Mercurey Lieu-dit Le Chapitre 2020

Bruno Lorenzon: Mercurey Lieu-dit Le Chapitre 2020

Zum Winzer

93–94
100
2
Pinot Noir 100%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2040
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
fruchtbetont
strukturiert
3
Lobenberg: 93–94/100
6
Frankreich, Burgund, Cote Chalonnaise
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Mercurey Lieu-dit Le Chapitre 2020

93–94
/100

Lobenberg: Ein Lieu-dit von einem Hektar Village-Lagen direkt in Mercurey, und auch hier steht die typisch hohe Dichtpflanzung von weit über 10000 Stöcken/ha. mit winzigen Erträgen pro Stock, unter 300 Gramm. Bruno hat ziemlich perfekte Werte von 3.5 pH und 13.2 vol. Alkohol geerntet. Aber auch die anderen Weine haben alle sehr hohe Rappenanteile, dieser Wein 50 Prozent in 2020. Alles wird immer komplett spontan vergoren, niemals angesäuert oder aufgezuckert. Alles rein natürlich und in gewissermaßen extrem in diesem puristischen, ja fast fanatischen Reinheitsgebot, das sich Bruno selbst auferlegt. Gleichzeitig ist er aber unheimlich clever und weiß stets exakt was er tut. Die Pinots werden zwar durch umpumpen hin und wieder belüftet, während dem Ausbau zeigen sie dennoch als Fassprobe immer eine geniale, kleine Reduktionsnote. In der Nase hochkonzentriert, schwarze und rote Kirsche in purster Form, sehr zarte Karamelle. Der Wein ist immens kanalisiert, er läuft nur geradeaus, hochverdichtet wie ein Strahl. Die Mineralität ist so glockenklar und pur, alles ist im Fluß, der Wein ist reich und immens hedonistisch, aber hat dennoch null Fett, ist angespannt wie ein Athlet. Der Wein changiert fast in ein Syrah-Spektrum mit seiner Kraft, aber die elegantesten Syrah überhaupt, höchstens Chave, Allemand oder Clape kommen in den Sinn mit dieser ultrafeinen Tanninqualität. Das ist atemberaubend gut und für einen Pinot Noir aus Mercurey nahe an der Perfektion. Bruno sagt selbst, dass er nicht sicher ist, ob er jemals wieder so perfekte Weine wie 2020 im Keller haben wird, es ist unwahrscheinlich sagt er. Die Kombination aus Kraft, Konzentration, Klarheit, Mineralität und Puristik in der Frucht sind absolut atemberaubend. Das ist ein hochintensiver Mercurey. Es gibt hier erstaunliche Ähnlichkeiten mit den Marsannays von Sylvain Pataille in der Herangehensweise und der Ausprägung der Weine. Das ist schon verblüffend gut. 93-94/100

Jahrgangsbericht

Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.

Mein Winzer

Bruno Lorenzon

Bruno Lorenzon ist DER große Meister in Mercurey, mehr noch, er ist DER Magier, der Mercurey in weiß und rot rausführt aus dem unteren Mittelfeld in die Oberliga der Cotes de Beaune. Die Gemeinde Mercurey liegt im Herzen der Côte Châlonnaise im südlichen Burgund. Hier sind 95% der Fläche mit Pinot...

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