Lobenberg: Der Vaulorent ist quasi die Verlängerung des Hügels auf dem die Grands Crus von Chablis thronen. Nur ein schmaler Pfad trennt diesen Premiers Cru vom Grand Cru Les Preuses. Die Ausrichtung läuft über Südost nach Südwest und den Boden bildet eine tiefe Mergelschicht über dem Kalkstein. Man muss klar unterscheiden zwischen einerseits dem Toperzeuger höchster Qualität: *Domaine William Fevre - das sind nur eigene Weinberge, 15 Hektar Grand Cru, 15 Hektar Premier Cru, darüber hinaus fast 50 Hektar Domaine Dorfappellation. *Maison William Fevre', das minderwertigere Handelshaus wird auch unter diesem Namen abgefüllt, die Weine sind nur aus zugekauften Trauben diverser kleiner Erzeuger. Für 'Maison Fevre' wird doppelt so viel abgefüllt wie für die Domaine Fevre, dementsprechend groß ist auch der Unterschied in der Qualität. Die Domaine ist nur biologische Weinbergsarbeit, was bei 'Maison' natürlich nicht der Fall ist, schon daher darf man diese beiden Teile qualitativ nicht verwechseln. Selbstverständlich arbeiten wir nur mit der Domaine. Alle Weine werden spontan vergoren, alle Weinberge werden mit strengem organic farming bearbeitet, aber es gibt keine Zertifikation. Vor der Presse gibt es einige Stunden Standzeit, danach sofort Abpressung in einen Sedimenttank, danach zu 40 Prozent in Holz vergoren. Nach der Vergärung werden die Weine dann mit der vollen Hefe in Edelstahl ausgebaut. Der Vaulorent ist wahrscheinlich der König unter den Premiers Crus von Fèvre und einer der besten 1er Crus überhaupt. Vaulorent und Fourchaume streiten sich häufig um die Krone. Das ist genau das hervorragende Merkmal von Chablis im Gegensatz zum klassischen Burgund um Beaune. Struktur und immer wieder Struktur, Straffheit, leicht grünliche Frucht in der Nase. Sehr viel Mineralik daneben, Feuerstein, fast an Sancerre von Gaudry erinnernd. Leichte Blumigkeit an der Seite, Frühlingsblumen, aber auch ein Touch Bitterness und ein Hauch Papaya, neben etwas unreifer Litschi und straffer Birne, auch Orangenschale. Aber nichts ist süß, alles bleibt straff. Die Süße wird hier von der Mineralität nochmal ganz anders eingefangen als an der Côte de Beaune. Der Vaulorent reflektiert sicherlich den Jahrgang, er hat schon Kraft und Dichte, gab nur sehr geringen Ertrag aus den allerbesten Trauben in 2019. Der Vaulorent zeigt im Mund sogar noch mehr Struktur als in der Nase. Auch hier das leicht grünfruchtige Gerüst, kreidige Tannine. Trotz der leichten Phenolik der ultrakurzen Standzeit vorm Abpressen ist hier natürlich nichts auf der Maische vergoren worden. Der Wein ist unglaublich frisch. Diese frische Grapefruit- und Zitrus-lastigkeit kämpft mit einer leicht phenolischen Tanninstruktur und der fast scharfen minzig-steinigen Mineralik um die Vorherrschaft. Die leicht grünliche und deshalb so angenehme Frucht aus Grapefruit, Netzmelone, Litschi, weißem Pfirsich und nicht sehr reifer Birne bildet dann mit dem sehr deutlich ausgeprägten Feuerstein, der sich anfühlt als würde man über einen Kieselstein im Mund trinken, den weiteren Rahmen. Das ist für mich ein großer Premier Cru, der in genau dieser Straffheit eben so besticht. Denn weich und lecker kann in Chablis jeder, aber so einen fast ganz großen Wein als Premier Cru hinzustellen ist schon ziemlich großes Kino. Ich bin geflasht von diesem 1er Cru. 96-97/100