Chateau Deyrem Valentin Cru Bourgeois Supérieur 2022

Chateau Deyrem Valentin Cru Bourgeois Supérieur 2022

Holzkiste

Zum Winzer

97–98+
100
2
Cabernet Sauvignon 56%, Merlot 42%, Petit Verdot 2%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2029–2052
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 97–98+/100
Suckling: 93–94/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Margaux
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Deyrem Valentin Cru Bourgeois Supérieur 2022

97–98+
/100

Lobenberg: Die Assemblage 2022: 56 Prozent Cabernet Sauvignon, 42 Prozent Merlot und zwei Prozent Petit Verdot. Der Alkoholgehalt liegt bei 14 Volumenprozent, der pH-Wert bei 3,6, die Säure bei 3,5 Gramm. Gelesen wurde vom 18. bis zum 30. September. 40 Hektoliter pro Hektar Ertrag. Die Nase dieses Deyrem 2022 ist ein Faszinosum. Anders als die großen Jahre 2016, 2019 und 2020 kommt hier viel mehr rote Frucht. Das Ding schiebt nicht so schwarz von unten, sondern kommt sehr verspielt mit Sauerkirsche und Schlehe. Spielerisch-leicht mit Orangenzesten und pinker Grapefruit, auch Rosenblätter, Veilchen, Flieder, Salz und Kalkstein. Alles ist von Anfang an extrem verspielt. So gar nicht dieses tiefwürzige und erdige Margaux, sondern eher filigran. Im Grunde würde man sagen: ein bisschen ein Chambolle-Musigny. Am linken Ufer hat das am ehesten eine Tendenz zu Saint-Julien. Der Mund ist wahnsinnig frisch. Das ist so spielerisch, das ist so rotfruchtig – unglaublich! Cranberry, Johannisbeere, säurebeladene Himbeere und Erdbeere. Schlank und hochintensiv mit Salz. Was für eine unendliche Freude, die Leichtigkeit des Seins! Gar nicht wieder enden wollend mit Salz, Finesse und immenser Länge, dabei durchaus vollmundig und reich. Das ist pures, intensives Burgund aus Margaux. Eine wunderschöne Tänzerin… Großer Stoff, so gut habe ich ihn noch nie probiert. Er gehört 2022 sicherlich in die Verfolgerrolle der Top Weine in Margaux und hat echte Größe. 97-98+/100 *** Deyrem Valentin existiert schon seit 1730 in dieser Ausdehnung und befindet sich seit 1928 im Besitz der Familie Sorge. Die Regisseurin ist die Tochter des Hauses, Christelle Sorge. Das Weingut hat insgesamt 13 Hektar. Beraten wird es von niemand geringerem als Hubert de Boüard, dem Besitzer von Château Angelus in Saint-Émilion. Das winzige Weingut liegt mitten in Margaux auf einem Sand und Kies Plateau. Hervorragende Drainage. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei gut 40 Jahren. In den letzten zehn bis 15 Jahren wurde massiv in die Weinberge investiert: Bessere Klone, höhere Pflanzdichte. Die Familie Sorge liegt mir ihrem Besitz auf dem besten Terroir von Margaux und wird oft nicht beachtet. Vielleicht ist das Weingut einfach zu klein. Es ist eines der Superschnäppchen von Margaux, bekommt aber – ohne im Bereich der klassifizierten Weine zu sein – niemals die Aufmerksamkeit, um eine große Nummer zu werden. Was uns sehr recht ist, denn Deyrem Valentin ist nicht nur einer der vorzüglichsten Weine in der Appellation, sondern eben auch das Superschnäppchen. Im Weingut werden keine Pumpen verwendet. Der Ausbau findet im Barrique statt, davon 50 Prozent Neuholz, der Rest einjähriges Holz. Die Gesamtproduktion liegt bei 60.000 Flaschen.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

93–94
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Suckling über: Chateau Deyrem Valentin Cru Bourgeois Supérieur

-- Suckling: This is structured and meaty with broad and velvety tannins. Full body. Powerful and muscular with depth and length. Compact and lingering. Very pure. 93-94/100

19
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Gerstl über: Chateau Deyrem Valentin Cru Bourgeois Supérieur

-- Gerstl: Das ist eine ganz raffinierte Margaux-Nase mit unglaublich viel Terroir. In diesem Jahr vermischt sich dies wunderschön mit einer Fülle aus schwarzer Frucht von Kirsche, Brombeere, Lakritze, Sauerkirsche, Blaubeere und viel Trüffel, Graphit und würzigen Aromen. Dieser Deyrem Valentin strahlt einen unglaublichen Tiefgang und eine Sinnlichkeit aus, wie ich sie hier noch nie erlebt habe. Das ist ganz grosser Margaux-Genuss, dem es aber nicht an Eleganz und Feinheit fehlt. Es ist eine knisternde Mischung aus toller Reife und kühlfrischem Tiefgang. Dichter, fruchtiger Auftakt mit köstlicher Extraktsüsse und einem Schwall aus feingliedriger Aromatik. Man braucht einige Zeit, bis man alle Aromen erfassen kann. Die Balance passt genial, da die Säure der perfekte Gegenspieler ist. Sehr cremiger und weicher, gleichzeitig saftiger Trinkfluss, der so richtig Lust auf diesen Wein macht. Herrliche Röstaromen von Kaffee und Schokolade im Finale mit zarten, würzigen Nuancen. Der beste Deyrem Valentin aller Zeiten. 19/20

Mein Winzer

Deyrem Valentin

Seit 1730 ist das im Herzen des Margaux gelegene Chateau Deyrem Valentin im Besitz der Familie Sorge. Jean Sorge bewirtschaftet die 13 Hektar zusammen mit seinen Töchtern Sylvie und Christelle.

Chateau Deyrem Valentin Cru Bourgeois Supérieur 2022