Lobenberg: Eine Parzelle in Kreuznach, die Cornelius Dönnhoff schon einige Jahre beobachtet hat. Es ist eine der höheren, spätreifenden Lagen in Kreuznach. Gut wasserversorgt, es gibt null Trockenstress hier. Ein alter Weinberg von rund 50 Jahren, der einem alten Winzer gehört hat und Cornelius Dönnhoff hat schon Jahre darauf geschielt und nun war es soweit, dass er sie in langfristiger Pacht erwerben konnte, da der Winzer in Ruhestand ging. Die Chance war perfekt. Für einen Basiswein sind die alten Reben zu gut, deshalb wollte Cornelius direkt mit einer S-Selektion durchstarten. Klassische französische Klone. Die Bewirtschaftung des Vorbesitzers passte gut und somit konnte eine feine Traubenselektion erzielt werden. Ausbau im Stückfass von Hösch aus Hackenheim, es gibt nur ein Fass. Es ist sogar eine Erstbelegung, was man aber kaum spürt. Die hohe Intensität aus den alten Reben und den geringeren Erträgen nimmt das Holz perfekt mit, es fällt kaum auf, ist schon im Jungwein sehr gut verwoben und keineswegs dominant. Sogar dezenter als im Weißburgunder S, der ja auch etwas Drittbelegung bekommt, erstaunlich. Der Wein liegt bis zur Füllung im Sommer auf der Vollhefe, er bekommt ein bisschen Batonnage. Vollreife, goldgelbe Trauben. Der Wein duftet wunderbar nach Frühlingsblüten, feiner Macadamianuss, reifem weißem und gelbem Pfirsich, saftige Melone, Mirabelle. Sehr, sehr schicke, einnehmende Frucht. Ganz feines, helles Holz, das den klaren und brillanten Charakter des Weines erhält. Schon typisch Dönnhoff im Stil mit der Klarheit und Transparenz, der saftigen, charmanten Frucht und dennoch dem Kick aus der salzig-griffigen Textur. Sehr fein im Mund, aber dennoch mit schönem Schmelz aus Mirabelle, ein kleiner pikanter Kick aus schlanker und saftiger Maracuja und leichter Nussunterlegung mit hell gerösteter Haselnuss und Aprikosenkernen. Sehr saftige Textur mit zarten, noblen Gerbstoffen, die den Wein in seiner schicken gelben Frucht in eine tolle Länge trägt. Total reife, ganz fein ziselierte Säure. Das ist ein genialer Stoff als Erstlingswerk aus diesem genialen alten Weinberg. 95+/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.