission Haut Brion ist eines der wenigen Weingüter mit einer nahezu ungebrochenen Historie hervorragender Weine. Heute sind die gut 20 Hektar im Besitz der Familie Dillon, die die Modernisierungsmaßnahmen ihrer Vorgänger weiter vorangetrieben hat. Zudem wurde der Anteil Merlot im Verschnitt auf...

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