Lobenberg: Die beste Lage in Brauneberg und eine der besten Lagen an der Mosel überhaupt. Der leichteste Schieferboden und zugleich eine warme Exposition. Normalerweise ist die Juffer immer etwas feiner statt kraftvoller, und das ist auch 2020 der Fall. Es ist schon erstaunlich, dass die Qualität der Lage sich im Grunde bei Fritz Haag nicht durch Lautstärke und krachende Kraft auszeichnet, sondern durch mehr Finesse. Obwohl man hier schon in der Nase einen Sprung zu etwas höherer Reife im Gegensatz zur Juffer spürt, es wird dichter und konzentrierter in der Frucht. Ganz zart ist diese salzige, feine, gelbe europäische Frucht. Wir haben dennoch auf jeden Fall ein etwas schlankeres, klassischeres Jahr als der konzentrierte Blockbuster 2019, aber wir haben gleichzeitig ganz große Harmonie hier. Eine kristallklare Schieferwürze und so eine ganz hintersinnige, unterschwellige Salzigkeit gibt 2020 einfach einen tollen Schliff. Sommerapfel, Grapefruit und Orangenzesten, sogar Orangenblüten. Man ist versucht das Juffer GG doch feiner zu finden als die Sonnenuhr. Aber das währt nur einige Sekunden. Dann kommt der Nachbrenner. Die enorme Länge und Präsenz dieses Weines, ohne dass er so wuchtig und konzentriert daherkäme. Intensiver und druckvoller als das Juffer GG ist er schon, aber die Definition dieses Weines geschieht dennoch eher über Zartheit, Finesse, unendliche mineralische Länge und Steinigkeit. Sehr trocken und griffig, das gefällt mir gut, Oliver wird immer kompromissloser im Stil in den letzten Jahren. Keine Schminke, sondern purer Terroirausdruck. Das gehört auf jeden Fall schon zu den großen Weinen und zu den großen GGs des Jahrgangs, wie es letztes Jahr auch schon war. Während 2019 der konzentrierte Blockbuster für Jahrzehnte ist, macht 2020 kurz- bis mittelfristig schon auf. Oder es wird, wie 2016, ein Jahrgang, der fast immer gut schmeckt und sich vielleicht nie so sehr verschließt. 2020 hat auf jeden Fall die Ansätze dazu mit dieser offenen Frucht und hintersinnigen Eleganz, die eben ein bisschen an 2016 erinnert. Gepaart mit der Fruchtintensität von 2017. Aber Oliver Haag hat es hier doch wieder geschafft die Frucht nur zu einem Nebendarsteller neben der Mineralität werden zu lassen. Das ist trotz höherer Intensität als das Juffer GG ein eleganter, ganz feiner Wein. Erstaunlich, das hätte ich nicht erwartet. Superber Stoff, eines der großen GGs des Jahres. 98/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Direkt neben dem Juffer GG probiert. Ein Lächeln schleicht sich ins Gesicht, das ist schon verblüffend, wie fein die Sonnenuhr ist, so viel filigraner. Fas noch mehr Stein aber weniger Fett in der Frucht, pure Eleganz. Im Mund verträumt tänzelnd, intensiv zwar wie die Juffer, aber zarter und irgendwie filigraner. Lang und doch unanstrengender. Das Quentchen mehr in Feinheit was 98 von 100 Punkten unterscheidet. 100/100