Riesling pur mineral 2021

Rudolf Fürst: Riesling pur mineral 2021

2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,0% Vol.
Trinkreife: 2022–2033
Verpackt in: 6er
9
leicht & frisch
3
Lobenberg: 93/100
Falstaff: 91/100
Gerstl: 18/20
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling pur mineral 2021

93
/100

Lobenberg: Der »pur mineral« steht grundsätzlich nur in den Ersten und Großen Lagen des Weingutes Fürst. Das heißt, der »pur mineral« ist eine Art Vorlese der Großen Gewächse und Ersten Lagen. Ausbau zu 80 Prozent im großen Holz, der Rest im Stahl. Der Wein steht – wie alles hier – auf Buntsandstein. Vom pH-Wert und der Stilistik fast eher dem Rheingau zuzuordnen, weil er so stahlig und klar ist. Von daher ist er ganz anders, als beispielsweise die Weine vom Franken Horst Sauer. Wir sind hier bei Fürst deutlich feiner und kristalliner. 2021 war ja im Gegensatz zu den Vorjahren ein kühles, spätreifendes Jahr. Die Riesling-Lese zog sich bis in die letzte Oktoberwoche. Bis zum Schluss kerngesundes Lesegut, was erstaunlich ist bei so später Lese. Eben ganz klassisch wie früher. Knackige grüne Frucht in der Nase, aber typisch Fürst eher leise und elegant, Limettensaft, grüner Apfel und grüne Birne. Im Mund eine brillante Saftigkeit, stahlig und glockenklar, aber voller Finesse und feinem Spiel. Die Säuren sind prägnant, aber unglaublich reif und geschmeidig, erinnert etwas an 2016 in der Art. Das ist wirklich schick. Ein langer, mineralisch geprägter, schön trockener Nachhall. Wir sind so schön in der reifen Säure und haben trotzdem einen totalen Spannungsbogen. Ein köstlicher Wein mit einem richtigen Kick. Es ist die perfekte Mischung aus stahliger Riesling-Puristik und feinsaftiger, eleganter Frucht. Ein genialer Gutswein. Fürst kann weiß wie rot und ist daher einer der vielseitigsten Betriebe Deutschlands. Was für ein genialer Gutswein. 93/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

91
/100

Falstaff über: Riesling pur mineral

-- Falstaff: Elegant im Duft, mineralisch, gelber Apfel, Mirabelle, Zitronenzesten. Am Gaumen ein wahrer Vertreter seines Namens: feine Mineralik, reife gelbe und etwas grüne Frucht, dabei angenehme Phenolik, alles eingebunden von reifer Säure, langer Nachhall. 91/100

18
/20

Gerstl über: Riesling pur mineral

-- Gerstl: Der 2021er-Jahrgang ist stärker von der Säure geprägt, das hat in diesem kühlen Jahrgang auch zu einem moderaten Alkoholgehalt geführt. Paul und Sebastian Fürst sprechen denn auch von einem klassischen Jahrgang. Das ist Riesling wie aus dem Bilderbuch, verbindet erfrischende Zitrusnoten mit raffinierten mineralischen Komponenten. Beschwingte Leichtigkeit im Auftakt, geniale Rasse, mit viel saftigem Schmelz unterlegt, ein beinahe moselartig leichtfüssiger Riesling, köstlich aromatisch, was ist das doch für ein fröhlicher Wein, einfach Hochgenuss. 18/20

Mein Winzer

Rudolf Fürst

Franken ist Frankreich nicht nur phonetisch ganz nahe. Wer behauptet, dass exzellenter Pinot Noir, also Spätburgunder nur aus dem in Frankreich gelegenen Burgund stammt, hat mindestens die letzte Dekade verschlafen.

Riesling pur mineral 2021