Grauburgunder *** Selectionswein Großes Gewächs 2021

Holger Koch: Grauburgunder *** Selectionswein Großes Gewächs 2021

Zum Winzer

94–96
100
2
Grauburgunder 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2038
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 94–96/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Grauburgunder *** Selectionswein Großes Gewächs 2021

94–96
/100

Lobenberg: Der Wein steht zum einen auf einer Gewannlage namens Vogel und zum anderen in der kühlen Parzelle „Amerika“. Quasi ein Großes Gewächs, obwohl Holger Koch nicht im VDP ist, denn das ist kein geschützter Begriff. Aber es steht nicht auf dem Etikett, auch um keine schlafenden Hunde in Behörden zu wecken. Viele Winzer hier in der Region haben gegen den VDP Klagen gewonnen, dass die Bezeichnung „Großes Gewächs“ eben keine Bezeichnung ist, die geschützt ist. Ein freier Begriff, den man auch aufs Etikett schreiben könnte, wenn man denn wollte. Der kühlere Jahrgang 2021 war mal wieder wie früher, die Lese begann 2021 im September, da war 2020 die Lese schon komplett beendet. Super geniale Nase für einen Grauburgunder, weil sie so animierend und mit leicht grünlich-saftigen Elementen daherkommt, Mandarine, Nektarine, Mirabelle, schöne gelbe Frucht des Kaiserstuhls, aber eben mit einer grandiosen Präzision und Frische. Der Ausbau im Holz verleiht dem Wein Flügel und gleichzeitig mehr Druck. Auch hier der Kunstgriff von Holger Koch, es wurde ein ganz kleiner Teil der Ernte komplett Maischevergoren und vor dem Ausbau im Holzfass dann wieder cuvetiert, einfach um mehr Struktur zu bekommen. Diese Zugabe bringt ihm genau diese Struktur, dieses Mundgefühl, schön zupackend hintenraus, das gibt die nötige Frische und Textur in warmen wie in kühlen Jahren. Die Saftigkeit von 2021 ist wunderbar und gefällt mir in diesem Fall sogar noch besser als der nebendran probierte 2020er, der etwas mehr in die Breite geht, wo der 2021er viel definierter geradeaus schießt. 94-96/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Holger Koch

Holger Kochs Weingut befindet sich in Vogtsburg am Kaiserstuhl. Seine Weinberge aber vollständig im kühleren, höher gelegenen Bickensohl. Holger ist absoluter Spezialist für trockene Burgundersorten. Seine Weiß- und Grauburgunder und die Pinot Noirs verkörpern einen äußerst subtilen Stil, einen der...

Grauburgunder *** Selectionswein Großes Gewächs 2021