Riesling Monzinger Frühtau (ehem. Frühlingsplätzchen) 2021

Emrich Schönleber: Riesling Monzinger Frühtau (ehem. Frühlingsplätzchen) 2021

Zum Winzer

93–94
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2023–2032
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
leicht & frisch
3
Lobenberg: 93–94/100
Parker: 94+/100
Suckling: 92/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Monzinger Frühtau (ehem. Frühlingsplätzchen) 2021

93–94
/100

Lobenberg: Gewachsen auf rotem Schiefer (hoch verdichteter, gepresster Ton), Blauschiefer (Kupfer) und Quarzit. Dieser Wein kommt zu 100 Prozent aus dem Frühlingsplätzchen, darf aber aufgrund der VDP-Bestimmungen nicht mehr so genannt werden, deshalb jetzt Frühtau. Es ist quasi der Zweitwein des Frühlingsplätzchens. Qualitativ sicher auf dem Niveau vieler Rieslinge, die als Erste Lagen gefüllt werden. Schöne gelbe Frucht mit deutlicher Kräuterwürze, Mirabelle, gelbe Birne, leichte Schieferschärfe in der Nase, ein feiner Hauch Vanille, aber ganz ohne Süße. Eine total reife, verspielte, europäische Frucht. Der Mund kracht richtig rein. Wow, da werden die Augen schmal, so viel Salz und Säure spülen über die Zunge. Sehr fein verwoben, versammelt, gewissermaßen konzentriert, aber auch auf eine sehr erfrischende Art schlank und präzise. Die Textur ist wunderbar salzig, weiß- und gelbfruchtig, verspielt. Dieses Spiel zwischen salzig-rauer mineralischer Textur und cremig-feinem Hefeschmelz ist wirklich genial. Der Frühtau hat dieses Jahr eine ganz feine, präzise Art und einen enormen Zug. Er hat weniger Tanninsbiss als der Halgans, ist trinkiger und animierender, wenngleich der Halgans wohl etwas mehr mitbringt. 93-94/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

94+
/100

Parker über: Riesling Monzinger Frühtau (ehem. Frühlingsplätzchen)

-- Parker: The 2021 Monzingen Riesling trocken Frühtau is clear, precise and more filigreed on the nose that shows bright fruit intermingled with stony, herbal and stewed champignon aromas as well as notes of parsley and, stunningly enough, oyster shell. On the palate, this is a coolish, elegant, persistently saline and persistent dry Riesling that matches many lighter dishes based on mussels, oysters, fish and vegetable. A fabulous, very stimulating and refined dry Riesling from the Frühlingspätzchen. Natural cork. 12% stated alcohol. Tasted at the domaine in August 2022. 94+/100

92
/100

Suckling über: Riesling Monzinger Frühtau (ehem. Frühlingsplätzchen)

-- Suckling: 25 Jul, 2022 – Brimming with white fruit and Amalfi lemon with delicate aromas of spring blossoms. Juicy and pithy palate that’s quite compact, the fine tannins quite pronounced. Lime-zest note at the very crisp finish. With plenty of aeration this turns in a more fruity direction and that suggests it just needs a bit of time. Drink or hold. 92/100

Mein Winzer

Emrich Schönleber

Im Auf und Ab der Weingeschichte genossen die Steilhänge der Nahe Anfang des 19. Jahrhunderts schon einmal allerhöchstes Ansehen. Auch Johann Wolfgang von Goethe hielt das allgegenwärtige Lob in seinen Notizen fest: »Nun rühmte die Gesellschaft einen in ihrer Gegend wachsenden Wein, den Monzinger...

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